Ignite, Terror, Strung Out, Death Before Dishonor, Burn The 8Track, Today Forever - Berlin, SO36
Kaum besser erging es BURN THE 8 TRACK, die mit ihrem poppigen und leicht zugänglichem Hardcore-Punkrock-Mix zwar bestens ins Line-Up passten, aber es an diesem Abend nicht schafften, den Funken beim Publikum zu zünden. So sehr sich die Kanadier auch abmühten, passierte vor der Bühne kaum etwas. Zudem war der Gesang nicht das Gelbe vom Ei, besonders bei hohen Passagen klang es nicht wirklich gut. Nach nur siebzehn Minuten wurde der letzte Song angekündigt und nach weiteren drei Minuten war die Show vorbei. Ob das geplant war oder die Band eine Frustkürzung ihres Sets vornahm ist nicht bekannt.
DEATH BEFORE DISHONOR erlebten dann die andere Seite des Berliner Publikums. Vom ersten bis zum letzten Song tobte vor der Bühne ein großer Pit, der sogar den ersten Circle Pit des Abends zu bieten hatte. Es ist immer wieder erstaunlich, wie souverän die Bostoner auf der Bühne agieren und was für eine Durchschlagskraft sie entfalten, immerhin hat die Band gerade einmal eine Full Length und eine EP veröffenlicht. Davon war an diesem Abend nichts zu merken, die Ostküstler agierten wie alte Hasen und hatten das Publikum voll im Griff. Nach einer halben Stunde ließen sie ausgepumpte, aber zufriedene Fans zurück. Großes Tennis!
STRUNG OUT bedienten dann die andere Hälfte des Publikums, also alljene, die auf melodischen Punkrock stehen und für die IGNITE eher was war als TERROR. Die Herren bei STRUNG OUT sind alle schon einen Tag älter, kamen (als einzige Band) in synchronem Outfit auf die Bühne und hatten Spass inne Backen. Im Grunde boten sie nichts Weltbewegendes, aber Melodycore funktioniert live halt immer – und noch viel mehr, wenn die Band soviel Spaß dabei hat wie in diesem Fall. Ein kurzweiliger Set mit ersten Crowdsurfern, Singalongs und viel positiver Energie!
Auf ihre ganz eigene Art verbreiten TERROR auch positive Energie. Man muss sie nur unter der rauhen Schale finden. Dem Charme eines positiv Verrückten wie es Sänger Scott Vogel ist, kann sich dabei kaum jemand entziehen. Immer wieder forderte er die Fans zu mehr Bewegung an, besonders Stagediver haben es ihm angetan. Die Berliner kamen dem bereitwillig nach und segelten im Sekundentakt von der Bühne, während TERROR einen Smasher nach dem anderen runterzockten und das Mikro dabei immer wieder in die ersten Reihen gereicht wurde. Bei „Spit My Rage“ gab der DEATH BEFORE DISHONOR-Sänger ein kurzes Intermezzo, ebenso ein Haufen Fans. Wie gewohnt boten TERROR eine lehrbuchmäßige Show, die niemanden im Club enttäuscht haben dürfte.
IGNITE zeigten sich davon nicht sonderlich beeindruckt, warum sollten sie auch? Die Herren sind zweifellos eine feste Größe in der HC-Szene und können auf eine treue Fanschar vertrauen, die auch die dritte oder vierte Tour zum „Our Darkest Days“-Album in Massen besucht. Die Setlist unterschied sich kaum von denen der 2007er-Touren, einzig die beiden Semi-Akustik-Versionen am Ende waren neu, genauso wie ein 94er Song, der als Hommage an eben jene SLAPSHOT-Show verstanden wurde. Zwischendurch gab es von Sänger Zoli die gewohnt eindeutigen Statements zu den US-Wahlen, zu Umweltthemen (vor der Zugabe kam noch ein Sprecher von Sea Shepherds auf die Bühne) und dem momentanen Zustand der HC-Szene. Als Ausblick auf das im Winter anstehende neue Album gab es einen fertigen Song, der die IGNITE-Trademarks aufwies und gut Druck machte. Es machte Spaß, den immer noch jugendlichen wirkenden Musikern zuzusehen, die selbst am meisten Spaß an der Show hatten, was sich auf das Publikum übertrug – es gab wie schon bei TERROR alles, was zu einer HC-Show gehört. Nach etwas mehr als einer Stunde war die Setlist von IGNITE abgearbeitet und ein mehr als zufriedenes Pubkilum verließ nach fünf Stunden guter Musik das SO36.