I Walk The Line - Rotenburg, Villa

Der Fünfer brauchte lange, um über die völlig verstopften Autobahnen zu gelangen und war dementsprechend fertig, als er endlich am Zielort ankam. Aber was ein echter Finne ist, der meckert nicht. Einfach Equipment ausgepackt, aufgebaut und ab dafür! Auch wenn kaum einer der Anwesenden mit dem Material der Band vertraut gewesen sein dürfte, hatten I WALK THE LINE von Beginn an leichtes Spiel und konnten problemlos zum Mittanzen animieren. Die Mischung aus Punk und Rock ging direkt ins Blut, ohne sich mit einem Umweg über das Gehirn aufzuhalten, und die energiegeladene Show der Band tat ihr übriges dazu bei, dem Publikum gut einzuheizen. Drummer Jussi (der als Christian Ulmen-Double durchgehen würde) war nach zwei Songs bis auf die Knochen nassgeschwitzt, während Orgelspielerin Anna im wahrsten Sinne des Wortes cool blieb. Wer sich bei der Nennung des Instruments verwundert fragt, wie das in einen Punkrock-Sound integriert werden kann, wird bei I WALK THE LINE feststellen, dass es möglich ist. Genaugenommen ist die Orgel als gleichberechtigtes Instrument in die Songs eingebaut worden und bekommt bei jedem Song viel Raum zur Entfaltung. So hatte die mit einer Knieverletzung kämpfende junge Dame gut zu tun und stand nicht einfach nur wie viele Keyboarder rum und trank Bier, während die Sidekicks ackern, ganz im Gegenteil. Sänger Ville und Gitarrist Antti scherzten derweil mit dem Publikum und legten sich mächtig ins Zeug, um ihrem trommelnden Kollegen in Sachen Schweißausstoß nicht nachzustehen. Coole Sau des Abends war Gitarrist Jani, der die Welt um sich herum vergessen zu schien, während er wie ein Großer poste und die Songs vorantrieb. Hier waren Vollblutmusiker am Werk, die auch in einem kleinen Laden alles geben - da waren die Rufe nach einer Zugabe nicht überraschend. Zwei Songs gaben I WALK THE LINE noch zum Besten, dann war Schluss mit einer grandiosen Punkrock-Show (sie hätten noch mehr Zugaben gespielt, wenn das Publikum ihr komplettes Merch gekauft hätte, aber so viel Geld war dann doch nicht versammelt) und die Band konnte sich bei kickern und einem kalten Bier entspannen, bevor es am nächsten Morgen weiter nach Berlin ging.