Konzert:

Horrorpops, Left Alone - Zürich, Abart

Konzert vom 01.12.2005Seit Ende April sind die HORRORPOPS jetzt schon fast ununterbrochen auf Tour, wobei sie u. a. schon in den USA, Kanada, Australien und Japan Station gemacht haben. Jetzt hat es die Dänen endlich mal wieder in ihren Heimatkontinent Europa verschlagen, und auch die Schweiz wurde mit einem Besuch beehrt. So fand sich am vergangenen Donnerstag Abend eine beachtliche Schar an Rock ´n Roll-Jüngern (und Jüngerinnen) im Zürcher Abart ein, um in den Genuss des Vierers um das Traumpaar Patricia und Nekroman und ihres eingängigen, aber energiegeladenen Sound-Mix aus Rock ´n Roll, Rockabilly und Pop zu kommen.



Als Anheizer hatte man die Kalifornier LEFT ALONE im Gepäck, und als solche machten sie ihre Sache auch recht gut. Das Trio spielte wenig originellen, aber soliden und dreckigen ´77er California-Punkrock, bei dem abwechselnd RANCID und die SWINGIN´ UTTERS grüßen ließen. Zwischendurch wurde auch immer mal wieder ein Ska-Song intoniert, bei denen dann ein Saxophonist mit auf die Bühne sprang, der zuätzlich sogar ein paar Mal in die Tasten einer alten Orgel griff, so dass für ausreichend Abwechslung gesorgt war. Konnte man sich alles gut anhören, allerdings fehlte dem Zusammenspiel stellenweise die nötige Tightness, und auf Dauer klang dann doch alles sehr ähnlich, so dass niemand wirklich traurig war, als die Jungs nach gut 40 Minuten ihr Set beendeten. Unterm Strich boten LEFT ALONE also nichts Weltbewegendes, als Vorband taugten sie aber allemal.


Als dann um kurz vor halb elf die HORRORPOPS die Bühne betraten, war das Abart gerammelt voll. Ohne Umschweife ging es dann auch direkt los, und ein Song nach dem anderen wurde ins Publikum gerockt und gerollt, was das Zeug hielt, wobei der Schwerpunkt der ersten Hälfte des Sets auf dem neuen Album lag und gegen Ende immer mehr Songs des Debüts gespielt wurden. Alle Aufmerksamkeit war natürlich auf Sängerin und Kontrabassistin Patricia gerichtet, den musikalischen wie optischen Mittelpunkt der Band. Sie ist eben ganz einfach eine Augenweide, und alleine, wenn sie zwischen den Songs ihr dreckiges Lachen erklingen ließ, verursachte das schon Gänsehaut. Leider blieb ihr Charme aber ziemlich oberflächlich, und vor allem ihre ewig gleichen Versuche, das Publikum zu animieren, nervten irgendwann. Ständig sollte "Hell Yeah!" gebrüllt, "Oh-oh-oh" gesungen und das neue Album gekauft werden, und wehe, es wurde nicht ausgiebig genug getanzt! Dann war man direkt ein "Sucker" und sollte gefälligst abhauen und es sich selbst besorgen. Oder so... Ganz anders Nekroman, der ununterbrochen manisch und rastlos auf der Bühne rumwetzte und auf seine Gitarre einhackte und dabei gleichzeitig komplett in der Musik aufging und unglaublich präsent war. Er ist eben ein echter Vollblutmusiker mit Leib und Seele, egal, welches Instrument er spielt. Allerdings hatte man doch das Gefühl, dass ihm sein Kontrabass irgendwie fehlte, denn es schien, dass ihm sein Gitarre viel zu klein war, um seine ganze Energie auszuleben. Neben zwei solchen Persönlichkeiten können andere Musiker natürlich nur verblassen, und so war es dann auch. Obwohl Drummer Niedermeier und Gitarrist (und Ex-TIGER ARMY-Bassist) Geoff engagiert zu Werke gingen, bekam man nicht viel von ihnen mit und wirkten neben diesen beiden Paradiesvögeln relativ farblos. Auch die beiden Go-Go-Tänzerinnen konnten nicht viel reißen. Generell waren sie ja ganz niedlich anzuschauen und außerdem stilvoll auf das HORRORPOPS-Image abgestimmt in Petticoats mit aufgedruckten Skeletten gekleidet, aber ihr aufgedrehtes Rumgehampel wirkte eher lächerlich als dass es einen irgendwie anmachte. Das Publikum sah über solche Kleinigkeiten aber großzügig hinweg und ging begeistert mit. Zwar hatten es sich einige Konzertbesucher an der Bar gemütlich gemacht und sahen sich die Show von dort aus an, aber vor der Bühne wurde ausgiebig gejohlt und getanzt, was sich bei den schnelleren Stücken zum Pogo-Pit steigerte.


Der Sound war größtenteils recht ordentlich: Von Patricias Stimme bekam man jede Nuance mit, und ihr klackernder Kontrabass war schön nach vorne gemischt. Lediglich die Drums wummerten etwas zu sehr, und die Gitarren klangen stellenweise ziemlich verwaschen, was aber vielleicht auch daran liegen kann, dass beide Gitarristen mit sehr ähnlichen Sounds und außerdem die meiste Zeit über das gleiche spielen. Hier stellt sich natürlich die berechtige Frage, warum die HORRORPOPS überhaupt einen zweiten Gitarristen beschäftigen, denn mit nur einer Gitarre wären die Riffs und Harmonien sicherlich prägnanter und besser zu erkennen gewesen. Bei der ersten Zugabe war es dann soweit: Patricia und Nekroman tauschten ihre Instrumente und letzterer konnte endlich richtig loslegen. Mal spielte er den Bass aufrecht, dann wieder seitlich wie eine Gitarre und zwischendurch leckte er immer wieder wie irre die Saiten ab. Was für ein genial-durchgeknallter Typ! Danach wurde wieder zurück getauscht und es folgten noch zwei Songs, die dann nach knapp 70 Minuten Spielzeit das Konzert beendeten. Insgesamt ein guter Auftritt einer guten Band, aber was ein bisschen fehlte, war echte Leidenschaft, wohingegen dieses ganze Rock ´n Roll-Grusel-Lollipop-Getue ziemlich aufgesetzt wirkte. Ich zumindest ertappte mich immer wieder bei dem Gedanken, wie genial es wäre, wenn nach den HORRORPOPS noch Nekromans andere Band, die NEKROMANTIX, spielen würden...