Konzert:

HELLOWEEN & HAMMERFALL - Frankfurt, Jahrhunderthalle

Konzert vom 09.12.2022

Lange haben die Fans warten müssen, aber heute sollte es endlich so weit sein: Die wiedervereinigten Hamburger (mit maßgeblich süddeutscher Beteiligung) und die schwedischen Hammerschwinger machten endlich Station in Frankfurt. Unbeeindruckt von der Tatsache, dass ein paar Kilometer weiter am gleichen Abend auch noch NIGHTWISH spielten, war die Jahrhunderthalle zu Frankfurt sehr gut gefüllt und so sollte einem gelungenen Metalabend nichts im Wege stehen. Eigentlich. Den großen Downer gab es schon im Vorfeld, als bekannt wurde, dass Michael Kiske auf Grund einer schweren Mittelohrentzündung zu Hause das Bett wird hüten müssen. Zumindest mit einer kurzen, aber sympathischen Videobotschaft wandte er sich an die Frankfurter Fans.

Zuerst durften sich HAMMERFALL beweisen, deren Status weit über den einer normalen Supportband hinaus ging. Sie hatten die volle Bühne, Licht und Sound zu Verfügung und bekamen darüber hinaus auch noch über 70 min Spielzeit zugestanden. Offenbar ist die Stimmung im Tourtross eine sehr gute und der große Nutznießer ist dabei der Fan, welcher zwei fette Shows an einem Abend geboten bekam. Der Einstieg mit dem neuen „Brotherhood“ ist gut gewählt und sofort hatten die Schweden einen Großteil der Leute auf ihrer Seite. Joacim war einmal mehr ein souveräner Frontman, welcher sowohl mit klarer, kraftvoller Stimme, als auch mit sympathischen Ansagen punktete. Wenn man allerdings HAMMERFALL schon oft live bewundern durfte, dann kam einem doch vieles schon sehr bekannt vor und ein bisschen Spontanität würde dem Vergnügen keinen Abbruch bereiten. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau, denn die Schweden boten eine knackige, bewegungsfreudige und kurzweilige Metalshow. Unterhaltung auf Topniveau sozusagen. Die Haare flogen, Oscar poste, Fredrik hatte augenscheinlich richtig Spaß und Pontus feuerte ein Flitzefingesolo nach dem anderen ab. Joacim und seine Mannen führten durch ein Programm, welches nahezu alle Hits im Umfangreichen Oeuvre der Schweden abdeckte. Egal ob alte Nummern wie „The Metal Age“ oder das „Crimson Thunder-Medley“, mittelaltes wie „Any Means Necessary“, „Blood Bound” oder „Last Man Standing“ oder aktuelles wie „Venerate Me“ und „Hammer Of Dawn“, jeder Song ein Treffer. Das Finale bestritten HAMMERFALL dann mit einer furiosen Version von „Hearts On Fire“, welches von der ganzen Halle lauthals mitgesungen wurde. Ich persönlich habe zwar die eine oder andere Speednummer vermisst, dürfte da aber wohl der einzige gewesen sein. Alles in allem ein einmal mehr sackstarker Auftritt, welcher den Status HAMMERFALLs als eine der konstantesten Livebands wieder einmal untermauerte.

Nach einer kurzen Pause legten HELLOWEEN mit dem langen „Skyfall“ gleich standesgemäß los. Nicht jede Band kann es sich erlauben mit einem knapp viertelstündigen Song eines neuen Albums zu beginnen. Bei HELLOWEEN funktionierte es tadellos. Und wenn man dann gleich noch „Eagle Fly Free“ hinterher schiebt, dann steht die Halle erfahrungsgemäß Kopf und so war es auch heute. Auch wenn man gerade hier oder bei „Future World“ Michael Kiske vermisste. Auf der anderen Seite singt Andi Deris auch diese Songs schon seit fast 30 Jahren und hat HELLOWEEN nicht nur geprägt, sondern vor allem am Leben gehalten und so diese Reunion erst möglich gemacht. Das sollte auch den ewigen Nörglern mal bewusst werden. Eins meiner persönlichen Highlights war natürlich der „Walls Of Jericho-Block“. Klar, „Metal Invaders“ geht nicht mehr wie einst im Mai und Kai ist sicherlich froh keine 90 min als Frontmann bestreiten zu müssen, Spaß macht es dennoch und der Teenager in mir ist plötzlich wieder ganz da. „Heavy Metal Is The Law“, mehr braucht es einfach nicht zum glücklich sein. Die Show als solche war gegenüber der „Pumpkins United“ Tour ein wenig reduzierter aber dennoch sehr stimmungsvoll und unterhaltsam. Mit „Dr. Stein“ und „How Many Tears“ bog man auch schon auf die Zielgerade ein. Ließ sich aber nicht lange bitten und legte im Zugabeblock mit „Perfect Gentleman“ und „I Want Out“ nochmal kräftig nach. Auch ohne Michael Kiske boten HELLOWEEN starkes Metalentertainment. Die gute Stimmung innerhalb der Band und die gegenseitige Wertschätzung aller Beteiligten ist zu jeder Zeit spürbar und lässt die Einheit HELLOWEEN auch solch schwierige Abende wie heute locker meistern. Das Fehlen des „Keepers“ und von „Save Us“ (beide wurden bei anderen Shows gespielt) tat zwar weh, war bei den Umständen jedoch verständlich und allemal besser als eine weitere Verschiebung oder eine Absage.

Am Ende hatte wohl niemand der Besucher der Jahrhunderthalle sein Kommen bereut und sowohl HAMMERFALL als auch HELLOWEEN bewiesen, dass sie auch 2022 immer noch eine Menge Relevanz besitzen.

Text:   Fabian Zeitlinger
Fotos: Michael Berghammer



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