Konzert:

Hellacopters, Bloodlights - Hamburg, Markthalle

Konzert vom 15.09.2008„It’s not a funeral, it’s a party!“ war das Motto des Abends – die HELLACOPTERS hatten zum Auftakt ihrer Farewell-Tour in die Markthalle geladen und den Laden flugs ausverkauft. Blood, Sweat And Tears. Unklar war nur, welche Band die Schweden begleiten würde…


Das Rätsel wurde ziemlich pünktlich um 21 Uhr gelöst, als BLOODLIGHTS auf die Bühne kamen. Captain Poon hat nach dem Ende von GLUECIFER ein paar neue Leute um sich geschart und macht mit rotzigen, nicht ganz so hartem Rock weiter. Natürlich stand der Captain im Mittelpunkt des Geschehens, hat er doch mittlerweile auch den Sangesposten für sich in Anspruch genommen und überläßt die Background-Vocals den Kollegen. Die posen fleißig, besonders der hochgewachsene, dünne Gitarrist hat mächtig Spaß am Posen und einigen kleinen Rockstarallüren, wozu das obligatorische Solo gehört. Aber soviel Spaß die Herren auf der Bühne hatten, so wenig war vor derselben los. Von einer Handvoll Die Hard-Fans mal abgesehen, gab es kaum Bewegung im Publikum und kamen die Mitmachspielchen nur zu einem verhaltenen Echo. Die BLOODLIGHTS-Songs kicken halt noch nicht so wie GLUECIFER- oder HELLACOPTERS-Sachen, einiges vom Material klingt zu generisch, anderes zu zahm. Potential ist da, aber Captain Poon und seine Mannen werden sich mit den nächsten Album anstrengen müssen. Und eine Fanschar baut sich nicht über Nacht auf, auch nicht mit GLUECIFER-Credibility im Hintergrund.


Eigentlich war es aber auch egal, wer die Vorband an diesem Abend war, das wurde um 22 Uhr klar, als das Saallicht ausging und ein paar Schweden zu einem Intro auf die Bühne gingen. Nicke wie gewohnt mit Mütze und Ohren-aus-den-langen-Haaren-rausguck-Frisur, Gitarrenkollege String im Jackett, da bildete Basser Kenny mit hautenger Punkrockjeands und mega-dicken Dreads den optischen Kontrast. Drummer Robban war von Beginn an mit nackten Oberkörper dabei und zeigte eine für einen Drummer beeindruckende Plautze. Ohne große Ansage ging es in die Vollen – und die Hallte kochte. Hamburg hatte lange auf die HELLACOPTERS gewartet und war mehr als gewillt, den letzten Abend mit der Band zu einem unvergesslichen zu machen. Jeder sang mit, spielte das Finger-in-die-Luft-Spiel, wippte mit dem Kopf oder trotzte den üblichen tropischen Markthallen-Verhältnissen und ging in den Pit. Aus dem kamen immer wieder Crowdsurfer hervor, die von der Security aber nicht rausgefischt wurden, sondern im Gegenteil wieder zurück ins Publikum gedrückt wurden. Öfter mal was Neues… Immerhin segelten die Leute so wenigstens recht lange über die Menge, ist ja auch ein beeindruckender Anblick. Derweil spielten sich die HELLACOPTERS in einen wahren Rausch, streiften dabei jedes Album und genossen die letzte Hamburg-Show ever. Hingucker war dabei Basser Kenny, der sich in seiner eigenen Welt befand und seinen vermaggelten Bass (sicher noch der erste, den er jemals gekauft hat) mit den Bewegungen eines Kiffers bearbeitete. Schöner Kontrast zum Rock’n’Roll-Gepose der beiden Herren an der Gitarre. So verging die Zeit wie im Flug, viel zu schnell waren 75 Minuten um und die Schweden von der Bühne verschwunden. Natürlich gab es noch eine Zugabe, mit dem grandiosen „Soulseller“ als Abschluss. Dann ging das Bühnenlicht aus, eine Abschiedsmelodie erklang und es war vorbei. Nie wieder HELLACOPTERS in Hamburg. Aber: it’s a party, not a funeral! Diesem Motto sind alle treu geblieben und gingen danach mit einem lachenden und einem weinenden Auge nach Hause. Soschön kann Abschiednehmen sein.