Heaven Shall Burn, Cataract, Maroon, God Forbid, Purified In Blood, A Perfect Murder - Hannover, Musikzentrum

Pünktlich zum Beginn von A PERFECT MURDER war ich dann wieder da. Die Amis legten vor halbvollen Saal ordentlich los und gaben sich redlich Mühe das publikum in Stimmung zu bringen, aber von einem Die-Hard-Fan abgesehen (der den kompletten Set vor der Bühne tanzte) wollte sich niemand von der Band mitreißen lassen. Selbst der Höflichkeitsapplaus am Ende des Sets fiel sehr bescheiden aus. Dabei hätten A PERFECT MURDER mehr verdient - auch wenn sie keine sonderlich originelle Combo sind, haben sie ihren Metalcore sauber gespielt und eine ordentliche Show abgeliefert. Aber das ist wohl das Los der meisten Opener.
Norwegens Youngstars PURIFIED IN BLOOD konnten da schon mehr Resonanz beim Publikum verzeichnen und die ersten Circle Pits des Abends für sich versuchen (auch wenn der dritte nicht so recht klappen wollte). Ein wahrer Orkan wurde von den beiden Sängern und ihren SLAYER liebenden Gitarristen entfacht, der vor hauptsächlich von den Songs des famosen "Reaper Of Souls"-Albums verursacht wurde. Nach drei Wochen HOE-Tour war die Band perfekt aufeinander eingespielt und zeigte gleichzeitig keine Zeichen von Müdiskeit. Die Jungs hatten Spass und übertrugen das auf die ersten paar Reihen der Anwesenden. Sehr cool! Die abschließende Coverversion eines Metalklassikers konnte auch den GOD FORBID-Basser ein anerkennendes "Hell Yeah!" entlocken. Recht hat er!
Eben noch vor der Bühne, stand der gleiche schlaksige Kerl ein paar Minuten später auf der Bühne und machte Bass-Soundcheck. GOD FORBID waren noch nie mein Fall und konnte mich auch an diesem Abend nicht überzeugen. Die Bühnenshow war recht statisch, einzig der Sänger bewegte sich ordentlich, und die Songs ähneln sich ab dem dritten viel zu sehr. Da helfen auch die (manchmal arg schiefen) Backing Vocals der beiden Gitarristen nicht. GOD FORBID werde ich wohl nie lieben. Ein paar Fans hatten ihren Weg nach Hannover gefunden und sorgten für Bewegung vor der Bühne, der Großteil der Leute beschränkte sich aber auf Höflichkeitsapplaus.
Bei MAROON war dann deutlich mehr Interesse zu spüren, vom ersten Ton an des Nordhausener Rotzkommandos moshten zwei Reihen direkt vor der Bühne und hatten dabei einen großen Pit im Rücken. Sänger Andre forderte die Leute noch zu Rücksichtnahme auf ("Bei PURIFIED IN BLOOD wurde einer rausgetragen, dass muss ja nicht sein!") und dann ging’s los. "24 Hour Hate" leitete einen intensiven MAROON-Gig ein, bei dem MAROON keine Gefangenen machten. Der Schwerpunkt des Sets lag beim aktuellen Album "When Worlds Collide" und wurde vom Publikum dankend angenommen. Nachdem Andre die Erlaubnis zum Stagediven gegeben hatte, trauten sich die ersten auf die Bühne und die Band spielte sich in einen Rausch. Da wurde gepost wie im Metal-Lehrbuch und gleichzeitig eine Granate nach der anderen abgefeuert. Der Saal kochte und feierte MAROON. So soll das sein! Natürlich gab es die obligatorischen Rotzattacken von Andre, der aber auch bewies, dass er die beliebten Klatsch- und Mitgröhlspielchen kennt und mag und sich als routinierter Entertainer gab. Das war eine ganz große Show, aber ich glaube, MAROON können auch gar nicht anders!
Mit neuem Bassisten kamen hernach CATARACT auf die Bühne und konnten von der guten Vorarbeit MAROONs profitieren. Die Leute hatten Bock auf die Schweizer, die ganz unschweizerisch heftig loslegten und ihren Co-Headliner-Status rechtfertigen wollten. Bis auf den sehr schüchtern Mann am Viersaiter taten das auch alle Mucker und bewegten sich viel. Sänger Federico hat seinen ganz eigenen, bärigen Charme, mit der beim Publikum gut ankam, zu dem er viel Kontakt suchte. Ob CATARACT jetzt mehr Hardcore oder mehr Thrash Metal sind, ist eine müßige Frage, live macht die Band einfach alles platt und bringt animiert das Publikum zu Höchstleistungen. So soll das sein - und so war es auch!
Gegen 23 Uhr kamen HEAVEN SHALL BURN auf die Bühne und obwohl das Publikum bereits fünf Stunden Musik hinter sich hatten (und die Luft im Musikzentrum zum Schneiden war), bildete sich sofort der größte Pit des Abends. Wie die anderen Bands zuvor zeigten auch HEAVEN SHALL BURN keine Anzeichen von Erschöpfung nach drei Wochen Tour und waren mit Enthusiasmus bei der Sache. Auch bei ihnen lag der Schwerpunkt auf dem neuen Album "Deaf To Our Prayers", dessen Songs den meisten Anwesenden ziemlich gut bekannt zu sein schienen. Allerdings kamen "Voice Of The Voiceless" und die anderen Songs von "Antigone" noch einen Tick besser an. Als Dank an die alten Fans hatten HEAVEN SHALL BURN nochmal tief in der Mottenkiste gewühlt und einen Song ihres ersten Albums ausgegraben, der sich nahtlos in den Set einfügte. Dass das Publikum mit der Songauswahl zufrieden war, zeigten sowohl der große pit als auch die Massen an Stagedivern, die unterwegs waren. Zum Ende hin gab es zwar einige Beinahe-Schlägereien unter den Testosteron-Junkies im Pit, aber dank des beherzten Einsatzes einiger Fans mit kühlerem Kopf wurde alles friedlich geregelt. Utnerdessen boten HEAVEN SHALL BURN eine High Energy-Show und rissen die Fans mit. Natürlich waren die 55 Minuten Spielzeit viel zu kurz und so mußten die Jungs nochmal für eine Zugabe zurück auf die Bühne - trotzdem war die Show viel zu schnell vorbei. Aber das ist ja immer ein Zeichen für einen gelungenen Abend, oder?