Konzert:

Headbangers Open Air 2013 - Samstag

Konzert vom 27.07.2013Der Samstag fing für uns mit einer schönen Dusche (jajaja....gar nicht Metal) und einem ausladenden Frühstück an. So ausladend, dass wir erst zur zweiten Band MEGAHERA auf dem Gelände ankamen.
Die Italiener boten sehr truen 80er Speed Metal der Marke frühe FLOTSAM & JETSAM. Leider offenbarte sich hier das gleiche Problem, welches MEGAHERA auch schon auf Platte zu einem zwiespältigen Thema machen: Die Stücke sind oftmals schlicht zu lang und kommen nicht auf den Punkt. Hier noch ein Part und dort noch ein instrumentaler Einschub und noch ein Break etc. Sie schaffen es leider nicht ihre Kompositionen über die langen Distanzen (oft 7- 8 Minuten) spannend zu halten. Richtig geile Momente werden so ausgebremst. Erschwerend kam hinzu, dass gerade Frontmann Mario Marras zumindest den Eindruck vermittelte, er habe ein wenig zu viel von nicht ganz legalen Rauchwaren gekostet. Aber auch seine Hintermänner waren alles andere als eine tight eingespielte Einheit. Die Grundausrichtung stimmt bei MEGAHERA, aber um im Konzert der Großen mitspielen zu können hat die Band noch einige Baustellen zu bearbeiten.





Ganz anders die Schwabenpfeile von SACRED STEEL. Mit einer betont oldschooligen Setlist (u.A. „Wargods Of Metal“, „Tonight The Witches Ride“, „Battle Angel“ oder „Metal Reigns Supreme“) eroberten sie das H.O.A. im Sturm. Perfekt eingespielt und mit einer mitreißenden Spielfreude gesegnet, ballerten SACRED STEEL alles in Grund und Boden. Auch ein neues Stück wie „No God/No Religion“ machte keine Gefangenen. Der größte Pluspunkt jedoch war Frontmann Gerrit Mutz, welcher mit äußerst unterhaltsamen und mitunter auch selbstironischen Ansagen („Hab ich dir gerade ins Solo reingesungen? Ja? Sorry...aber kann sich ja kein Mensch merken“) punktete. SACRED STEEL sind eine feste Größe im Untergrund, welche sich als eigenständige und ernstzunehmende Formation etabliert hat. Auch wenn der große Erfolg ausblieb (und wohl auch ausbleiben wird), so liefern SACRED STEEL sowohl auf der Bühne, als auch auf Platte immer Hammerqualität ab. Das OMEN-Cover „Battle Cry“ überzeugte dann auch den letzten Anwesenden.




Dann wurde es kultig. Die Amis HERETIC stürmten die Bühne. Harter Power Metal an der Grenze zum Thrash stand auf dem Programm. Die Heretiker waren mit ihrem Original Sänger Julian Mendez angereist, welcher auch das aktuelle Comebackalbum „A Time Of Crisis“ eingesungen hatte. Dessen Nachfolger Mike Howe (kam später bei METAL CHURCH zu veritabler Berühmtheit) kann mit Metal leider nicht mehr so viel anfangen. Gitarrist Brian Korban hingegen gründete mit dem „anderen“ METAL CHURCH Sänger David Wayne in den späten 80ern REVEREND. Nun aber sind HERETIC wieder am Start und legten sich gleich kräftig ins Zeug. Mendez mimte den Maniac und auch Korban konnte seinen Kopf nicht still halten. Up-Tempo Hymnen wie „Heretic“, treibendes à la „When Kingdoms Fall“ oder E.P. Stoff der Marke „Whitechapel“ wurden sehr wohlwollend aufgenommen. HERETIC gaben richtig Gas und boten erstklassige Metal Unterhaltung. Respekt.






Auf die nun folgenden BLASPHÈME freute ich mich unbändig. Durfte ich die Herren doch schon 2011 in Frankreich bewundern, wo sie mir eine Gänsehaut nach der Anderen bescherten. Leider gab es zu Beginn sofort eine Enttäuschung: Originalstimme Marc Fery ist nicht mehr Teil von BLASPHÈME. Seinen Posten teilten sich Alexis Roy-Petit (sonst EVIL ONE & HÜRLEMENT) und SHANNON Fronter Olivier Del Valle. Obwohl ich Marc vermisste, muss ich gestehen, dass beide Sänger ihre Sache extrem gut machten. Außerdem hatten alle Beteiligten offensichtlich einen riesen Spaß an der ganzen Geschichte. Und im Gegensatz zur Show in Frankreich vor zwei Jahren wurde diesmal ein vermehrtes Augenmerk auf das Debut der Franzosen gelenkt. Es kamen „Vengeance Barbare“, „Enfer Paradis“, „Jehova“ und „Excalibur“ zum Zuge. Das Zweitwerk „Desir De Vampyr“ wurde mit dem Titelstück, „Seul“, der Überballade „Vivre Libre“ sowie der Hammer-Hymne „Territoire Des Hommes“ gewürdigt. Und vom Comeback-Werk gab es unter anderem „Carpe Diem“ und „The Crow“. BLASPHÈME erspielten sich mit ihrer sympathischen Ausstrahlung und ihrer Einsatzbereitschaft in Verbindung mit erstklassigen Metal Hymnen die Herzen vieler Anwesenden, welche die Franzosen vorher nicht unbedingt auf dem Zettel hatten. Wer BLASPHÈME schon im Vorfeld liebte, der geriet unversehens ins Schwärmen. Ganz großes Kino.




Auch auf die Spanier MURO freute ich mich ganz besonders. Außer einer Show der Nachfolgeband SILVER FIST auf dem KIT und einer auf dem Swordbrothers vor ein paar Jahren, fanden MURO in unseren Breitengraden bis dato nicht wirklich statt. Nachdem es immer mal wieder Auflösungen und Umbesetzungen gab, sind MURO jetzt in Originalbesetzung wieder am Start. Und dem sehr starken Comeback Album „El Cuarto Jinete“ folgte ein wahrer Triumphzug in Brande-Hörnerkirchen. MURO bliesen zum Sturm und kein Stein blieb auf dem Anderen. Sänger Silver und Bassist Julito sind einfach Mensch gewordener Heavy Metal. Aber auch Lapi an den Drums und Gitarrist Largo standen ihren beiden Kollegen nur wenig nach. MURO gaben richtig Gas und Speed Metal Hymnen wie „Acero Y Sangre“ oder „Telon De Acero“ verfehlten auch auf spanisch ihre Wirkung nicht und wurden frenetisch gefeiert. Auch ein Mid-Tempo Brecher wie „Traidor“ wurde begeistert mitgesungen. Nach dem finalen Todesstoß „Mirada Asesina“ waren Band und Publikum total ausgepumpt, aber glücklich. Silver war sichtlich bewegt ob dieser frenetischen Reaktionen fern der Heimat. Für mich der beste Auftritt des an tollen Auftritten nicht armen diesjährigen H.O.A.s.






PRAYING MANTIS nach MURO. Das war so ähnlich wie Tags zuvor DEMON nach VICIOUS RUMORS. Nach der geballten Ladung Metal wurde es nun Zeit für viel Melodie. Auch wenn sich das Besetzungskarusell von PRAYING MANTIS im Vorfeld heftig drehte, so war dies auf der Bühne kaum zu merken. Die neuen machten ihren Job sehr gut und wurden auch wohlwollend vom Publikum angenommen. Allerdings konnten PRAYING MANTIS auch nicht verhindern, dass ein Großteil der Anwesenden auf eine andere Band warteten.









Nämlich auf mighty METAL CHURCH. Die aus dem Vorruhestand zurückgekehrte Metalkirche erwischte mit „Ton Of Bricks“ auch sofort einen Einstieg nach Maß. Es folgten u.A. „Start The Fire“, „Watch The Children Pray“, „Fake Healer“ und das überraschende „Badlands“. Danach folgte das, worauf alle gewartet haben: Das Debut in seiner vollen Länge und Pracht. Sogar der Bonustrack „Big Guns“ wurde ausgepackt. Das Gelände war nun das erste Mal gefüllt bis auf den letzten Quadratzentimeter und die Menge sang und bangte sich zu Classix wie „Beyond The Dark“ und „Hittman“ in den metallenen Himmel. Ein neuer Track wie „Light In The Dark“ konnte dagegen nur abstinken. Trotzdem boten METAL CHURCH eine eindrucksvolle Vorstellung und zementierten ihren Ruf als Klassiker-Band. Der „Human Factor“ sorgte dann für einen würdigen Abschluss des Headbanger Open Airs 2013.






In Brande-Hörnerkirchen gab es 2013 viel Licht und ganz wenig Schatten. Wenn man den China-Mann mied hatte man gute Chancen auch gesund die Tage zu überstehen. Sonst passte es einmal mehr perfekt. Urige, einzigartige Location, tolle Bands, super Stimmung und ein Metalgott, welcher zumindest meistens die Sonne auf die Häupter seiner Gläubigen scheinen ließ.
Wir kommen nächstes Jahr wieder...so viel ist sicher.