Konzert:

Hatesphere, Vomiting Corpses, Mutilated Remaints - Hamburg, Headbanger's Ballroom

Konzert vom 07.09.2008Hamburg = Rock City. Jedenfalls in sehr vielen Nächten. Und an manchen Tagen. Hin und wieder erstaunt die große Hansestadt aber immer wieder, so wie an diesem Sonntag: da kommt eine echte Live-Granate in Form der Dänen HATESPHERE in den kleinen Ballroom (der nach Umbau noch kleiner als vorher ist, jedenfalls oben) und erwartet wird Gedränge, Schweiß, Headwalks. Aber wie ist die Realität? Allenfalls vierzig Leute sind im Laden, schön verteilt, so dass der ganze Abend mit den Worten „kuschelig“ und „intim“ euphemistisch umschrieben werden kann.


MUTILATED REMAINTS legten pünktlich um 21 Uhr. Und waren eine halbe Stunde später fertig. Mehr sollte über diesen Rumpelgig nicht gesagt werden, jedes weitere Wort über den stümperhaft-holprigen Death Metal (immerhin klappt die TERRORIZER-Coverversion) ist eins zuviel. Stageacting mies, Musik mies, Ausstrahlung mies. Und als evil Totmetaller auf der Bühne Naseputzen macht den letzten Rest Coolness weg. Grausam.


Wie sowas besser geht, machten VOMITING CORPSES vor. Die gab es bis vor zehn Jahren in recht wechselnder Besetzung schon mal, danach machten die Ostfriesen in anderen Bands weiter. Wer von der aktuellen Besetzung wann bei den kotzenden Leichen war, ließ sich nicht klären, der Drummer und Sänger sind auf jeden Fall alt genug, um schon anno 1997 zum Line-Up gehört zu haben, was sich vom zweiten Gitarristen nicht sagen lässt. Der war trotzdem der Knackpunkt der Show, denn so unsicher und dadurch krampfig-bemüht hat selten ein Musiker gewirkt. Die Posen wirkten albern, der Gesichtsausdruck wahlweise überheblich oder überfordert und die Bewegungen merkwürdig. Dann lieber die Augen und Ohren auf den Rest der Band richten, die routiniert und abgeklärter zu Werke gingen und den schön old schooligen Death Metal in die Lauschlappen prügelten. Im Vergleich mit den Opener um achtzehn Klassen besser, gab es fetten Death Metal, der auch nach zehn Jahren noch zündet und Spaß macht. Da waren die ersten Banger vor der Bühne und viel Applaus nur gerecht.


HATESPHERE bauten danach flugs um, pusteten einmal alles durch und legten los. Gestern noch in München versackt, waren die Dänen einigermaßen fit, mit dem Basser als designierter Fahrer (konsequenterweise mit Straight Edge-Gürtel) und hatten trotz des mauen Zuschauerzuspruchs richtig Spaß inne Backen. Sänger Jon präsentierte sich mit neuem, halbfertigem, Tattoo und hatte die Menge im Griff. Zwar kommt er noch immer nicht an seinen Vorgänger heran, aber davon abgesehen machte er eine verdammt gute Figur, sowohl stimmlich als auch in Sachen Ausstrahlung und Posing, da stimme alles. Bandchef Pepe flirtete wie immer mit dem Publikum und grinste über beide Ohren bei jedem knackigem Riff, das ihm entfleuchte, während die anderen beiden Saitenquäler wahlweise über die Bühne flitzen, moshten oder einfach nur grinsend posten. Der Schwerpunkt des Sets lag auf den neueren Sachen, Songs wie das gnadenlos brachiale „Deathtrip“ waren da natürlich drin. Zwischendurch ging Basser Mixen mal zur Theke und holte Getränke und bei der Zugabe in Form von „Only The Strongest“ kamen die Fans zum Zug und auf die Bühne, da Sänger Jon einfach nicht mehr konnte. So gab es ein großes Stelldichein auf der Bühne, jeder sang mal, die Band zockte irgendwann vom Tresen und vor der Bühne und alle hatten Spaß. Der Herr Sänger kam dann doch noch wieder, gab noch einen Song zum Besten und dann war Schluss. Wer dabei war, hat eine wie immer spielfreudige HATESPHERE-Crew gesehen, die auch nach drölfzig Besetzungswechseln Live eine Macht ist. Wo kriegen die Dänen nur immer so symphatische, zugepeikerte Typen her, die auch noch gute Musiker sind?