Konzert:
Konzert vom 02.11.2011Die Auftritte, der aus Ex-EVERGREY und HAMMERFALL-Leuten bestehenden DEATH DESTRUCTION standen für mich unter keinem guten Stern: In Stuttgart machte mir der Verkehr und in Zürich ein Interviewtermin mit VR Chef Geoff Thorpe einen Strich durch die Rechnung, so daß ich beide Male das Nachsehen hatte.HammerFall, Vicious Rumors, Amarathe, Death Destruction – Stuttgart, Filharmonie
Pünktlich zu AMARANTH war ich dann in der Halle und bereute selbiges sofort. Was grenzt unser aller Lieblingsmusik vom Pop ab? Im Idealfall: Ehrlichkeit, Herzblut, Authentizität gepaart mit musikalischem Können und songwriterischer Brillianz abseits ausgelatschter und sich an den Mainstream anbiedernde Pfade. Und was können uns AMARANTH davon bieten, außer dass sie halbwegs fit an ihren Instrumenten sind? Nichts. AMARANTH nehmen sämtliche im Moment angesagte Versatzstücke (Vokale Troika bestehend aus männl./weibl. Cleangesang und einem brunftigen Elch, harte Strophen, poppig-süße Refrains und tanzbare Rhythmen) und fügen selbige nach dem Reißbrettsystem zusammen. Weder die Stücke noch die Performance atmet oder hat irgendetwas mit Heavy Metal zu tun. Oder um es anders zu sagen: Würde Dieter Bohlen versuchen harte Musik zu komponieren; es klänge wie AMARANTH.
Danach der positive Kulturschock. Für die leider ausgefallenen RIOT stürmten die US Metal Urgesteine VICIOUS RUMORS die Bühne und zeigten allen anwesenden, wie eine klassische und energiegeladene Metalshow auszusehen hat. Ständig war Bewegung auf der Bühne und Neu-Frontmann Brian Allen mimte einerseits gekonnt den Psycho und lieferte andererseits aber auch eine astreine Gesangsperformance. Die komplette Band war höchst motiviert und fegte entfesselt über die Bretter die, die Welt bedeuten. Nach vielen eher mageren Jahren wollen es VICIOUS RUMORS noch einmal wissen und zerlegen jeden Abend, in jeder Stadt, jede Bühne. Während das Stuttgarter Publikum erst überzeugt werden musste, so waren die Eidgenossen von Beginn an voll dabei. Aber spätestens mit der neuen Midtempo-Hymne „Let The Garden Burn“ waren auch die anfangs eher müden Stuttgarter auf der Seite der US Boys. Die Setlist variierte gekonnt alt mit neu. So kamen nicht nur die neuen Songs wie „Murderball“, „Razorback Killers“ oder das oben genannte „Let The Garden Burn“ zum Zuge. Auch diverse Classix wie „Digital Dictator“, Minute To Kill“, „Hellraiser“, Don’t Wait For Me“, “Abandoned” oder “Soldiers Of The Night” wurden dargeboten. Da die Midtempo Hymnen beim HAMMERFALL Publikum größeren Anklang fanden, war in Zürich statt “Razorback Killers” “Lady Took A Chance” am Start. VICIOUS RUMORS dürften sich im 33ten Jahr ihres Bestehens eine Menge neuer Freunde gemacht haben. Ich bin mir sicher, dass sich die über 90 Shows welche VICIOUS RUMORS 2011 absolviert werden haben, auszahlen werden und die alten Haudegen den Schwung nutzen und 2012 ein weiteres Hammerwerk vorlegen werden. In dieser Form gehören VICIOUS RUMORS nach wie vor zum besten was der traditionelle Metal zu bieten hat.
Nun wurde es Zeit für die Templars of Steel. Ganz in rot getaucht enterten HAMMERFALL zu den Klängen von „Patien Zero“ die Bühne. 2011 präsentieren sich HAMMERFALL weniger bombastisch als auf den letzten Tourneen und mit einer reduzierten Produktion. So gab von ein paar LED Wänden abgesehen nichts fürs Auge. Also keine großen Bühnenbauten, Pyros oder gigantomanische Schlagzeugsets. HAMMERFALL warfen sich sofort in alle nur erdenklichen ACCEPT-Gedächtnisposen und rockten sehr amtlich. Was dabei etwas auf der Strecke blieb war die Spontanität. Die Shows in Stuttgart und Zürich waren zu 99% identisch. Gleiche Setlist, gleiche einstudierte Posen und aufs Haar gleiche Ansagen von Joacim Cans. Der einzige Unterschied lag darin, dass sich HAMMERFALL vom schweizer Publikum anstecken liesen und mit mehr Lust als in Stuttgart zu Gange waren. Gerade in der Schweiz lies sich das Publikum gut motivieren und die Band wurde von dem vielstimmigen Chor, welcher ihnen entgegen schallte fast übertönt. Auch die beiden neueren Mitglieder Pontus Norgren und Fredrik Larsson haben sich mittleweile perfekt integriert und posen mit Joacim und Oscar um die Wette. Anders Johanson gab sich hinter seinem Schlagzeug gewohnt lässig und hatte immer wieder Zeit, bei den nicht allzu komplexen Rythmen HAMMERFALL's, für diverse Jonglageeinlagen. An der Songauswahl indes gibt es wenig zu mäkeln. Ein guter Querschschnitt des neuen Albums, gepaart mit den Standards und ein paar Überraschungen aus der Frühphase. „Steel Meets Steel“ zum Beispiel hatte ich nicht wirklich auf der Rechnung. HAMMERFALL boten solide Heavy Metal-Kunst, welche über weite Strecken auch richtig Spaß machte, dennoch vermisste man den letzten Biss oder um in Fußballtermini zu sprechen: HAMMERFALL kontrollierten das Spiel, hatten viele Chancen, doch der letzte Zug zum Tor fehlte.
Setlist HAMMERFALL
Patient Zero
Heeding The Call
Any Means Necessary
B.Y.H.
Blood Bound
Lets Get It On
Last Man Standing
Renegade
Always Will Be
Dia De Los Muertos
Riders Of The Storm
Steel Meets Steel
Legacy Of Kings
Let the Hammer Fall
The Dragon Lies Bleeding
The Templar Flame
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Glory To The Brave
One More Time
Hearts on Fire
