Hammerfall - Hamburg, Grünspan
Das es so etwas noch gibt! Ein "Showcase" ist eigentlich ein Event aus vergangener Zeit, als Plattenfirmen noch Geld in die Hand nehmen konnten, um die neuesten CDs ihrer Acts im kleinen bis mittleren Kreise bekannt zu machen. Auf der anderen Seite gibt es kaum eine fanfreundlichere Art, mal wieder auf sich hinzuweisen. Für HAMMERFALL organisiert hatte diese beiden Showcases in Deutschland das Team des Ballroom (früher bekannt als Headbangers Ballroom), der in Osnabrück vor wenigen Wochen eine Dependance eröffnet hat.
Allerdings guckten die anwesenden Fans ziemlich überrascht, als neben Organisator Olli Otto vom Ballroom zunächst nur Joacim Cans auf der Bühne erschien, um das am 20. Mai erscheinende neue Album "Infected" vorzustellen. Und erst einmal nur das. Na, die Produktpräsentation gehört eben auch zu einem Showcase... Während viele Songs in Unterhaltungen und Getränkebestellungen untergingen, konnte man zumindest raushören, dass HAMMERFALL das Balladen-Schreiben nicht verlernt haben.
Und dann kamen die fünf Schweden auf die Bühne und wurden mit rhythmischen "Ham-mer-fall"-Rufen begrüßt, Joacim Cans antwortete darauf: "Well, well, well. You are right, we are Hammerfall. So you must be fucking Hamburg!" Bei jeder anderen Band hätte man an dieser Stelle "ja wo auch sonst!?" geantwortet, bei HAMMERFALL treibt es einem das erste von zahlreichen Grinsen ins Gesicht – HAMMERFALL ist ja vor allem deswegen eine Band, die man nur lieben oder hassen kann, weil sie das Heavy Metal-Klischee bis ins Kleinste beherrschen und sich trotzdem dabei nicht so ernst nehmen. Um das Spaßlevel hochzuhalten, "belästigte" die Band die Fans nur mit zweieinhalb neuen Songs, der Rest war ein Best-Of-Programm, das wenig Wünsche offen ließ. HAMMERFALL setzten auf Interaktion, bei dem vergleichsweise kleinen Publikum von irgendwas zwischen 400-600 Leutchen waren auch so Späße drin wie: "und jetzt singen alle Männer mit Bart" - "Ohoohoo" - "Und jetzt singen alle Ladies mit Bart" - (eine Tonlage höher) "Ohoohoohoo." Der nächste Witz ging wieder auf die eigenen Kosten, denn mit dem Zombie-Thema von "Infected" veräppeln HAMMERFALL ihre (bewältigte?) Midlife-Crisis. Joacim Cans betonte seine 41 Jahre auf dem Buckel das erste Mal schon bei der Ansage zum SAXON-Cover "Bang Your Head", das als Reverenz zum 30-jährigen Jubiläum des Songs auf dem neuen Album drauf sein wird. Oscar Dronjak ist "erst" 39 und wird als "auch bald 40" anmoderiert. Bassist Fredrik Larsson sieht jünger aus, als er ist und kann über seine "paar und 30" herzlich lachen, Gitarrist Pontus ist vor ein paar Tagen erst 43 geworden. Anders Johansson dagegen – da versagt auch Joacim Cans Mathematik. Aber, um eine andere schwedische Alte-Säcke-Band zu zitieren: "Old Volvos don't die, they just get faster." Zur Zugabe kamen die Schweden mit der neuen Single "One More Time" heraus – die ganz offensichtlich schon jedem hier bekannt ist und sich in Hammerfall-Manier sehr simpel mitsingen läßt. Mit "Let The Hammer Fall" und "Hearts On Fire" hält die Band die Laune noch mal hoch, hat aber ihr Pulver bei weitem noch nicht verschossen. Genau die richtige Taktik also, um die Fans heiß zu machen auf Album und reguläre Tour...
Setlist HAMMERFALL (Hamburg + Osnabrück)
Punished and Enslaved
Crimson Thunder
The Dragon Lies Bleeding
Blood Bound
B.Y.H./Let's Get It Out
Hallowed Be My Name
Renegade
Last Man Standing
Heeding The Call
Any Means Necessary
Threshold
Riders Of The Storm
---
One More Time
Let The Hammer Fall
Hearts On Fire
Mehr Infos:Hammerfall