Konzert:

Grave Digger, Symphorce, Wizard - Hamburg, Markthalle

Konzert vom 13.01.2004"Heute gibt es Menschenfleisch" tut Bassist Volker Lesson vor dem letzten Song "Defenders of Metal" kund. Auch WIZARD sind im absoluten Herr-der-Ringe-Wahn, verführen das Auditorium zum rhythmischen Ork-Gegrunze: "Uh, Uh, Uh". Jawoll. Auch ansonsten fliegen die Schwerter tief, die Schwingen sind dunkel, Odin allgegenwärtig. Der "Betrayer" gibt mächtig Gas, Sänger Sven, D’Anna hat trotz Rettungsring Mut zur Lederkutte und der kurzhaarige Gitarrist Maassi Leidenschaft in seinen Soli. Rein musikalisch erinnert WIZARD ohne Zweifel an die allgegenwärtigen Manowar, wirken sau-ehrlich und auf der Bühne etwas untight - rein Äußerlich gesehen. Dennoch ein amtlicher und vor allem sehr wahrer Auftritt - auch, wenn die Bocholter ihre ehedem schmale Zeit vielleicht lieber für ein weiteres Lied nutzen, als selbige mit überlangen Ansagen und Singspielchen zu verplempern.


SYMPHORCE sehen besser aus, haben alle lange Haare und schütteln die Mähnen auch mal synchron durch die Luft in der ganz ordentlich gefüllten Markthalle. 500 Leute werden’s vielleicht gewesen sein. Zurück "zur" SYMPHORCE, für mich persönlich die Überraschung des Abends. Hatte ich sie bis dato immer ignoriert, belehrten mich die Jungs um Andy B. Franck (auch Brainstorm) eines Besseren. Die Titel entsprechen nämlich keineswegs den ausgelutschten Power-Metal-Klischees, sondern verbinden Kraftfutter mit Thrash-Elementen, ein Song wie "Two Seconds To Live" weist sogar Death-Metal-Affinität auf und insgesamt scheuen die Symphorciker auch nicht für unterschwelligen, progressiven Töne zurück. Dazu gehört Andy sicherlich zu den Shoutern mit einer variablen Stimme und weiß diese auch geschickt einzusetzen. Überraschend gut.


Tja und dann der Reaper: Man kann die Uhr danach stellen, immer zum Jahresbeginn geben sich die Herren um Chris "Fransendahl" die Ehre. Der Sozialpädagoge hat inzwischen eine All-Men-Band des Metal zusammengetrommelt. Neben dem Ex-Rager Manni Schmidt läuft Jens Becker (Ex-Running-Überall) auf, an den Kesseln trommelt und jongliert Stefan Arnold, Reaper und Tasten spielt H.-P.Katzenburg. Tapfer, tapfer, wie sich olle Bolle mit GRAVE DIGGER in der erweiterten Metal-Spitzengruppe hält, mit immer den gleichen Zutaten. Ob die Songs nun "Maidens of War" heißen oder "Rebellion" heißen, sie sind hart und schnell, heavy und groovy, old-school und mit einer charismatischen Stimme versehen. Aber zwischendurch plagt mich die ganze Zeit der Gedanke, was so eine Band noch mit Metal zu tun hat: Die Mitglieder sind "gecastet", die Show wirkt einstudiert, Raum für Spontanität ist nicht vorhanden. Und das wiederholt sich jedes Jahr im Winter, immer mit den gleichen Songs, nur dass sie eben andere Namen tragen, immer gute anderthalb Stunden. Vielleicht bin ich auch zu alt für den Scheiß, vielleicht hatte ich einen schlechten Tag - rein objektiv kann ich an der Show nicht wirklich viel aussetzen … Nun denn, egal, denn spätestens mit dem Rausschmeißer "Heavy Metal Breakdown" ist die Welt wieder in Ordnung, ich fühle mich jünger, der Reaper hat sein Werk vollbracht.


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