Konzert:

Good Riddance, Off With Their Heads - Berlin, SO36

Konzert vom 03.09.2013GOOD RIDDANCE genießen bei vielen Punkrock-Fans einen ähnlichen Kultstatus wie das Berliner SO36 oder der quasi schräg gegenüber liegende Coretex-Laden. Da waren die Erwartungen an den Berlin-Stop der aktuellen GOOD RIDDANCE-Tour hoch, auch wenn der auf einen Dienstag fiel. Woran es dann lag, dass der Laden nur gut halbvoll wurde, kann gar nicht so genau gesagt werden. Klar ist dienstags nicht der Top-Tag für eine Show, aber andererseits waren GOOD RIDDANCE seit Ewigkeiten nicht mehr unterwegs und hatten mit OFF WITH THEIR HEADS einen interessanten und thematischen passenden Support-Act mit dabei. Manchmal bleibt das menschliche Verhalten ein Rätsel...


Nach einer leider verpassten Vorband ging es mit OFF WITH THEIR HEADS los - die haben in diesem Jahr mit "Home" ein feines Punkrockalbum veröffentlicht, mit dem sie hoffentlich durchstarten werden. Problematisch ist dabei die aber der Wechsel von Studio- und Live-Line-Up: im Studio sind an Drums und Gesang andere Leute zu hören, als dann bei den Touren auf der Bühne stehen. Diese Voraussetzung führte zumindest an diesem warmen Spätsommertag dazu, dass die Songs der neuen Platte relativ gleichförmig klangen und gerade beim Gesang nicht den gleichen Sound wie auf Platte erreichten. Bei den älteren Sachen klang die Chose etwas besser, hier war dann auch am meisten Bewegung im Publikum zu vernehmen und der Applaus am kräftigsten. Die "Home"-Songs sind dabei beileibe nicht schlecht, klangen an diesem Abend aber zu uniform. Da wäre mehr drin gewesen.


GOOD RIDDANCE konnten immerhin mit einem stablien Line-Up aufwarten, wobei die Zeit nicht spurlos an den Altpunks vorbeigegangen ist. Die ersten Ansagen von Sänger Russ drehten sich dann auch nicht um politische oder soziale Themen, sondern um die Auswirkungen der Feierei der letzten Tage, dabei schön das Publikum beschimpfend, immerhin waren die an einem Dienstag nicht in Feierlaune. Wieso bloß nicht? Macht ja nix, solange die Musik stimmt. Im Grunde tat sie das, bei der Songauswahl können GOOD RIDDANCE ja nicht viel falsch machen (und zogen heuer alle Register und reihten Hit an Hit), aber wenn die Songs alle nur halb so schnell wie früher gespielt werden, nimmt das viel Punch raus. Dank des sehr guten Live-Sounds klangen GOOD RIDDANCE zwar druckvoll, aber völlig überzeugen konnten auch sie nicht. Wer sich am gedrosselten Tempo nicht störte oder wessen nostalgische Verklärung guter alter Punkrocktage stark genug war, feierte GOOD RIDDANCE ab, was dann im Laufe des Sets auf immer mehr Besucher zutraf. In Erinnerungen schwelgen und den Soundtrack der eigenen Jugend noch einmal von den Original-Künstlern gespielt zu hören ist ja auch was, da stören manche Details einfach nicht.