Konzert:

GHOST - Köln, Lanxess Arena

Konzert vom 19.04.2022

Tobias Forge und seine Ghoul-Kombo bringen viel musikalischen Bombast auf die Bühne und begeistern das Kölner Publikum!

Ich war ebenfalls bei GHOST und möchte Euch meine Eindrücke nicht vorenthalten. So gibt es, ausnahmsweise, zwei Konzertberichte von einer Tour: einen aus Frankfurt, von Kollege Marco, und einen aus Kölle. 

GHOST kommen zusammen mit UNCLE ACID AND THE DEADBEATS und TWIN TEMPLE auf "Imperatour" und heute machen sie Halt im Kölner Henkelmännchen. Ein straffer Plan: Rotterdam, Paris und Köln in drei Tagen.

Die Metalgemeinde ist beim Thema GHOST stets zwiegespalten: Ist es Metal oder doch zu poppig? Letztlich ist es schnuppe, oder sogar piepegal! Die Einflüsse sind divers: Doom Metal, Hard Rock, Progrock, 80er Arenarock, Pop und Psychedelic Rock. Zu viel Kategorisierung macht engstirnig und letztendlich ist entscheidend, ob es gefällt! Aber zurück zur Tour und zum heutigen Abend in Köln.

Bereits beim Einlass um 18 Uhr wird’s deutlich: GHOST locken ein bunt gemischtes Publikum an: Metaller mit Kutte und Maiden-Shirt, Jung und Alt, Väter mit Kind und mitreisende Fans, die bereits in London und Birmingham dem Entertainer und Konkurrenzpapst zugejubelt haben. GHOST gastieren quasi regelmäßig in Köln: Live Music Hall, E-Werk, Lanxess-Arena; die Auswahl der Locations im Laufe der Jahre, verdeutlicht den ansteigenden Erfolg der Kombo.

TWIN TEMPLE machen den Anfang und laden zu einem schrägen Ritual ein und es heißt „Cologne, All together – Hail Satan“. Es scheint so, als wäre plötzlich Amy Winehouse von den Toten auferstanden, um gemeinsam mit Kollege Schmalzlocke im Blues-Varieté-Stil Satan zu preisen. Alexandra und Zachary James geben Songs wie „Sex Magick”, “Let's Have a Satanic Orgy” und “Satan's a Woman” zum Besten. Letztes ähnelt durchaus “Please Mr Postman“ von den Carpenters.

Zweiter Support-Act sind UNCLE ACID AND THE DEADBEATS. “Ritual Knife”, “I'll Cut You Down” und “Melody Lane” sind okkulte Siebziger-Psychedelic Rock-Nummer. Der Auftritt in gedämmtem Licht erscheint minimalistisch und wortkarg, bietet aber erdige handgemachte Mucke mit verzerrtem FUZZ-Klang und vielen Obertönen. 

Und nun gehört die beeindruckende Bühne GHOST und sakrale Klänge erklingen in der nur halb gefüllten von Nebelschwaden durchzogenen Halle (offenbar kaufen die Deutschen derzeit nicht viele Konzertkarten). Zum Glück scheint das der Band egal zu sein und es wird von Anfang an Vollgas gegeben. Der Vorhang fällt und GHOST starten mit „Kaisarion“, „Rats“ und „From the Pinnacle to the Pit“. Nachdem der Sound während des ersten Liedes etwas böllert, ertönen die Forge und Co. dann klar und druckvoll und das Publikum ist direkt voll da. Bei „Mary on a Cross“ wird uns gezeigt, wie cool man mit Kirchenorgel rocken kann und beim Instrumental „Devil Church“ starten die Gitarristen ihr typisches Battle. Das riffgeschwängerte „Circle“ kommt sehr gut, es folgen „Hunter's Moon“ und „Faith“. GHOST haben fünf exzellente Alben am Start und das Publikum erfreut sich an der hohen Hitdichte. „Spillways“, „Ritual“, „Call Me Little Sunshine“; es mischen sich neue und alte Tracks.

Die Lieder wirken live eine Spur härter und griffiger. Ein gutes Beispiel sind Livegranaten wie „Dance Macabre“ vom 2018er Album „Prequelle“ und „Spillways“ vom aktuellen Longplayer. Die Songs wirken auf Platte etwas handzahm und kommen live viel besser rüber! Nach dem Instrumental „Helvetesfönster” ist Zeit für Pyros und Flammen zu „Year Zero“. Balladeske Töne zum allseits bekannten „He Is“ und das saugeile Instrumental „Miasma“ sind nicht weniger pompös. Papa Nihil's Saxophone-Solo darf dabei nicht fehlen.

Heute wird ein deutliches Ausrufezeichen gesetzt: GHOST machen eine starke Show und dem Publikum wird viel geboten: Theatralik, Bombast und ein angenehmes selbstironisches Augenzwinkern.

“Mummy Dust”, “Kiss the Go-Goat”; es passt jeder Griff und sitzt jeder Ton. Insbesondere die Gitarristen verstehen ihr Handwerk auf vorzügliche Art und Weise. Im Zugabenblock folgt das Metallica-Cover „Enter Sandman“, das zuletzt Teil der Tribute-Sammlung "The Metallica Blacklist" war. Die Gestik und die tänzelnden Bewegungen des schwedischen Okkultrockers erinnern mich hier und da an Freddie Mercury. Mit „Dance Macabre“ und “Square Hammer” beschließen GHOST den Abend und zu Emmylou Harris „Sorrow in the Wind“ verbeugt sich die gesammelte Truppe. Um es mit Tobias Forges Worten zu sagen: „Yes, i feel it“.

Ich weiß nicht genau woran es liegt: an meinem Konzertentzug, am Genuss des ein oder anderen Gerstensaftes oder an der guten Performance von GHOST, aber der Auftritt packt mich total. Es scheint etwas Magisches in der Luft zu liegen und die Menschen Singen, Tanzen und Feiern. Tobias Forge und seine namenlose Belegschaft geben dem Kölner Publikum eine ordentliche Portion Enthusiasmus mit.

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