Ghost Brigade, A Storm Of Light, Intronaut - Hamburg, Hafenklang
Eine finnische Düsterband auf Tour, da muss das Wetter grau und herbstlich sein, als Minimum. Hat geklappt, Hamburg präsentierte sich in bestem Herbstwetter, als GHOST BRIGADE in die Stadt kamen. Im vollbesetzten Hafenklang hatte sich so jeder eingefunden, der mit finnischem Metal was anfangen kann und GHOST BRIGADE bei der Live-Umsetzung des exzellenten „Until Fear No Longer Defines Us“-Materials zu sehen.
Die nicht richtig ins Billing passenden INTRONAUT machten den Opener an diesem Abend, scherten sich aber nicht um etwaige musikalische Differenzen – der aus Los Angeles kommende Haufen um Drumtier Danny Walker (PHOBIA, EXHUMED) fuhr komplex-anspruchsvolle Songs auf, die für das ungeübte Ohr schwer zugänglich sind. Trotz dieses Mankos konnten INTRONAUT gute Reaktionen vom Publikum ernten, denn wer schon nicht direkt in die Songstrukturen einsteigen konnte, konnte sich auf die technische Leistung der Musiker konzentrieren, die extrem gut war. Allen voran natürlich Mr. Walker, der stellenweise Sachen spielte, die nicht von dieser Welt sind, aber auch seine sich auf sehr hohem Niveau bewegenden Kollegen. Leider haben INTRONAUT keine Rampensau in ihren Reihen, so dass die Kommunikation mit dem Publikum etwas zu kurz kam und sich ihre Show auf eine Demonstration ihres beeindruckenden Könnens beschränkte.
A STORM OF LIGHT schlugen Kommunikationsmäßig in die gleiche Kerbe, auch wenn Bassist Domenic immerhin ordentlich poste. Aber da Gitarrist und Bandkopf Josh ja langjähriger NEUROSIS-Begleiter ist, hat er sich von denen sicher auch bei der Frage der Kommunikation beeinflussen lassen, weniger ist da manchmal eben mehr, denn so konnten sich die fantastischen A STORM OF LIGHT-Songs voll entfalten. Wer sich mit dem Material der Band auskannte, dürfte zwar den etwas undifferenzierten Sound der ersten Minuten bemängeln, nach dem Beheben des Problems gab es aber nichts mehr zu meckern. Besonders die Songs des letzten Albums „As The Valley Of Death Becomes Us, Our Silver Memories Fade” entfalteten ihre volle Wirkung und ließen den 45minütigen Gig zu einem langen, intensiven Akustiktrip werden. Großes Kopfkino gab es hier, feine Sache.
Finnen sind gemeinhin nicht als Labertaschen bekannt, da passte die GHOST BRIGADE-Crew perfekt ins Klischeebild, womit sie sich praktischerweise an die von den anderen beiden Bands vorgelegte Kommunikation hielten. Sprich, auch GHOST BRIGADE machten wenige Ansagen (und die waren noch nicht mal gut) und haben ebenfalls keine Frontsau in ihren Reihen. Na gut, so kann sich das geneigte Publikum auf die schwermütige Musik konzentrieren, die ja in „Until Fear No Longer Defines Us“ ihren bisherigen Höhepunkt im GHOST BRIGADE-Schaffen fand. Wenig verwunderlich, dass „Clawmaster“ (das den Auftakt des Sets bildete) oder „Torn“ bestens beim Publikum ankamen, zumal die Finnen die Songs durchweg gut spielten und der Sound gut war (auch wenn die Drums zu laut waren). Einzig Shouter Manne schien manchmal etwas neben der Spur zu liegen, gerade bei den neueren Sachen fiel das auf, während er bei älteren Songs souveräner wirkte. GHOST BRIGADE boten in den fast 90 Minuten ihres Sets einen sehr guten Querschnitt ihres Schaffens und konnten sowohl die Atmosphäre ihrer Musik in das überhitzte Hafenklang transportieren, als auch den Spannungsbogen aufrechterhalten, so dass trotz den langen Spielzeit keine Längen entstanden. Alles in allem eine sehr solide Leistung der Finnen, die beim nächsten Mal einen hoffentlich fitteren Manne dabei haben, um auch die letzten Unstimmigkeiten auszumerzen.
A Storm Of Light
Intronaut