Konzert:

GEOFF TATE, MARK DALY, TRI STATE CORNER - Mannheim, 7er Club

Konzert vom 30.04.2022

Nachdem ich mir den Luxus gegönnt hatte, die ersten Konzerte einfach nur als ganz „normaler“ Zuschauer zu genießen, juckt es mich nun aber auch sprichwörtlich in den Fingern, und ich möchte ein bisschen was zum Konzertabend mit GEOFF TATE erzählen.

Da die ursprüngliche Veranstaltung als Open Air geplant war, wurden mehr Tickets verkauft, als man Menschen in den Innenraum des Clubs hätte stecken können, deshalb wurde auch bei recht frischen Temperaturen draußen gefeiert. Das tat der guten Stimmung jedoch keinen Abbruch. Die meisten Leute waren textil auch gut vorbereitet.

Los ging es mit TRI STATE CORNER und ihrem „Bouzouki Rock“. Die Vermischung von modernem Alternative Rock mit Elementen der griechischen Folklore ist absolut originell und wird von den Protagonisten auch sehr kompetent dargeboten. Mir persönlich wird es auf kompletter Distanz aber zu anstrengend. Drei, vier Songs lang fand ich das Ganze wirklich spannend und neu, aber ab der zweiten Hälfte des Sets ging mir die omnipräsente Bouzouki so langsam auf den Zeiger. Fairerweise muss gesagt werden, dass TRI STATE CORNER sehr gut beim Mannheimer Publikum ankamen.

Es folgte MARK DALY & THE RAVENS. Dieser war mit seinem vom Seattle der frühen 90er beeinflussten Sound dann noch viel weiter von meinem persönlichen Geschmack entfernt, so dass es mich zu Cola, freundschaftlichem Gesabbel und Aufwärmen in die Halle zog.

Als der Meister selbst nach einem langen Intro die Bühne betrat, stand ich aber bereit. Ich möchte das Pferd von hinten aufzäumen und fange mit meiner Kritik an: E-Drums! Warum? Allerdings war’s das auch schon mit Negativem. Als ich mir das künstliche „zschhh“ schöngehört hatte und GEOFF zu singen begann, war ich sowieso nicht nur im 7er Club, sondern auch im 7ten Himmel. Und GEOFF sang kompositorische Göttergaben wie „Walk In The Shadows“, „Surgical Strike“ oder „Neue Regel“ nicht nur erstklassig, er hatte offenbar auch richtig Bock. Er schauspielerte in alter Manier und unterstrich die Lyrics gesten- und mimikreich. Er erzählte glaubhaft, dass er „Rage For Order“ deshalb komplett aufführen würde, weil er es einfach will. Dass dieses Album etwas Besonderes sei, und er dankbar sei, dass seine Fans ihm die Möglichkeit geben, diesen Egotrip auszuleben.

Seine junge Begleitband spielte auf technisch hohem Niveau und wird den Klassikern absolut gerecht. Auch die Entscheidung, mit drei Gitarren aufzulaufen, erwies sich als brillant. Und auch wenn noch keiner das Charisma eines Chris DeGarmo aufweist (zumindest Johnny Depp-Lookalike Kieran Robertson ist da auf gutem Wege), so machten alle Fünf einen tollen Job und hatten sichtlich Spaß mit Papa TATE.

Nach einer Pause ging es weiter mit der kompletten „Empire“. Mein Gott, was sind das Kracher: „Jet City Woman“, „Best I Can“, „Empire”, das zum Sterben schöne „Silent Lucidity“ oder mein persönlicher Favorit: „Another Rainy Night (Without You)“. Alles perfekt intoniert vom Meister. Dazu noch garniert von einer längeren Story, wie er die Pandemie erlebt hat. Dass er so lange zu Hause rumhing, bis seine Frau die Schnauze voll hatte und ihn zum Einkaufen schickte, damit er überhaupt etwas macht. Und dass der Einkauf im Supermarkt eine ganz neue Erfahrung für ihn war. Zum ersten Mal hat er Gemüse im Urzustand gesehen. Er habe viel gelernt. Auch über die vielen kleinen Entscheidungen, die man während so eines Einkaufs treffen muss. Alltag – eine ganz neue Welt für Mr. TATE. Dass er dann doch immer wieder von Fans im Supermarkt angesprochen wurde, half ihm, sich zu erinnern, wer er eigentlich ist und was ihn ausmacht. Sehr sympathische Geschichte.

Den Zugabeblock leitete die „Empire“-B-Seite „Last Night In Paris“ ein, bevor die beiden Uraltschoten „Take Hold Of The Flame“ und „Queen Of The Reich“ den Sack endgültig zumachten.

Ich stelle mal die steile Behauptung auf, dass TATE am gestrigen Abend nicht viel schlechter klang als 1988, und das soll dem 63-Jährigen erst einmal jemand nachmachen. Eine absolute Machtdemonstration in Sachen Gesang. In dieser Form schaue ich mir das gerne noch hundert Mal an.  



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