Fuck Easter 2006 - Hamburg, Markthalle

SCAR SYMMETRY
Selten eine so überbewertete Band gesehen. Was auf Scheibe ja meinetwegen noch prima auf musikalische Ausnahmetalente schließen lässt (obschon auch da maßlos übertrieben wurde, was die Genialität der beiden Scheiben betrifft), das erweist sich zu recht früher Stund als unrockbar. Und das hängt nicht nur mit den vielen technischen Problemen (totaler Gitarrenausfall und Co.) zusammen. Die Band wirkt weder spieltechnisch kompakt, noch Acting-mäßig in irgendeiner Weise tight (vielmehr stehen alle mehr oder weniger hilflos herum), dazu nervt die hohe Stimme Christian Älvestam nicht zu knapp. Trotz des kleinen Achtungserfolgs beim Titelstück des ersten Albums "Symmetric In Design": Incapacity sind besser, Torbbearer cooler und Centinex waren beides zusammen. (memme)
ONE MAN ARMY AND THE UNDEAD QUARTET
Dank eines großen Staus auf der A1 kam ich erst zur vierten Band bei der Markthalle an. Schon beim COB-Gig hatte ich ONE MAN ARMY AND THE UNDEAD QUARTET verpasst, diesmal wurde es knapp. Aber es einfach perfektes Timing, denn als ich endlich in den gut gefüllten großen Saal kam, hatten die Jungs um ex-THE CROWN Johan gerade mit dem ersten Song begonnen - trotzdem tobte vor der Bühne schon ein ansehnlicher Haufen Fans. Scheint, als hätte die Band mit ihrem Debüt viele Fans gewonnen. Im Laufe der halben Stunde wurden natürlich beinahe alle Songs der Scheibe gespielt, besonders "Devil On The Red Carpet" erwies sich als echter Hit. Überhaupt waren die Songs live wesentlich druckvoller und grooviger als auf Platte, was die gute Laune und Spielfreude der Band erklären durfte. Johan war natürlich Dreh- und Angelpunkt der Show und weiß dank seiner langen Bühnenerfahrung, wie man Metalfans glücklich macht. Das waren nach einer schweißtreibenden halben Stunde dann auch alle; Musiker wie Fans. So soll das sein. (lh)
HEAVEN SHALL BURN
Nach den Newcomern kamen die alten Hasen. Auch wenn HEAVEN SHALL BURN noch jung an Jahren sind, ist die Band schon seit ein paar Jahren eine der wichtigsten deutschen Metalcore-Bands und hat spätestens mit "Antigone" einen Meilenstein veröffentlicht. Beim Fuck Easter waren sie als Special Guest dabei, quasi als Ostergeschenk. Die Thüringer machten keine Mätzchen und legten ohne große Ansage direkt los und begannen (glaube ich) mit einem "Antigone"-Song, die natürlich live immer eine Macht sind. So auch dieses Mal. Es hatte vor der Bühne ein Austausch stattgefunden, viele Metalfans waren weiter nach hinten in die zu drei Vierteln gefüllte Halle und der Metalcore-Clan stürmte nach vorne. Trotzdem gab es erstaunlich wenig Stagediver, aber einige Circle Pits entschädigten den neugierigen Zuschauer. Bei der Setlist gab es keine Ausfälle, HEAVEN SHALL BURN spielten einen Killer-Song nach dem anderen. Bleibt als Fazit nur ein "arschgeil!". (lh)
AMORPHIS
Mehr noch als auf die neuen HYPROCRISY-Songs (ich hab die Band ewig nicht mehr live gesehen) war ich auf AMORPHIS gespannt, die ja mit neuem Sänger (Tomi) unterwegs sind und mit ihm ihre starke "Eclipse"-Scheibe eingespielt haben. Optisch sticht er mit seinen langen dunklen Dreads zwar heraus, musikalisch passt er aber live genauso zu AMORPHIS wie auf Platte. "Eclipse" markierte eine Rückkehr zu alten AMORPHIS-Tagen, irgendwo zwischen "Elegy" und "Tuonela". Die gutgelaunten Finnen rockten sich durch ihren Set, bei dem sie sich natürlich auf "Eclipse" konzentrierten und präsentierten sich als gefestigte Einheit, die den Weggang von Pasi gut verkraftet hat. Tomi machte seinen Job verdammt gut und konnte nicht nur bei den neuen Songs überzeugen, sondern meisterte auch alte Klassiker ohne sichtbare Mühen. Dazu war er noch bestens aufgelegt und plauderte locker mit dem Publikum, dass sich von der guten Laune auf der Bühne anstecken ließ und viel Spaß hatte. Ich weiß nicht, ob man AMORPHIS zu einem Comeback beglückwünschen kann (das letzte Mal auf Tour in Deutschland ist ja schon eine Weile her), aber auf jeden Fall kann man ihnen zu ihrem Näschen bei der Sängersuche gratulieren. Mit dieser Besetzung und Spielfreude sehen wir die Finnen hoffentlich noch oft in unseren Landen! (lh)
Setlist
Perkele
Against Widows
In The Beginning
Divinity
Hose Of Sleep
Sign From North
The Smoke
Alone
The Castaway
Leaves Scar
SOILWORK
Obwohl "Black Winter Day" fehlte, waren AMORPHIS so prima, dass SOILWORK nur verlieren konnten. Aber siehe da: Ein erstes, ganz persönliches Erfolgserlebnis läutete eine kleine Überraschung ein: Kollege Speed hat sein deppertes knallrotes und italienisches Kraftfahrzeug-Hemdchen zu Haus gelassen. Und auch sonst alles gut: Es fällt nicht aus wie zuletzt und die Schweden knüppeln sich nicht wie sonst in Hamburg einfach gesichtslos durch ihr Programm. SOILWORK machen tatsächlich Spaß. Sie hatten ihre Setlist leicht umgestellt, das Line-Up scheint mit Herrn Antonsson wesentlich gefestigter und Herr Strid hat Stimme und Publikum gut im Griff. SOILWORK machten solide Arbeit, das Publikum fand es noch viel besser. (memme)
Setlist
Follow The Hollow
Rejection Role
One With The Flies
Bastard Chain
Stabbing The Drama
Light The Torch
Chainheart Machine
Nerve
Stalemate
The Bringer
Millionflame
As We Speak
Blind Eye Halo
HYPOCRISY
Der Augenring-Mann kam, sah vielleicht nicht alles - und siegte. HYPOCRISY haben mehr geile Songs als Menschen UFOs gesehen haben, machen eine zurückhaltende, aber doch charismatische Show und - tja - und sie teilen die Gemeinde. Wie eben Mulder und Scully die Welt des FBI. Denn einer fand den Gig so interessant wie einen Alien im Wohnzimmer - also super. Andere dachten eher an einen Weltraumflug im Fernsehen, also ganz okay. Und wieder andere befanden es für so cool wie eine Fahrt im Golf zwei. Stinklangweilig und schon oft viel besser gesehen. Die Wahrheit liegt wie immer mittendrin. METAL INSIDE tendiert zu ersterem [jau! - lh]. Und auch Onkel T. schien seinen Spaß zu haben, nicht nur weil er die Hansestadt wieder zärtlich zu "Hamburg 47" liebkoste. Es war wie ein guter, alter Tatort: Nicht wirklich überraschend, aber fast immer sehenswert - und es ist eigentlich ziemlich wurst, wer neben dem Meister auf der Bühne steht. Denn letztlich zählen nur die Songs …(memme)
… und das waren diese:
Let The Knife Do the Talking
Born Dead, Buried Alive
Killing Art
4th Dimension
Osculum Obscenum
Elastic Inverted Visions
Blood Drenched
Fire In The Sky
Impotent God
Eraser
Warpath
Roswell 47
Final Chapter