Fuck Christmas 2004 - Hamburg, Markthalle (Randnotizen)

Zum fünften Mal und laut wie nie, mit mehr Bands denn je und auch voll wie nie zuvor, sollte das F**K CHRISTMAS einmal mehr ein Beben durch die Glückseeligkeit und Adventskranzlaune bringen.
Das F**K CHRISTMAS in Zahlen: 27 Bands auf 3 Bühnen rockten parallel 7 Stunden. Im Vorfeld gab es keine Absage, MAROON revidierten ihren Rückzug, die eigentlich Ersatzband HATE SQUAD wird bald in Hamburg zu sehen sein.
Genau 1412 zahlende Rocker und Rockerinnen von Emogöre bis Schwermetaller, 86 Pressevertreter und andere Gäste, dazu 208 Band- und Crewmitglieder sowie Markthallenpersonal brachten den experimentellen Beweis, dass bei 1706 Menschen die Markthallen, das Marx und der Kunstraum an ihre Grenzen kommen. Um 22.00 Uhr wurde die Abendkasse geschlossen: Ausverkauft!
Die 8 anwesenden Sanitäter zählten am ganzen Abend nur 6 Einsätze, alle Personen konnten vor Ort versorgt werden. Die Veranstalter sprechen vom friedlichsten F**K CHRISTMAS überhaupt - ein Eindruck den wohl alle bestätigen können.
Nicht nur Metal-Inside hatten personellen Engpass (Gute Besserung an dieser Stelle) sondern auch das Markthallenteam: Und so stand Veranstalter Ovid höchstpersönlich eine Stunde am Einlass und tastete die Besucher nach ungeliebten Gegenständen ab.
Es gibt noch ganze Kerle: Selbst auf einer Trage liegend, mit nassgeschwitztem nackten Oberkörper und mit drei Sanitätern um ihn rum, konnte sich der kurz zuvor ausgeknockte Headbanger das schmerzverzerrte Grinsen nicht verkneifen, als er sich von einem Umstehenden versichern ließ, dass man auf sein Bier aufpasst während er "kurz weg ist". Er stand tatsächlich bald wieder topfit in der vordersten Reihe.
Der enge Zeitplan mit jeweils nur 15min Umbaupausen wurde auf der großen Bühne eingehalten, im Kunstraum hing man im Laufe des Abends gute 20min, im Marx gar 30min. Eigentlich nicht der Rede wert, aber die ursprünglich geschickt ausgeklügelte Running Order (Beide Daumen hoch dafür an dieser Stelle) verlor dadurch natürlich einigen Nutzen und raubte den kleinen Bühne zig Gelegenheitsbesucher in den Umbaupausen der Headliner von MAROON bis zu den EMIL BULLS.
Es gibt Bands denen können nicht genug Stagediver auf der Bühne sehen und es gibt das Gegenteil. Während bei MAROON bisweilen mehr Stagediver als Bandmitglieder am Bühnenrand standen und von Sänger Andre jeder gelungene Versuch mit einem "Oh, das war nen schöner" kommentiert wurde, konnte HEAVEN SHALL BURN Fronter Marcus Bühnenbesucher gar nicht schnell genug wieder unten haben. Lag vielleicht daran, dass er bei seiner schmächtigen Statur etwas Angst bekam bei den heroischen anrennenden Kerls.
Die meisten Groupies konnten sicher die EMILS BULLS verbuchen, die schönsten Frauen himmelten wie immer DARK AGE an. Das hartnäckigste Mädel aber sah man bei HATESPHERE am Bühnenrand tanzen. Mädels, passt auf eure Kerle auf. Gerüchteweise ging da einiges… Mehr weiß nur die kalte Hamburger Nacht.
Wie zu erwarten gab es entgegen aller Trends wieder unzählige Arschgeweihe zu betrachten - ob man wollte oder nicht. Und manchmal wollte man nicht. Insbesondere wenn der Ort des genadelten Kunstwerks unvorteilhaft an die Glasscheiben des Marx gedrückt wurde. Denkt einfach das nächste Mal dran, dass ihr nicht an einer Wand sitzt oder gönnt den Vorbeilaufenden eben ein herzhaftes Lachen.
Das F**K CHRISTMAS 2004 legt die Messlatte fürs kommende Jahr fast unerreichbar hoch. Die Organisation war bis auf wenige Details großartig, der Ablauf ging reibungslos vonstatten, die Crew war freundlich. Die Qualität der Bands sprach für sich.
In der Markthalle und dem Marx lag der Schwerpunkt vielleicht zu massiv auf dem Metalcore, die fehlende Abwechslung wurde von einigen murrend bemängelt. Der Kunstraum hatte deutlich mehr Besucher als im Vorjahr, die Bands dort waren abwechslungsreich ausgesucht aber profitierten wenig von zufällig Lauschenden, die sich nämlich bei den großen Namen festgefressen hatten. Eventuell würden einige etwas bekanntere und zum einmaligen Ambiente einer frei im Raum stehenden Bühne passende Acts die Besucherinteressen etwas entzerren, das Konzept auch unbekannteren Bands ein Forum zu bieten muss aber unbedingt beibehalten werden.
Der gesamte Vorraum, und damit auch Zentrum der Markthalle, war schlicht zu voll gestellt und auch wirklich der einzige Punkt für etwas lautere Kritik. Natürlich wollen die Bands ihr Merchandise unters Volk bringen, damit wurde aber der sonst sehr kommunikative und etwas ruhigere Bereich und ein riesiger Pluspunkt dieser Location in ein einziges Drängeln und Drücken verwandelt. Einen Ausweg aus diesem Dilemma gibt es wohl baulich bedingt kaum. Kreative an die Front!
Die Garderobe ist bei Großveranstaltungen dieser Art immer ein Flaschenhals durch den man einfach gehen muss.
Topbands, buntes Publikum, freundliche Sanitäter, zuvorkommendes Thekenpersonal… Rocker, was willst du mehr?