Konzert:

FROZEN CROWN, FELLOWSHIP, + - Aschaffenburg, Colos-Saal

Konzert vom 15.04.2025

Und wieder ein Dienstag im Zeichen des Stahls. FROZEN CROWN befinden sich mit ihrem fünften Album nun endlich auf der langen angestrebten Headliner Tour. Und die Band stellt stolz fest, dass bei ihrem ersten Auftritt an gleicher Stelle als Support von ELVENKING gerade mal 20 zahlende Gäste anwesend waren, während es heute schon deutlich mehr sind. Ich schätze, dass es irgendwas zwischen 120 und 150 Gäste sind, die den Weg nach Aschaffenburg gefunden haben.

Der Abend steht jedoch unter eher ungünstigen Vorzeichen. Bei Sängerin Jade wurde eine nicht näher benannte Krankheit diagnostiziert, weshalb sie sich tags zuvor von der schon laufenden Tour verabschiedete und zurück nach Italien flog, um sich dort Bluttests zu unterziehen und eine Behandlung zu beginnen. Geplant war, dass sie es wieder rechtzeitig nach Aschaffenburg zur Show schaffen sollte. Ob dies gelingt, ist zu Beginn noch nicht klar.

Als erstes stürmen die KanadierInnen LUTHARO die Bühne. Ihr Mix aus CHILDREN OF BODOM, ENSIFERUM und neueren ARCH ENEMY wird mit viel Spielfreude und Elan dargeboten. Gerade Sängerin Krista beeindruckt mit gekonntem Wechsel zwischen Growls und kraftvollem Klargesang. Auch wenn man am heutigen Abend die sowohl härteste, als auch modernste Band ist, kann man das Publikum schnell von sich überzeugen. Songs wie „Creating A King“ oder „Time To Rise“ verfehlen ihre Wirkung nicht und man sieht LUTHARO an, wie happy man ob der Reaktionen ist. Auch wenn der Sound nicht zu 100 % optimal ist (ein Schicksal, welches sich heute Abend alle drei Acts teilen sollten), so kommt die Essenz ihrer Musik doch beim Aschaffenburger Publikum an. Und LUTHARO legen sich mächtig ins Zeug, fegen agil über die Bühne und sind nach kurzer Zeit schweißgebadet. Dabei zuzuschauen macht richtig Laune. Starker Opener.

Als nächstes dürfen FELLOWSHIP ran und polarisieren natürlich. Einerseits können die 4 Hobbits auf eine wachsende Fangemeinde bauen und auch heute Abend gibt es einige Die Hard Supporter im Publikum, aber es gibt auch Stimmen, die das ganze als zu kitschig abtun. Mir macht sowas naturgemäß Spaß, auch wenn es mitunter natürlich ziemlich grenzwertig ist. Aber FELLOWSHIP sind sich dessen völlig bewusst und so gibt Herzchen für die Zuschauer, liebe und freundliche Ansagen und eine Euro Power Metal Hymne in Dur nach der anderen. Moll-Töne werden tunlichst vermieden. Aber in einer Welt, die am Fließband schlechte Nachrichten produziert, sind 45 Minuten heiles Auenland eine willkommene Abwechslung.

Dann betritt FROZEN CROWN Gitarrist Federico Mondelli die Bühne und erzählt von den Aufregungen der letzten Stunden und dass es bis eben noch nicht klar war, ob Jade es rechtzeitig zur Show schaffen würde. Man merkt ihm die Aufregung, aber auch die Sorge an, denn er verhaspelt sich öfters, was aber nur allzu verständlich ist, denn Jade ist nicht „nur“ die Sängerin seiner Band, sondern vor allem auch seine Ehefrau. Er wird das Thema im weiteren Verlauf des Abends noch mehrfach ansprechen, doch jetzt gibt es erstmal Entwarnung: Jade ist soeben eingetroffen und einer vollen FROZEN CROWN steht nichts mehr im Wege.

Mit dem Titelstück des aktuellen Albums „War Hearts“ geht’s auch gleich in die Vollen und das zum Sextett angewachsene Ensemble fühlt die Bühne nicht nur physisch aus. Die erst 19jährige neue Gitarristin Alessia Lanzone hat sich schon gut in die Band eingefügt und teilt sich das Rampenlicht fair mit den etablierten Sixtringern Federico Mondelli und Fabiola Bellomo. FROZEN CROWN nutzen den Vorteil ihrer Gitarrenarmee und füllen ihre Songs mit feinen und oft mehrstimmigen Harmonien und Soli. Aber über allem thront Sängerin Jade, die sehr authentisch und sympathisch erzählt, was ihr diese Tour und speziell dieser Auftritt bedeutet und gerade weil die Situation sie sichtlich mitnimmt, glaubt man ihr jedes Wort. Und die meisten anderen Bands hätten zumindest diese eine Show schlicht gecancelled. Meinen tiefsten Respekt dafür, dass sie es trotzdem durchgezogen hat. Weiter Höhepunkte stellen für mich die speedige Hymne „Steel And Gold“ (mit einer weiteren wunderbar chaotischen Ansage über „Metalle und Mineralien“; dieses Mal von Bassist Francesco Zof) und das emotionale „Ice Dragon“ dar. Letzteres wird einem verstorbenen Superfan gewidmet.

Bis auf wenige Ausnahmen bin ich kein großer Freund von Drumsoli aber was Niso Tomasini heute Abend macht, ist schon richtig geil. Das ist durchdacht und begeistert mit einer Songähnlichen Struktur und bleibt so deutlich spannender als ein purer „ich bin sauschnell-Showoff“. Der Abend endet mit Jades Signature Song „The Shieldmaiden“ mehr als würdig. Gerne immer wieder.

Noch ein Wort zu den Merchpreisen: Mir ist klar, dass die Kohle irgendwoher kommen muss und Touring für kleinere Acts ein mehr als riskantes Unterfangen ist, aber ich war in letzter Zeit bei vielen Shows wo die regulären CD-Preise am Merchstand -wie heute- bei 20€ angekommen sind und ich bin mir nicht sicher, ob sich das rechnet, oder ob man mit niedrigeren Preisen schlicht mehr verkaufen könnte. Allerdings weiß ich auch, daß Labels schon knallige Preise ihren Künstlern abverlangen, so dass diese kaum eine Wahl haben. Es ist und bleibt ein schwieriges und streitbares Thema.

Text:   Fabian Zeitlinger
Fotos: Michael Berghammer