Konzert:

Freedom Call, Visions Of Atlantis, Seven Thorns - Aschaffenburg Colos-Saal

Konzert vom 11.10.2019

Alle Welt redet davon, dass wir zu viel Zucker zu uns nehmen. Supermärkte und die Lebensmittelindustrie reagieren insofern darauf, dass in allen Nahrungsmitteln versucht wird den Zuckeranteil zu reduzieren. Überall wird also das Süße gestrichen, entfernt oder zumindest weniger. Überall? Nein, eine gar nicht mal so kleine Band aus Süddeutschland wehrt sich seit nun mehr 2 Dekaden äußerst erfolgreich gegen diesen erschreckenden Trend und überzieht ihre hymnenhaften Kompositionen mit einer meterdicken Schicht leckerstem Zuckerguss. Chris Bay und seine Mannen polarisieren. Das tun sie bewusst und bilden so eine willkommene Ausnahmeerscheinung in der weltweiten Metalszene. Diverse „Auszeichnungen“ wie regelmäßige letzte Plätze in den Soundchecks der hiesigen großen Metalgazetten oder der Preis als „Happiest Band of World“ von einem Blatt aus den Staaten sprechen da eine deutliche Sprache. Doch bevor FREEDOM CALL ihre Horden an Einhörner, welche auf Regenbogen tanzen, auf ihre Fans loslassen, muss die Meute erstmal angeheizt werden. Los geht’s mit den Dänen SEVEN THORNS

Diese werden mit ihrem an die frühen 2000er gemahnenden Power Metal positiv von der wartenden Menge aufgenommen. Die Songs kommen gut auf den Punkt und werden mit sichtbarer Spielfreude dargeboten. Dass sich der Kitschfaktor im überschaubaren Rahmen hält und die Songs auch den einen oder anderen düsteren Touch aufweisen, stört -trotz des Headliners- heute niemanden. SEVEN THORNS setzen den Schwerpunkt natürlich bei ihrem aktuellen Werk „Symphony Of Shadows“. Alles in Allem ein gelungener Auftakt einer zwar nicht mehr ganz jungen, aber dennoch hungrigen Band.

 

 

A propos „Kitschfaktor“: Wer diesen bei SEVEN THORNS noch vermisst hat, der bekommt bei VISIONS OF ATLANTIS nun die Vollbedienung. Die franz.-ital.-österreichische Symphonic Metal Combo geizt weder mit ausladenden Streicherarrangements noch mit den großen Gesten ihrer beiden Frontleute. Auch wenn mal ein Mikro ausfällt (wie bei „The Siren And The Sailor“) lassen sie sich nicht aus der Ruhe bringen. Sonst ist alles da, was man sich für diese Art von Musik wünscht: Die Haare fliegen im Ventilatorwind, Clémentine Delauney wiegt sich Schlangenfrau gleich im Takt und ihr männlicher Counterpart Michele Guaitoli gibt möglichst maskulin den Heldentenor. Dass Gitarren im Gesamtsound gar keine so große Rolle spielen, stört am heutigen Abend auch niemanden. Während anfänglich die Reaktionen noch recht verhalten sind, muss man VISIONS OF ATLANTIS attestieren, um ihr Publikum gekämpft zu haben und das mit Erfolg. So wird der Applaus ab der Mitte des Sets bedeutend lauter und enthusiastischer. Am Ende dürften beide Seiten zufrieden gewesen sein. Dass mit Drummer Thomas Caser nur noch ein Gründungsmitglied auf der Bühne steht bzw. in seinem Fall sitzt und dass auch sonst bei der seit dem Jahre 2000 aktiven Band keiner länger als 6 Jahre dabei ist, scheint niemanden zu stören. Wenig Personenkult also bei VISIONS OF ATLANTIS.

 

 

Das sieht beim Headliner definitiv anders aus. Zwar gibt es auch hier diverse Wechsel und heuer ist wieder eine komplett neue Rhythmustruppe am Start, aber FREEDOM CALL ohne Oberglücksbärchi Chris Bay ist schlicht unvorstellbar. Der Zeremonienmeister der guten Laune verbreitet sofort gute Stimmung, ist ein mehr als souveräner Frontman, nimmt sich selbst nicht zu ernst und weiß mit unterhaltsamen Geschichten zu fesseln. Der vor ein paar Wochen an gleicher Stelle tätige AXXIS Frontmann Bernhard Weiss ist ein ähnlicher Kandidat. Chris Bay lobt das Publikum, beschwört den Weltfrieden, singt ein Halleluja auf den Heavy Metal und freut sich einfach wie ein Schneekönig, wenn sich um ihn herum auch alle freuen. Und um dem Ausdruck zu verleihen wird ganz viel gehüpft, mitgesungen und mit den Smartphonlichtern im Takt gewackelt. Weil -so Bay- das „von oben so geil aussieht“. Auch wir (also das Publikum) sieht laut Bay absolut bezaubernd aus. Ich vermute einfach mal, dass er auf Grund der Spots, die ihm ins Gesicht scheinen gar nicht mal so viel sieht, also lassen wir ihm diese schöne Fantasie. Musik wurde tatsächlich auch noch gespielt und das sogar richtig mit Schmackes und Enthusiasmus. Los gings mit der Einschwörerhymne „Union Of The Strong“ und die Menge war sofort mit Eifer dabei. Und dann ging es Schlag auf Schlag: Egal ob in Babylon Tränen vergossen werden („Tears Of Babylon“), die Nummer der Engel besungen wird („111“) oder einfach eine Happy Metal Party gefeiert wird („Power & Glory“), das Publikum erweist sich als textsicher und feiert FREEDOM CALL nach allen Regeln der Gunst ab. Natürlich spielt auch die Musik selbst in den Texten FREEDOM CALLS eine große Rolle und so gibt es nicht nur den Klassiker „Metal Invasion“ auf die Ohren, sondern auch die beiden Kracher neueren Datums „Metal Is For Everyone“ und „M.E.T.A.L.“

Nach einer kurzen Pause lassen sich die Herren noch mal bitten und der mittlerweile mit nacktem Oberkörper die Damenwelt begeisternde Chris Bay legt eine schöne Akustikversion von „Warriors“ vor, welches im Anschluss gleich nochmal in der Stromform gereicht wird. Mit den beiden Partynummern „Far Away“ und „Land of The Light“ verabschieden sich FREEDOM CALL endgültig. Nicht jedoch ohne vorher noch das Versprechen zu geben weitere 10 Longplayer an den Start zu bringen. Somit wäre der Nachschub an Einhörnern, Regenbögen und natürlich ganz viel M.E.T.A.L. für die nächsten Jahrzehnte also gesichert.

 

 

Man kann sagen was man will, ich persönlich finde, dass FREEDOM CALL eine absolut eigene Nische besetzen, diese authentisch vertreten und bei Liveshows seit jeher abliefern, gut unterhalten und niemals enttäuschen. Bleibt für mich eigentlich nur noch eine Frage offen: steht das Bay im Namen des Frontmanns eigentlich für Bayern??



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