Konzert:
Konzert vom 25.07.2010Es regnete nicht. Bei diesem Fluff Fest war das schon viel wert und ließ die Laune gleich ordentlich steigen, auch wenn es im Freibad so kalt wie eh und je war. Aber irgendwas ist ja immer... Fluff Fest 2010 - Sonntag
UNRESTRAINED
Jung und motiviert sind UNRESTRAINED aus den USA, allen voran der junge Mann am Mikro. Der redet zwischen den Songs über alles mögliche, vom Krieg der USA im Irak bis zu Straight Edge reicht das Spektrum. Manchen mag angesichts des Wortschwalls nders geworden sein, aber im Grunde waren UNRESTRAINED genau das, was eine Hardcore-Band sein sollte: interessiert an mehr als nur an Musik und Mädchen und mit der Attitüde, das auch kundtun zu wollen. Musikalisch gab es recht einfach gehaltenen Hardcore, der stellenweise an modernere Vertreter wie HAVE HEART erinnerte und gut ins Ohr ging, auch wenn die ganz großen Hits noch fehlen. Gefeiert wurden UNRESTRAINED trotzdem, hatten sie doch für jeden was zu bieten.
MILES AWAY
MILES AWAY waren sympatisch, da stachen sie alle anderen Bands des Tages aus. Die Australier hatten ähnlich viel zu sagen wie UNRESTRAINED, kamen dabei aber nicht so verbissen rüber. Ihre Songs hauten in die gleiche Kerbe, wobei MILES AWAY etwas abgezockter wirkten und einige Kracher mehr im Programm hatten.
SISTA SEKUNDEN
Keinen Bock auf tiefschürfende Ansagen hatten wie erwartet SISTA SEKUNDEN, die mit einer knackigen Verspätung auf die Bühne kamen, sich aber mit einer auf den Punkt kommenden Punkrockshow entschuldigten. Die Schweden pfiffen auf alles, was dem durchschnittlichen Fluff Fest-Besucher lieb und teuer war, Political Correctness wurde vergebens gesucht, dafür wurde mit rotzigen Punkrock mit Hardcore-Kante viel Motivation für einen großen Pit geliefert. Das Publikum nahm das dankend an und störte sich nicht am halbnackten Sänger (der dabei wahrlich kein schöner Anblick war) oder den stellenweise wirren Ansagen. SISTA SEKUNDEN machten Spaß und das war alles, was bei ihnen zählte.
NO TURNING BACK
Nach all den gut gelaunten Bands kamen NO TURNING BACK in der Rolle des arrogant wirkenden alten Mannes daher. Musikalisch wie immer top und mit einer Setlist, die keine Wünsche offen ließ, waren einige Ansagen doch etwas zu pathetisch, andere zu bemüht lässig, um mit den gut gelauten Amis und Australiern mitzuhalten. NO TURNING BACK verdienen viel Respekt für ihre Einstellung und ihre seit Jahren anhaltende Motivation, diese allen Entbehrungen zum Trotz zu leben, aber wenn Ansagen gegen Rassismus, gegen Homophobie und für mehr Ehrlichkeit leicht von oben herab wirken, kann es das auch nicht sein. NO TURNING BACK können das besser, das haben sie schon oft genug bewiesen, so dass dieser Tag unter „der Funke sprang nicht über“ verbucht wird.
CRUEL HAND
CRUEL HAND hatten ihr neues Album “Lock & Key” im Gepäck, sogar in den limitieren Vinyl-Farben. Optisch schick, überzeugte das Material auch von der Bühne aus. Bestens eingespielt zeigte der Ami-Haufen, dass die neuen Songs in Sachen Eingängigkeit bei gleichzeitiger Brutalität dem Material von „Prying Eyes“ in nichts nachstehen. Das Publikum sah das ähnlich und feierte auf, vor und über der Bühne (Stagediver-Alarm ohne Ende) mit der Band, die sich nach 45 schweißtreibenden Minuten zu einer Zugabe genötigt sah, für die sie klarstellen, dass sie auf Hardcore so gar keinen Bock hätten und stattdessen „Seek And Destroy“ und vorher „For Whom The Bell Tolls“ coverten. Und was macht das Publikum? Nimmt den Ball auf, macht mit Teufelshörner und erstaunlich textsicher noch mal ordentlich Alarm, bevor das Fluff Fest 2010 mit echten Klassikern zu Ende geht.
Denn MUNICIPAL WASTE hatten schon im Vorfeld abgesagt, da sie wegen eines familiären Notfalls nicht nach Europa kommen konnten. So blieb es an CRUEL HAND, ein gelungenes Festival zu beenden, was ihnen problemlos gelang. Überschaubar, sympathisch und entspannt präsentierte sich das Fluff Fest anno 2010 und sorgte mit einer immer gut aufgelegten Crew dafür, dass jeder Besucher trotz des miesen Wetters Spaß hatte und 2011 sicher wiederkommen wird.
