Konzert:

Fish - Colos-Saal, Aschaffenburg

Konzert vom 17.11.2006Derek William Dick alias FISH und seine Mitstreiter standen schwer im Stress, seit mindestens 8 Tagen nächtigte die Crew ununterbrochen im Tourbus und jetzt schon Konzert Nummer vier hintereinander ohne Pause - das schlaucht natürlich ganz schön. Entgegen seinem als launisch vorauseilenden Ruf war Meister Fish in einem kurz vor dem Gig geführten Interview, trotz leichter Erkältung und geschilderten Tourstress, in allerbester Laune, zeigte sich sehr lässig und entspannt wie selten. Diese innere Zufriedenheit aufgrund des hervorragend Verlaufs auch des zweiten Teils der "Return to Childhood Tour 2007" übertrug er dann auch von der ersten Minute an nach seinem Erscheinen (gleich mit großem Handtuch um den Hals) auf der kleinen Bühne des ausverkauften Aschaffenburger Colos-Saales. Die bunt gemischten und für mich doch überraschend viele jüngeren Zuschauer fieberten ebenfalls dem pünktlichen Konzertbeginn (ohne Vorband) geradezu entgegen. Auf eine Backgroundsängerin wurde (entgegen der Live CD sowie DVD) aus Kostengründen leider verzichtet aber Onkel Fish war heute stimmlich mehr als solide unterwegs, die ganz hohen Töne kann er halt heutzutage einfach nicht mehr singen (da sollten manche Fans und Kritiker jetzt einfach mal kapieren), da sich seine Stimme im Laufe der Jahre eben etwas verändert bzw. verdunkelt hat. Ob dies auch dem gut frequentierten Rotweinkonsum festzumachen ist, glaube ich trotzdem eher nicht, aber zu Beginn noch solide aus dem großen Schwenker genießend wurde gegen ende des Gigs dann doch lieber eher die Flaschebevorzugt! Wenn er sich so gut fühlt, was soll´s - der Gesangleistung tat dies keinerlei Abbruch. Auch seine Band war in sehr guter Verfassung, insbesondere Gitarrist Frank Usher überzeugte mich hierbei live mit seinem erdigen Sound noch mehr als auf der Live-CD ähnliches gilt auch für die Keyboards Tony versucht durchaus seinen eigenen Stil mit einzubringen ohne den Tracks etwas von ihrer Magie zu nehmen. Die Reaktionen des Publikums auf den ersten reinen Soloteil mit Fish-Stücken war ebenfalls erstaunlich gut, klar wartete alles irgendwie auf MISPLACED CHILDHOOD aber auch die geänderte Setlist gegenüber dem ersten Teil der Frühjahrtour wurde eifrig beklatscht und mitgesungen. Gelegentliche unverbesserliche und vor allem sehr nervige Dazwischenschreier wurden von Fish vernichtend mit "f*** you" abgestraft. Hatte er völlig recht, diese vermeintlichen Oberklugscheißersprüche könnte man sich wirklich verkneifen. Insbesondere ein spitzenmäßiges "State of Mind" sowie eine endgeile Akustikversion von "A Gentleman´s excuse me" bildeten die herausragenden Höhepunkte des ersten Parts.


Die Stimmung in der zweiten Hälfte nach ca. 10-minütiger Pause mit einem etwas überlangen "La Gaza" Intro war natürlich sofort nach dem Intro von "Pseudo Silkomono" aller erste Sahne und Fish steigerte sich auch ansagentechnisch immer mehr hinein mit stellenweise recht tiefgehenden sowie nostalgischen Kommentaren über die Entstehungsgeschichte vor über 20 Jahren. Und tatsächlich, dies bewies dieser Abend eindrucksvoll hat MPC nichts von seinem Reiz eingebüßt. im Gegenteil die Musik klingt aktuell wie eh und je. Der ein oder andere umarrangierte oder etwas länger gespielte Part kam ebenfalls gelungen rüber, einzig ein etwas kümmerliches Schlagzeugsolo (nach LAVENDER glaube ich) war nicht so der Bringer, ich fand den neuen Schlagwerker sowieso nicht ganz so überzeugend wie den Rest der Band, ein wenig mehr "Punch" hätte dem ansonsten recht ordentliche Sound (wir standen in der fünften "Reihe") besser getan. FISH war wie gesagt locker drauf, witzelte mit dem Bandroadie und seinem Hobbit-mäßigen Aussehen, verzieh ihm aber dass er die ganze Band mit seinem Schnupfen angesteckt hatte. Überrascht zeigte er sich dann, wie viele Liebeslieder über seine zahlreichen und meist gescheiterten Frauengeschichten "Goldfish & Clowns" (genial), er doch im Lauf der Jahre so geschrieben hatte. Na ja, da geht ihm auch künftig nicht der Stoff aus, ist er doch bereits wieder von Heather getrennt. Die wichtigste Frau in seinem Leben sei eh die Tochter Tara, sprachs und schwieg fortan zu diesem Themenblock. "Misplaced Childhood" wurde insgesamt sehr solide dargebracht, Fish wirkte (jetzt mit einem Fußballshirt bekleidet) mit seinem nach wie vor äußerst charismatischen Gesang, den typischen leicht steifen Bewegungen sowie den stets animierenden Gesten an sein Publikum wie in einen Jungbrunnen gefallen und wirkte nach dem frenetischen Beifallskundgebungen bei den einzelnen Songs oder Parts sichtlich glücklich und sehr zufrieden. Insbesondere der Zugabenteil nötigte den Mann noch einmal alles ab - es ist aber immer wieder ein Erlebnis ihn zu sehen, der Magie und Ausstrahlung von FISH konnte man sich einfach nicht entziehen. Er lies sich sogar zu einem politischen Statement hinreißen als er gegen Schluss den Abräumer "Fugazi" ankündigte. Nach guten 2,5 Stunden war dann leider Schluss. Er wird in 2007 wiederkommen, wahrscheinlich im Herbst und neben einem neuen Album auch ein "Clutching at Straws 2007"-Jubiläumsspezial zum besten geben. So lauteten seine eigenen Worte am Ende unseres Interviews - man darf also gespannt sein.



Setlist (ohne Gewähr):



FAITH HEALER

BIG WEDGE

GOLDFISH & CLOWNS

STATE OF MIND (extended Version)

LADY LET IT LIE

A GENTLEMAN´S EXCUSE ME (Tony & Fish)

INNOCENT PARTY

LONG COLD DAY

CREDO



MISPLACED CHILDHOOD



INCOMUNICADO

MARKET SQUARE HEROES



FUGAZI

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