Konzert:
Festival de Vouziers 2011 - Vouziers

Leider stand das Festival für eine Band unter keinem guten Stern. In der Familie eines ADX-Mitglieds gab es einen Todesfall, weshalb die die Speed Metal Opas (super neues Album namens „Immortel“) kurzfristig ihre Teilnahme absagen mussten. Dafür sprangen die Power Metaller von HÜRLEMENT ein.
Blöderweise verirrte ich mich auch etwas im weitläufigen französischen Hinterland, so dass ich über EXISTANCE leider nichts zu berichten weiß.
Aber pünktlich zu HÜRLEMENT stand ich in der Halle. HÜRLEMENT liesen es sich nicht anmerken, dass sie so kurzfristig aufs Billing gerutscht waren und boten eine energische Metalshow mit viel Speed, Energie und fliegenden Haaren. Das Publikum war sofort Feuer und Flamme und schmetterte die Songs aus voller Brust mit. Ein eindeutiger Punktsieg für HÜRLEMENT.
Danach war die neue Formation ANTINOMY'S an der Reihe. Selbige waren dann im direkten Vergleich mit HÜRLEMENT etwas statischer auf der Bühne, konnten mit ihrem klassischen female fronted Metal aber auch überzeugen. Allerdings hatten ANTINOMY'S noch einen Trumpf in der Hinterhand. Befindet sich in ihren Reihen mit Pierre Bremond doch ein ATTENTAT ROCK Mitglied und als im zweiten Teil der Show noch ATTENTAT ROCK Gitarrist Fabrice Fourgeaud auf die Bühne kam, um mit der Band Klassiker à la „Le Gang De Saigneurs“ ins Volk zu ballern hatten ANTINOMY'S gewonnen.
Nun wurde es Zeit für Speed der Extraklasse. Ich habe die Speed Metal Urgesteine KILLERS schon dreimal auf deutschen Bühnen bewundern dürfen, aber vor heimischem Publikum war das nochmal eine ganz andere Erfahrung und geradezu grenzgenial. Bruno Dolhegy und seine Mannen boten einen guten Querschnitt über die mehr als 25 Jährige Karriere der baskischen Meuchelmörder. Das Publikum ging total steil und man sah überall im weiten Rund verschwitzte Körper und glückliche Gesichter. Egal ob Uraltschoten wie „Rosalind“ oder „Heavy Metal Kids“ oder neueres wie „HM 2002“ oder die in baskisch vorgetragene Speedhmyne „Azken Agurraren Negarra“, alles sitzte und bohrte sich wie brennende Pfeile in die Herzen der anwesenden Fans. Wer hier seinen Nacken still hielt war entweder tot oder....nein tot, andere Entschuldigungen zählen nicht. KILLERS rule.
Danach wurde es magisch. Wie lange habe ich warten müssen um BLASPHEME endlich einmal live zu erleben. BLASPHEME veröffentlichten in den seligen 80er zwei gottverdammte Klassiker des französischen Heavy Metals und standen Combos wie SORTILEGE in nichts nach. 2008 folgte die überraschende Reunion in (beinahe) Originalbesetzung. Nur Drummer Aldrick Guadagnino ist neu, aber da er der Sohn von Basser Philippe Guadagnino ist, gehört er wohl schon immer dazu.
Gitarrist Pierre Holzhaeuser und Sänger Marc Fery haben sich zwar optisch seit 1985 etwas gewandelt, ihrer Performance und Austrahlung hat dies hingegen nicht geschadet. 2010 erschien das Comeback Werk „Briser Le Silence“ und stand den alten Klassikern in nichts nach und nun endlich BLASPHEME live on Stage. Der Einstieg mit „Désir De Vampyr“ hätte stimmungvoller nicht gewählt werden können. Die Band wechselte gekonnt zwischen neuen Krachern der Marke „Coeur D'Enfant“, The Crow“ oder „Carpe Diem“ und alten Hämmern wie „Seul“ oder „Taxer Le Peuple“. Die beiden Höhepunkte waren aber die infernalisch geil gesungene Ballade „Vivre Libre“ -eine der seltenen Momente, wo ich wirklich Tränen der Rührung vergiesen musste...unvergesslich- und die unsterblich geniale Hymne „Territoire Des Hommes“. Marc sang a capella den Refrain an und schon stand die Halle wie ein Mann hinter BLASPHEME. Ganz großes Kino. Den Rausschmeißer gab es dann in Form des Debuthighlights „Vengeance Barbare“. BLASPHEME kamen, sahen und siegten. Habe noch selten eine emotional mitreissendere Show erlebt.
Nun war es an den Speed Metal Youngsters EVIL ONE das Stimmungbarometer oben zu halten. BLASPHEME in irgendeiner Weise toppen zu wollen war natürlich ein Ding der Unmöglichkeit. Sympathischerweise sahen EVIL ONE das ähnlich, als sie breit grinsend und schulterzuckend den BLASPHEME Triumpfzug neben der Bühne verfolgten. Aber trotzdem zogen sie sich sehr achtbar aus der Affaire und Songs wie „Milita Of Death“ krachen ordentlich ins Gebälk. Auch das neue Line-Up harmonierte schon vorzüglich. So teilen sich HÜRLEMENT mit EVIL ONE nun nicht nur Sänger Alexis Roy-Petit sondern auch Bassist Le Gorg. Die beiden hatten einen richtig anstrengenden Abend. EVIL ONE boten eine schöne aggressive Speed/Thrash Show. Gerne mehr davon.
Eine weitere Legende sorgte dann für den Abschluß eines denkwürdigen Abends. VULCAIN enterten die Bühne und wurden ihrem Ruf die französischen MOTÖRHEADs zu sein einmal mehr gerecht. Sie allerdings als reine Kopie abzustempeln tut dem Trio mehr als Unrecht. VULCAIN arbeiten mit ähnlichen Mitteln wie Lemmy und Co. (Trio, Up-Tempo Rock 'n Roll, Sänger mit knarziger Stimme), setzen diese aber neu und anders zusammen. VULCAIN schafften es das Stimmungsbaromter bis zum Schluss hochzuhalten auch wenn sich bei manchen (auch bei mir) so langsam Ermüdungserscheinungen breit machten.
Und so ging ein denkwürdiger Abend zu Ende, der gerne noch mehr Besucher aus dem Ausland verdient gehabt hätte. Wenn schon halb Metal Europa zum KIT und HOA reisen, sollten wir nicht so arrogant sein und auch mal schauen was unsere Nachbarn so zu bieten haben, sonst entgeht uns nämlich was. Bis zum nächsten Jahr.






