Extremefest 2013 - Samstag

Aus Tschechien kommend, hatten GUTALAX nicht nur den schrägsten Bandnamen des Wochenendes, sondern auch das bunteste Publikum. Mit denen feierten die dezent Fäkal-fixierten Grinder eine 30minütige Party. Im durchgehend stattfindenden Circlepit regnete es Konfetti und wurden Aufblasbälle durch die Gegend geworfen, während auf der Bühne die in Einmalanzügen gekleideten Musiker schön moshten. Wer auf ROMPEPROP und Konsorten abfährt, kam hier auf seine Kosten - und das waren trotz der frühen Uhrzeit sehr viele Extremefestler.
Um OBSCENITY ist es in letzter Zeit ruhiger geworden, woran auch das neue Album nicht viel geändert hat. An diesem (noch sonnigen) Nachmittag lockte die Band eine mittelgroße Menge an, der sie US-beeinflussten Death Metal um die Ohren feuerte. Songsuswahl und Stageacting waren solide und OBSCENITY so die perfekte Band für den letzten Festivalnachmittag.
Im Zelt war nicht viel los, als WOUND loslegten - voller wurde es im Verlauf des Gigs nicht. Dabei hätten die motivierten Kerle mehr Publikum verdient gehabt, denn was hier geboten wurde, war eine Abrissbirne der feinen Art. Schön direkt auf die Fresse, dabei mit flottem Tempo und viel Groove. So verging die halbe Stunde wie im Flug; die geforderte Zugabe hatten sich WOUND redlich verdient und konnten einen sauguten Gig würdig beenden.
Für die Anhänger angeschwärzten Thrash Metals kamen GOSPEL OF THE HORNS dann genau richtig - und selbst wer mit der Band nicht warm wurde, konnte den simpel-eingängigen Sound als Hintergrundmucke für die Stärkung oder das Stöbern in den Distros nutzen (von denen alle wichtigen Underground-Namen vertreten waren).
ENTRAILS nahmen das Extremefest dann mit auf eine Zeitreise in die 90er, zu den Anfängen (und wie viele sagen, den Glanzzeiten) des schwedischen Death Metals. Dabei spielte es keine Rolle, ob Songs der neuen Scheibe NAME oder älteres Material zum Einsatz kam, die Schweden überzeugten mit jedem Song. Im Publikum flogen die Matten und wurden die Fäuste gereckt. Swedish as fuck! Saugeil.
Mit NOCTE OBDUCTA wurde es dann musikalisch vielschichtiger und komplexer. Die Band um Fronter Torsten (AGRYPNIE) ließ sich beim ersten Song viel Zeit für den Aufbau, erst nach einigen Minuten kam der Frontmann auf die Bühne und legten NOCTE OBDUCTA los. Interessant wurde es dann immer in den Songs und –parts, in denen Shouter Torsten vom Keyboarder am zweiten Mikro unterstützt wurde oder zwischen brachialem Black Metal und ruhigem Material gewechselt wurde. Musikalisch war das top, zumal die Musiker nicht nur handwerklich fit waren, sondern erkennbar Bock auf die Show hatten und sowohl versunken in ihre eigene Welt wie auch mal Metal-mäßig posend vorgingen. Dank der frühen Uhrzeit war es zwar zu hell, um dem Gig auch eine optisch ansprechende Verpackung zu geben, aber das war nur ein kleines Manko; insgesamt konnten NOCTE OBDUCTA voll und ganz überzeugen. Vor der Bühne feierten die Black Metal-Fans, die sich zwar als zahlenmäßig kleinere Gruppe erwiesen als die Grindheads, aber NOCTE OBDUCTA trotzdem einen angemessen Rahmen bieten konnten.
Die ersten VADER-Erwähnungen bei uns datieren von 2000 und 2001, was heute eine halbe Ewigkeit her zu sein scheint. Die Polen haben sich seitdem nie unterkriegen lassen und sich durch harte Arbeit zu einem Eckpfeiler der internationalen Death Metal-Gemeinde gemacht. So war es kein Wunder, dass vor der Bühne gut was los war, als die ersten Töne erklangen und das bestens aufgelegte Quartett loslegte. Bandkopf Peter, der mittlerweile mit angegrautem Bart unterwegs ist, begrüßte Hünxe in einem wilden Mix aus Deutsch und Englisch, um dann direkt mit den ersten Death Metal-Geschossen loszulegen. VADER spielten im 45minütigen Set recht viele alte Songs, das ging bis hin zu „Back To The Blind“. Als Setlist passte das allte mit dem neuen Material recht gut zusammen, zumal dank der guten Tontechnikerarbeit der Sound durchweg druckvoll war und die Polen die alten Sachen um ein, zwei Kabinettsstückchen erweiterten. Die Fans trotzdem dem kalten Wind und moshten ordentlich, da konnten VADER zufrieden sein. Warum sich Peter dann nach exakt 44 Minuten so sang- und klanglos verabschiedete, verstand niemand. Die Rufe nach einer Zugabe blieben dann auch ungehört…
Derweil bollerten EXHUMED im Zelt vor sich hin. Die Schnittmenge aus VADER- und EXHUMED-Fans ist ziemlich groß, so dass die Amis viel zu wenig Zuspruch fanden, aber das kennen die Jungs ja schon irgendwie – „All Guts, No Glory“ kommt ja nicht von ungefähr. Wer sich im Zelt tummelte, wurde von einer guten EXHUMED-Show unterhalten, zumal deren Songs simpel genug gehalten sind, um auch den letzten Festivalabend nicht zu anstrengend werden zu lassen, immerhin liegen schon drei Tage Party hinter dem durchschnittlichen Festivalbesucher.
Weiter ging es dann mit HAIL OF BULLETS, also der dritten Death Metal-Band in Folge. Das wäre beim Vorgängerfestival, dem Death Feast Open Air, keiner Erwähnung wert gewesen, ist beim Extremefest mit seiner breiter gefächerten Bandauswahl aber schon eine Anmerkung wert. Ob sich das Konzept trägt, wird sich zeigen, in diesem Jahr waren vom Eindruck her nicht mehr Besucher auf dem größeren Gelände als in den Jahren des Death Feast Open Airs. Wie dem auch sei, HAIL OF BULLETS sind immer eine Reise wert. Die Mannen um Gute-Laune-Bär Martin Van Drunen (PESTILENCE, ex-BOLT THROWER) boten schnörkellosen Death Metal, auf den Punkt gespielt und mit mächtig Groove. Die moshende Meute war dann auch keine Überraschung, an einem Samstagabend wird sich kaum jemand dem Charme der holländischen Dampfwalze entziehen können. HAIL OF BULLETS ließen die Songs ihrer Alben zu einer großen, gut funktionierenden Einheit verschmelzen, mit der sie das Extremefest plattwalzten, ganz im guten, alten BOLT THROWER-Stil.
THYRFING mussten dann gegen das CL-Finale ankämpfen – und dem einsetzenden Regen. Bei Temperaturen unter zehn Grad ist das kein Spaß für die Fans, von daher ist es verständlich, dass sich zu Beginn des Gigs nur wenige Nasen vor die Bühne begaben. Wer dort war, bekam einen interessante Lightshow, die die Musiker nur als Silhoutten erkennen ließ, und den mächtigen THYRFING-Sound. Das war schon sehr beeindruckend, zumal mit Jens Ryden (ex-NAGLFAR) eine echte Rampensau am Mikro zu finden ist. An diesem Abend hielt er sich zwar zurück und konzentrierte sich auf seine stimmliche Leistung (die hervorragend war), aber die Energie und Ausstrahlung des Schweden war trotzdem jederzeit spürbar. THYRFING unterstrichen mit einer sehr starken Leistung, dass sie den Co-Headliner-Slot zu Recht bekommen hatten – für das Wetter kann ihnen ja niemand ein Minus geben.
Das Wetter war dann aber auch der Grund für die vorzeitige Abreise, der der BEHEMOTH-Gig zum Opfer fiel. Aber drei Tage Kälte, noch kälterer Wind und schlussendlich Regen forderten ihren Tribut. Das Extremefest konnte trotz allem überzeugen, auch wenn es in punkte Organisation noch einiges zu verbessern gibt; ebenso sollte über die beiden parallel bespielten Bühnen nachgedacht werden. Für ein langes Festivalwochenende im Mai bietet sich das Festival aber immer an, von daher: bis 2014!