Konzert:
Enslaved, Audrey Horne, Krakow - Hamburg, MarX
by Meisenkaiser

Den Anfang machen pünktlich wie die Maurer (nämlich vor dem angekündigten Beginn um 20 Uhr) KRAKOW aus Bergen. Die Hordaländer rocken, doomen und stonern von den meisten ungesehen und -gehört herum. Aber das machen Sie mit Elan, glaubwürdig und mit jeder Menge Druck und gleichzeitig ebenso viel Melodie. Ein T-Shirt von HIGH ON FIRE sitzt nicht nur wie angegossen – der Vergleich hinkt auch kaum. Songs wie „Coronated King“ machen viel her, genau wie das stimmige Agieren der Jungs auf der Bühne – leider haben selbst die pünktlichen Zuschauer nur noch zehn Minuten gesehen, denn noch vor der Tagesschau sind KRAKOW am Ende (angelangt).
AUDREY HORNE haben sich nicht nur nach dem bemitleidenswerten Twin-Peaks-Töchterchen benannt, sie intronieren auch die liebevolle Titelmelodie der Mystery-Serie. Was die alternative Rock-Metal-Band anschließend will, das ist den meisten Anwesenden nicht ganz klar. Wie das Auftreten durcheinandergewürfelt erscheint - da sind Metaller wie Ice Dale, auch Enslaved, Büro-Angestellte, unser Mitarbeiter Dennis (oder sein Doppelgänger) und ein zugänglicher Mikro-Mann irgendwo zwischen Rockstarposer und Assi - Sänger Toschie, der auch mal im Publikum spazieren geht, so krude fabrizieren AUDREY HORNE eine merkwürdige Mischung aus Faith No More, Gothic, Metal, Alice in Chains etc. pp. Das ist ein paar Minuten lang interessant, bei „Threshold“, „Jaws“ oder „Confessions & Alcohol“ sogar ganz gut, aber insgesamt irgendwie doch nicht richtig passig. Nur ein paar Ausnahmen unter den Anwesenden sind verbittert, dass Herr und Frau HORNE nun auch schon nach einer knappen halben Stunde wieder von der kleinen Bühne verschwinden.
Was jetzt kommen sollte, das ist mit Worten kaum auszudrücken. Die Urgesteine ENSLAVED haben mit dem ihrer zehnten Scheibe „Vertrebrae“ ein echtes Meisterwerk erschaffen, das seine wahre Größe aber erst an diesem Abend entfalten würde. „Clouds“ läutet die kleine Reise durch die große Welt der Band aus Haugesund/Bergen ein. Die Band um Grutle ist tight wie Babyarsch, hat Bock wie Eber auf Sau und überzeugt von Minute eins bis knapp 90 hundertprozentig. Der saubere Herbrand klingt nicht krumm und schief, Grutle brummt aggro, Ice Dale post und macht die Weiber mit seinem Brustpanzer verrückt, hinten treibt Red-Harvest-Gründer Cato die Chose an – hier stimmt einfach alles. Selbst die kleine Bühne wird durch eine kleine Leinwand und geschickte Platzaufteilung effizient genutzt – seht ihr, junge Bands, so wird das gemacht. Die Songs sind klasse, das Konzert wird per Stream in die ganze Welt übertragen – vor lauter Freude darüber und Grüßen an die Eltern und Freunde in Norwegen (und USA) vergisst Ivar die Ansage für „To The Coast“, einen der absoluten Höhepunkte des Auftritts. Vielleicht nur übertroffen vom vortrefflichen „Ruun“… Zwar runzelt manch ein Abgeflogener die Stirn, als ENSLAVED bis 1997 („Eld“) und noch weiter zurückgehen, um sich und die Gäste an die ruppigen Zeiten zu erinnern – aber die Spannung sinkt nicht ab. Nur ist die Stimmung plötzlich eine andere. „Isa“ schließlich lässt selbige kulminieren – selten ein so tolles Konzert erlebt. Was übrigens auch Grutle bestätigt, der Hamburg, die Anwesenden und überhaupt alles lobt. Der beste Auftritt in der Hansestadt aller Zeiten soll’s gewesen sein – noch nie haben die Leute einem Musiker diesen Satz so sehr abgenommen wie heute. Das lag auch an diesen Songs, für Reihenfolge und Vollständigkeit übernimmt MI kein Gewähr.
Clouds
Fusion Of Sense And Earth
New Dawn
Ruun
As Fire Swept Clean The Earth
Ground
To The Coast
Eld
Allfadr Odhinn
The Watcher
Isa
Slaget I Skogen Bortenfor








