Enforcer, Evil Invaders, Ambush, Cobra Spell - Weiher, Live Music Hall
Lange verschoben, war es gestern nun endlich soweit, dass wir das ultimative Heavy Metal Package genießen durften. Ca. 180 Nasen fanden an einem Donnerstag den Weg ins nicht gerade zentral gelegene Weiher und wurden mit einer im wahrsten Sinne des Wortes ultraheißen Heavy Metal Packung belohnt.
Den Anfang machten COBRA SPELL. Ganz ohne auf die aktuellen Ereignisse Bezug zu nehmen kommt dieser Bericht leider nicht aus. Natürlich mutet es seltsam an, wenn es während einer laufenden Tour und kurz nach einer EP, zu drei Personalwechseln kommt (Drummer Leonard ist zwar noch dabei, verlässt die Band aber am Ende der Tour,) von denen mindestens einer mit ordentlich schmutziger Wäsche einherging. Mir obliegt es nicht zu urteilen, denn ich war nicht hinter den Kulissen dabei. Dennoch ist die leidige Personalfrage zumindest sehr unglücklich abgelaufen. Und natürlich hinterlässt das auf der Bühne Spuren. Denn eine Einheit sind COBRA SPELL noch lange nicht. Deshalb wäre zumindest ab jetzt eine personelle Kontinuität extrem wichtig. COBRA SPELL versuchten das zu kaschieren, indem sie ihre Show sehr strikt durchtakteten und durchchoreographierten. Dadurch wirkte das ganz aber auch geschauspielert und ließ mitunter die Authentizität missen. Auch neigte man zum „Overacting“. Und gerade das doch sehr plakative W.A.S.P. Cover „Animal (Fuck Like A Beast) nehme ich den Ladies nicht wirklich ab. Das klingt jetzt zwar alles sehr negativ, es soll hier aber kein Verriss werden, denn der an old DOKKEN Härtegrade angelehnte Sound von COBRA SPELL macht mir durchaus Laune und COBRA SPELL gaben sich auch alle Mühe eine unterhaltsame Show abzuliefern. Ich hoffe einfach nur, dass das was COBRA SPELL sich mit den Händen bis jetzt aufgebaut haben, sie nicht durch ein paar blöde und vorschnelle Entscheidungen mit dem Arsch wieder einreißen.
Was ich allerdings ziemlich daneben finde, waren einige sehr despektierliche Kommentare aus der ersten Reihe. Wenn ich mich schon auf ein hohes Ross setze und andere moralisch verurteile, dann sollte ich mich selbst halt einfach nicht wie ein Arsch aufführen. Muss nicht sein.
Als nächstes waren AMBUSH an der Reihe. Die Schweden sind tatsächlich sowas wie die JUDAS PRIEST der Zukunft. Mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit verbinden sie ihre eigene Note mit „Turbo“-Hooks und „Defenders“-Heavyness. Dazu kommt eine ehrliche und energiegeladene Performance. Frontmann Oscar führte seine Truppe souverän durch den Set und ist das sympathische Aushängschild einer gewachsenen Mannschaft, welche sich blind versteht. Die Fans sahen es ähnlich und fraßen AMBUSH aus der Hand und Songs wie „Infidel“, „Hellbiter“ oder das fast schon Klassikerstatus genießende „Natural Born Killers“ wurden lauthals mitgesungen und AMBUSH genossen ein Wohlwollen, welches sonst in der Regel dem Headliner vorbehalten ist. Das was hier auf die Bühne zu sehen war, war schlicht eine Blaupause, wie eine Heavy Metal Show auszusehen hat.
Es folgte die aggressivste Combo des Abends. Die Band um Messerfetischist Joe hat mit „Shattering Reflections“ gerade ein Hammeralbum abgeliefert und nun galt es diese Vorlage live zu verwandeln. Es sei gesagt, dass dies denn Belgiern (mit deutscher Unterstützung) mühelos gelang. Es gibt einfach keinen schlechten EVIL INVADERS Gig. Sowohl das Energielevel als auch technische Präzision und Tightness sind immer unfassbar hoch und zurecht entfachten EVIL INVADERS den ersten Moshpit des Abends. Sogar zarte Stagediving Versuche waren zu sehen. Faszinierend auch, dass sowohl langsame, fast balladeske Klänge wie „In Deepest Black“ funktionierten, als auch aggressive Raserei wie „Feed Me Violence“. EVIL INVADERS sorgten dafür, dass es in der warmen Live Music Hall nun richtig heiß wurde. Oder wie es Joe formulierte: „This is my hottest Show so far…and I was in fucking Brazil”. Nach AMBUSH ließen auch EVIL INVADERS ein erschöpftes, aber glückliches Publikum zurück.
Welches pünktlich zum Headliner aber noch einmal alle Reserven mobilisieren konnte. Irgendwie sind ENFORCER sowas wie die große Klammer des heutigen Abends: der Groove, der Speed, die Melodien, die Hymnen, die Aggression und die Hooks der unterschiedlichen Vorbands…all das haben ENFORCER in ihrem Sound.
Los ging es mit dem Speedknaller „Destroyer“. Sofort fiel auf, dass Olof heute prächtig bei Stimme war und auch die höchsten Höhen souverän und kraftvoll meisterte. Innerhalb von wenigen Minuten waren sowohl Band, als auch Publikum total durchgeschwitzt und man feierte sich gegenseitig ab. Weitere Höhepunkte waren „From Beyond“, „Below The Slumber“, „Running In Manace“ und das unsterbliche „Midnight Vice“. ENFORCER gestalteten ihren Set extrem abwechslungsreich und bewiesen, dass sie nicht nur im 5ten Gang hervorragend funktionieren, sondern auch in variableren Tempogefilden eine vortreffliche Figur machen. Man kann es ENFORCER gar nicht hoch genug anrechnen, dass sie es schafften die Stimmung nach den starken Vorbands nicht nur nicht abflachen zu lassen, sondern im Gegenteil noch einen draufzusetzen.
Das sich alle Bands sofort nach ihren Auftritten unters Publikum mischten, Autogramme gaben, Fotos machten und für Smalltalk bereit standen, rundete einen perfekten Heavy Metal Abend dann ab. Auch wenn die Tage der großen Alten und deren Arenashows so langsam gezählt sind: um die qualitative Zukunft des Heavy Metal mache ich mir nach diesem Abend absolut keine Sorgen. Bis zum nächsten Mal!
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