Konzert:

El Caco, Change Your Dealer - Hamburg, MarX

Konzert vom 13.11.2003Die Welt ist so ungerecht. Vor der Halle stehen hunderte Punks und saufen, betteln oder zerdeppern Bierflaschen (oder sind einfach nur nett), in der Markthalle türmen sich die Menschen. Nur im Nebenraum, dem MarX, herrscht Ruhe, eine Intellekt-Oase zwischen Dumm-Punks. Arrogant? Nebenan spielen "Die Kassierer" Songs wie "Der Mongo mit der Bongo" und auf die Frage, wer denn das Vorprogramm bestreitet, erntet der Interessierte nur angelalltes Sabbeln der in St.Pippi- und Lotto-King-Karl-Shirts gewandeten Einfältler: "Weiß ich nich, is ja auch egal haubsach die kassierer spieln, alda!" Nun gut, vielleicht ein Grund, warum mich der folgende Auftritt von EL CACO so begeistern konnten. Vorher gaben sich die lokalen Helden mit dem coolen Namen CHANGE YOUR DEALER die Ehre. Ach: Warum alles ungerecht ist? Weil sich eine Million Punks in der Halle rumtrieb, bis kurz vor Konzertbeginn im MarX aber gerade mal eine zweistellige Zahl an Fans zu verzeichnen war.


Das änderte sich mit dem Beginn der wechselhaften Hamburger. CHANGE YOUR DEALER hatten augenscheinlich sämtliche Freundinnen (und die ihre Bekanntinnen) mitgebracht, so dass der ansehnliche Frauenanteil prozentual ins Unermessliche stieg. Optisch kam die etwas steif anmutende Band nicht an ihr eigenes Publikum heran, musikalisch war’s für Alternative-Fans sehr nett. Und Titel wie "Longshot" oder "Crackhead" blieben wirklich hängen. Nicht überragend, aber nett, viel besser als draußen.


Dann EL CACO. Drei Mann - drei Instrumente - voll innen Bauch und auffe Fresse, um es mal mit dem Duktus einiger Kassierer-Fans zu sagen. Der hübsche Osa, der freakige Anders und der eindrucksvolle Thomas bewiesen, dass Stoner Rock und alles, was sich in der Nähe bewegt, eben nicht langweilig sein muss. Der Bass (mal normal, mal ganz viele Saiten) pumpte seine Energie unablässlich in die immer euphorischer tanzenden und kopfschüttelnden Fans, dazu lieferten Gitarre und Stimme die Tüpfelchen und die Drums schoben das Ganze nochmals an. Große Kapelle kam da aus Norwegen ins kleine MarX. "Marionette", der Opener vom aktuellen Album "Solid Rest" überzeugte wie alle anderen Songs restlos. Oder, um es in bezug auf kommende Gigs in dieser unserer Republik mit Songtiteln zu sagen: "Get Up", have "A Nice Day" und verpasst sie nie wieder. Viva EL CACO!




Rocker rockt in Rückenlage. Und er raucht ganz gern. Drummer Thomas ist ein Tier. Die Band ist ein Trio.