Konzert:

Eisregen, Debauchery, Schwarzer Engel - Essen, Turock

by Gast
Konzert vom 23.11.2013Um eine wohnhafte Essnerin mittleren Alters zu zitieren: „Ist hier heute etwas Besonderes los? Der Ansturm ist ja für gewöhnlich nicht so gewaltig, die Schlange weniger lang…“ Tatsächlich reihten sich die Fans zahlreich vor dem Eingang des Turocks, doch als abnormen Andrang mag ich die Zahl der rechtzeitig Erschienenen in Anbetracht des ja allzu häufig ausverkauften Clubs nicht betiteln.



Wie dem auch sei, nach Einlass legten sie auch schon heftig los: SCHWARZER ENGEL, das Soloprojekt des Dave Jason. Zunächst als „komische Gothic-Vorband“ abgetan, entpuppten sich SCHWARZER ENGEL letztendlich besser als erwartet, konnten sie doch melodisch, stimmlich sehr variabel und auch im Härtegrad wahrhaft für Begeisterung sorgen. Dabei ist während des Auftrittes eine konstante Steigerung zu verzeichnen ‒ und das ohne den zwanghaften Konsum berauschender Getränke. Vielleicht mag die überraschende Metallisierung des SCHWARZE(R,n) ENGEL(s) ja auch mit dem kürzlich unterschriebenen Label-Vertrag bei MASSACRE RECORDS zusammenhängen?



Nach der Spielpause begannen schließlich die sehnlichst erwarteten DEBAUCHERY mit ihrer Show: (Kunst-)Blutüberströmt und auf dem Drumset von SCHWARZER ENGEL (was weitaus mehr überraschte). Klanglich, wie auch visuell, wussten DEBAUCHERY die Stimmung im Turock anzuheizen ‒ und das weitaus mehr als der „Special Guest“, keine Verwunderung an dieser Stelle. Das Publikum tanzte und genoss den Auftritt augenscheinlich sehr. Es gab keine Toten im Moshpit, eine große, „friedliche“ Death-Metal Party, vom „Blutgott“ höchstpersönlich. Eine gut gewählte Tracklist und eine bombastische Soundwand sorgten für Vollkomenheit. Zur Musik tanzende, entkleidete Damen trugen ebenfalls stark zur Unterhaltung bei und ließen den einen oder anderen Headbanger zur Bühne aufschauen. Alles in allem ein verdammt gelungener Auftritt, der vom eigentlichen Headliner der Stimmung (sowie der persönlichen Meinung) nach nicht überboten werden konnte, was in Anbetracht des hier gesetzten Maßstabs jedoch lediglich schade und keine Schande ist.



Zunächst einmal wussten EISREGEN (mit ebenselben Drumset an Bord) mit dem Opener „Todestage“ vollauf zu begeistern und der bald folgende Hit „1000 Tote Nutten“ sorgte mit seinem Mitsing-Charakter für eine ordentliche Stimmung und viel Gemosche zwischen den Reihen. Weitaus weniger skandalös jedoch als erhofft, gaben sich EISREGEN an diesem Abend und auch das Publikum war weniger „Blutgeil“ als erwartet. „Ein wenig blutgeil“ um Roth’s Songansage zu zitieren, aber nicht sehr. Für die weitaus größte Enttäuschung meinerseits sorgte leider die Songauswahl(, die „Farbenfinsternis“ fehlte, ebenso der „Zerfall“). An dieser Stelle ein Beispiel: Roth rief alle Flöten-käufer aus dem Publikum auf die Bühne, sollten die Blasinstrumente doch endlich zum Einsatz kommen. Alles schrie in diesem Moment nach dem von der aktuellen CD gestrichenen „Flötenmongo“ ‒ Butkehle indes schrie „Elektrohexe“. Wirklich schade. Und wozu benötigt man als Flöten-Laie bei ebengenannten Song eine Flöte? Die Verwirrung war auch den etwas deplatziert wirkenden Mädels auf der Bühne anzuerkennen. Stellte „Ein Hauch Von Räude“ die Entschuldigung dafür da? Wenn ja, so traf Roth mit seinem „Herzens-Stück“ leider nicht vollauf ins Blaue.
Schlussendlich trotz alledem auch hier ein gelungener Auftritt, leider bloß im Schatten von DEBAUCHERY.



Um die TODESTAGE abschließend in ihrer Gesamtheit zu bewerten, sei hier erst einmal ein dickes Plus an die Zusammenstellung der Bands zu vergeben, die (trotz der anfänglichen Zweifeln SCHWARZER ENGEL betreffend) wirklich hervorragend harmonierten. Auch der Sound war durchweg Spitze, nichts war hier übersteuert. Überfüllt war das Turock auch nicht und der gemeine Headbanger hatte stets ausreichend Platz. Für gerade einmal 23 Euronen ein klasse Abend! Wien, München, Berlin, Erfurt, Salzburg und Stuttgart werden in diesem Sinne noch gerockt werden. Die Anreise lohnt sich!



Eisregen, Debauchery, Schwarzer Engel - Essen, Turock - 1