Konzert:

Dream Theater - Nürnberg, Meistersingerhalle

Konzert vom 14.03.2016

Headbangen im Sitzen? Geht das? Darf man das? Und warum sollte man das tun wollen?

 

Gute Fragen, einfache Antwort: Weil DREAM THEATER ihr neues Album „The Astonishing“ in ganzer Länge und imposant mit Lichtshow, Videowänden und der passenden Atmosphäre untermalt live zum Besten geben wollen.

 

Kann man schon mal machen.

 

In Nürnbergs vor allem in Klassikkreisen wohlbekannter Meistersingerhalle tummelten sich am 14. März jede Menge Gestalten, die dort sonst eher selten zu sehen sind. Metalheads mit Bandshirts jeglicher Couleur, Langhaarige, jüngere Leute – im Gegensatz zu den ansonsten meist älteren Herrschaften in der Meistersingerhalle nicht nur für die Garderobenmitarbeiter ein ungewohnter Anblick. Aber wie so oft bewiesen die Metal-Fans, dass sie zu den umgänglichsten Konzertbesuchern überhaupt gehören. Bei anderen Stilrichtungen in der Meistersingerhalle gibt es mehr Gedränge, Geschubse und Gemaule ob der strengen Vorschriften, keine Jacken, Taschen und Getränke mit in den Konzertraum zu nehmen.

 

Und dann waren da ja noch DREAM THEATER. Mit ein paar Minuten Verspätung läutete das Intro den Konzertabend ein, bevor unter viel Jubel die Herren Rudess, Mangini, Myung und Petrucci ohne weiteres Tamtam die Bühne betraten und loslegten. Ein bisschen konnte einen das dann schon überfordern: Jeder der Musiker ist Meister seines Fachs und verdient die volle Aufmerksamkeit des Zuhörers. Aber auch die Videoanimationen hinter der Band und die Lichtshow zogen die Aufmerksamkeit auf sich – ein echter multimedialer Overkill also. Beim zweiten Stück gesellte sich auch noch James LaBrie auf die Bühne und man wusste gar nicht mehr, wo man zuerst hinsehen und hinhören sollte. Wenigstens agiert die Band ja recht statisch, es gab also kein Gewusel auf der Bühne. Mike Mangini wirbelte zwar gewohnt eindrucksvoll mit seinen acht Armen (ja, er hat nur zwei, aber wenn er loslegt, wirkt er wie ein trommelnder Oktopus), aber natürlich lief er nicht auf der Bühne herum. Jordan Rudess kippte und drehte fleißig sein opulentes Keyboard, während John Myung meist in Reichweite seines iPads blieb (hat er sich darauf Noten anzeigen lassen oder nebenbei eine Serie geguckt) und nur mal mit John Petrucci für ein tête-à-tête Richtung Bühnenmitte schlurfte. Petrucci selbst unternahm auch kleinere Ausflüge zum rechten Bühnenrand, den er mit Wallehaar, Wallebart und seinen virtuosen Soli dominierte.

 

Lohnt sich also ein Besuch der aktuellen Tour von DREAM THEATER? Unbedingt! Ihr müsst nur folgende Voraussetzungen erfüllen: DREAM THEATER-Fan sein, „The Astonishing“ zumindest interessant finden und genug Sitzfleisch für rund zweieinhalb Stunden haben. Dann klappt’s auch mit dem Headbangen im Sitzen.

 

Wer noch nicht sicher ist, sollte sich vorab das Review unseres Chefs Lars durchlesen. Er findet "The Astonishing" von DREAM THEATER zwiespältig.



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