Konzert:

Disfear, The Damnation, Total Mass Confusion

Konzert vom 06.07.2005

"Es muss Liebe sein!" sagte DISFEAR-Gitarrist Uffe Cederlund am Ende dieses denkwürdigen Abends, und als er das sagte, war es weit nach Mitternacht. Bis dahin floss viel Wasser die Elbe hinunter, direkt an der Kaimauer in Sichtweite des Hafenklanges entlang. Teilweise etwas zähflüssig, so schien es, aber für die Wahrnehmung von Zeit kann ja das Wasser nichts. Im Hafenklang sind "Crustcoretage", und wer zweimal zahlt, darf an drei Abenden laute Bands sehen. Gestern waren unter anderem SAYYADINA da, die in die Spuren von NASUM treten können. Heute ist der eindeutige Höhepunkt mit DISFEAR, und am Donnerstag kommen mit DEAD LIKE DALLAS sogar Amis über den Teich geschippert.


Heute eröffnen TOTAL MASS CONFUSION, und irgendjemand munkelt, dass die Jungs aus Hameln kommen. Der Crustcore, den die fünf durch die Anlage blasen, könnte nicht simpler sein - und das ist durchaus positiv gemeint, denn für einen griffigen Song braucht man nicht mehr als drei Riffs. Der Koloss von einem Sänger (im Vergleich zu seinem Sidekicks jedenfalls) überrascht nach dem dritten Song damit, dass er nicht nur Growlen und Shouten, sondern auch sprechen kann. Der Lars an meiner Seite war eher von dem angestrengten Drummer beeindruckt, aber vielleicht kommentiert er das ja noch selbst. (laetti)


Auch THE DAMNATION kommen aus heimischen Gefilden, und erst nach ungefähr der Hälfte des Sets bemerken wir, dass die Band gar nicht so schlecht ist, wie sie begonnen hat. Die T-Shirts von Sänger und Gitarrist zeigten die Motive unter anderem von DEATH, und so weit waren THE DAMNATION stilistisch nicht von ihren Vorbildern entfernt. Hier ein Solo, ein noch viel angestrengterer Schlagzeuger als eben gerade - die Supportbands scheinen danach ausgewählt worden zu sein, ob der Stöckeschwinger als Eyecatcher taugt. Mit Crust hatte das wenig zu tun, aber schlimm war das nicht. (laetti)


Er hat ´ne Bierplautze (haben ausgerechnet ein paar männliche Zuschauer herausgefunden). Ex-AT THE GATES-Idol Tompa Lindberg verkauft selbst drei Stunden lang das Merchandise, stapft durch den Hafenklang, in dem sich bei den Vorbands die Leute verlaufen. Wartet ein bißchen wie bestellt und nicht abgeholt am Tresen, bis es endlich einen neuen Kasten Bier gibt. Seit 6 Uhr früh sind DISFEAR im weißen Van unterwegs - und das alles für die nun folgenden knapp 60 Minuten: Das Intro wird angeschmissen und schon steckt eine außergewöhnliche Spannung in den fünf nicht mehr ganz so jungen Männern. Ein tätowierter Arm geht nach oben, der andere mit dem Mikro folgt - und ab jetzt explodiert das Hafenklang, etwas über 100 Crusties, notorische Rote-Flora-Gänger, schicke Mädels, Metaller, Alt-Punks und Jung-Punks und -Punkerinnen bewegen sich so zackig, dass auf einen Schlag eine Wolke von altem und neuen Schweiß aufsteigt. Gleichzeitig kommt eine Welle von Endorphin von der Bühne herunter und macht die olfaktorische Zumutung zu einer läßlichen Nebensache. Denn nach Bandmotto "Old Volvos never die, they just go faster" langen die Schweden zu, dass es eine wahre Freude ist. Texte vergessen? Ganz egal, Gitarrist Björn Pettersson und ENTOMBED-Legende Uffe Cederlund an der zweiten Gitarre shouten die Refrains, so dass das Publikum nur atemlos mitschreien muss. Tompa sammelt immer wieder die Energien - Arme hoch und weiter, bevor die nächste Eruption los geht. Schlagzeuger Marcus Andersson macht als erster Drummer des Abends nicht nur ein komisches Gesicht, sondern auch den entsprechenden Beat, auf dem die zwei Gitarren alle möglichen Melodien entlang schreddeln und Band und Publikum pushen sich in einen wahren Rausch - Tompa grinst und reisst sich die Mütze von den roten Haaren, bedankt sich nach jedem Song überschwänglicher beim Publikum fürs dabei sein. Grinst. Grinst. Grinst mit Publikum und Bandmitgliedern um die Wette. Uffe sieht anfangs noch aus wie ein bißchen aus der Form geratener schwedischer Beamter, aber mit jedem weiteren Song-Geschoss nimmt dieser alte Volvo weiter Fahrt an. Ganz, ganz großes Tennis für schlappe 5 Euro Abendkasse.

 


Das Forum zum Gig

 



Mehr Infos:Disfear
The Damnation
Total Mass Confusion