Konzert:

Disfear, Grief, Doomriders, Trap Them, Black Haven, Patsy O' Hara - AJZ Bielefeld

Konzert vom 15.11.2008

Wenn einer eine Reise tut... hat er weniger zu berichten, als wenn Lars
und Sonja zusammen losziehen, um vom "Headache Festival 08" in Bielefeld
zu berichten. Wobei unsere beiden Helden verkatert [nur die Dame! - lh] und
übermüdet deutlich weniger auf der Hinfahrt erleben mussten als (ausgeschlafen!) auf der Rückfahrt zusammen mit Scharen von rivalisierenden Fußballfans...(laetti)

Aber das war nix im Vergleich zu der Odyssee, die DISFEAR auf sich
genommen haben, um hier im "Hammersmith Odeon des deutschen Punk Rock"
zu spielen. "Als ich vor der Tour auf den Plan geguckt habe, dachte ich
nicht, dass das so anstrengend wird", seufzt Sänger Tompa Lindberg, der
heute mit dicken Augenringen hinter dem Merchandise steht. "3 Stunden
Schlaf in den letzten 3 Tagen", ergänzt Uffe Cederlund: Berlin - Athen -
Bielefeld hieß die beachtliche Reisestrecke eben dieser 3 Tage. (laetti)



In Bielefeld angekommen entpuppte sich das AJZ als kultige alte Fabrik, die
innen wie außen einen dezent ramponierten Eindruck machte, den aber mit
Charme konterte. Nur über die sanitären Anlagen wollen wir nie wieder
sprechen. Dafür entschädigte leckeres (natürlich veganes) Essen, günstige
Getränkepreise und eine generell entspannte Atmosphäre. (lh)



Im AJZ spielten derweil die Lokalmatadore PATSY O'HARA. Die darauf
folgenden BLACK HAVEN hatten sogar Fans aus dem heimatlichen Belgien
nach Bielefeld gezogen. Trotzdem: Mir war der sXe H800-Core zu
eintönig... (laetti)



Im Gegensatz zu Frau Lattwesen fanden viele Damen und Herren Gefallen am
groovig-brutalen Material der Belgier, auch wenn sich nur wenige zu mehr als
gefälligem Kopfnicken aufraffen konnten - aber der Abend war ja auch noch
lang. (lh)



Der Sänger von TRAP THEM war bis vor wenigen Minuten noch der
schlacksige und höfliche Merchandise-Verkäufer seiner Band. Auf der
Bühne explodiert er jetzt plötzlich als grindendes, tätowiertes Monster,
kreischt und bewegt die langen Haare. Punktsieg: Der Abgehfaktor ist
trotz vertrackter Tracks sehr hoch. Mit dieser überraschenden Attacke
sind die Bostoner die bisher intensivste Band des jungen Abends. (laetti)




Schon im März konnten TRAP THEM auf die gleiche Weise überraschen und mit
ihrem fiesen Bastard aus Grind, Hardcore und ENTOMED gut punkten. Das
Material der neuen Scheibe fügte sich nahtlos in die Setlist ein und ließ
die Veteranen (ex-Bands beinhalten SHAI HULUD, UNEARTH, DECEMBER WOLVES)
einen Soundorkan entfachen, der alle Anzeichen von Müdigkeit endgültig
vertrieb und die erste größere Action vor der Bühne ins Leben rief.
Beeindruckend, was die Herren da geschaffen haben, genauso wie die Wandlung
vom entspannten Typen zum Stage-Monster. (lh)



Das Interesse am CONVERGE-Ableger DOOMRIDERS war sehr groß, die Tour-Split
mit DISFEAR schon vergriffen und das Gedränge vor der Bühne groß - und die
Bostoner enttäuschten zu keiner Sekunde. "Black Thunder" als zweiter Song
trat auch dem letzten Verpeilten in den Hintern und ließ einen großen Mob
entstehen, während sich hinteren Reihen im Kopfnicken übten.
Rotzig-charmant, mit viel Gefühl für Groove und einem zwischen Basser und
CONVERGE-Basser (diesmal an der Gitarre) wechselndem Gesang überzeugten
DOOMRIDERS auf ganzer Linie. (lh)



GRIEF haben den Doom nicht im Namen, aber in jeder verdammten, langsamen
Note. Das hörte sich an wie ST. VITUS auf Tranquilizern oder NEUROSIS
ohne Tiefgang - und war genau die richtige Erholungspause vor dem Orkan,
der jetzt kommen sollte. Wenn man es nett formulieren möchte. (laetti)



Es war ja nicht alles schlecht, was GRIEF präsentierten, aber auf Dauer war
es mit zu vielen Wiederholungen und zu wenigen guten Ideen gespickt. Da
leerte sich der Saal nach und nach konsequenterweise immer mehr, auch wenn
draußen nur Nieselregen wartete. (lh)



Pünktlich zu DISFEAR waren dann aber alle wieder im Saal - und Schwedens
Charmebolzen belohnten das Durchhalten mit einer Show, die sich gewaschen
hatte und keine Spur von Reisemüdigkeit zeigte. Veganer-Uffe und Basser
Henke bildeten die ruhigere Seite der Bühne, konzentrierten sich aufs
fehlerfreie Spielen, Backing Shouts brüllen, Faxen machen und fliegenden
Zuschauern auszuweichen, die ein ums andere Mal die Mikrofronständer zum
Wanken brachten. Derweil ließ Langhaar-Zausel Björn wie gewohnt permanent
die Matte kreisen und Tompa in der Mitte das Mikro. Das Publikum ließ sich
nicht zweimal bitten und gab die Crowdsurfer im Sekundentakt weiter und
brüllte Texte lauthalts mit, inklusive Finger-in-der-Luft, was bei den
ganzen tätowierten Unterarmen recht beeindruckend aussah. (lh)



Ja, diese tätowierten Unterarme... die von Tompa sind so etwas wie die
Startpistole fürs Abgehen bei DISFEAR. Ein Arm hoch, der zweite folgt mit Mikro
- und schon kann man sich sicher sein, dass im nächsten Sekundenbruchteil die nächste Song-Granate
gestartet wird. Mit "Get It Off" ging es los, ansonsten war die Setlist
gegenüber Hamburg umgestellt. "The Horns" kamen erst als dritter Song, die
anderen Neulinge vom aktuellen Album haben sich in der kurzen Zeit schon
zu richtigen Hits entwickelt, seien es "Deadweight", "The Cage" oder "In Exitus". Dazu
kam die Vollbedienung aus dem bisherigen Schaffen. "Rat Race" wurde etwas kryptisch
dem Umstand gewidmet, ohne den man nicht hier sei. Allerdings folgte bei den meisten Songs eine
kleine Zeitverzögerung, bis das Publikum in den Hits drin war - der Soundbrei überlagerte Gitarren und Gesang leider reichlich.
Trotzdem boten die fünf schwedischen Supermusiker das absurd-perfekte Bild der Boyband des Crustpunk, jeder Backinggesang
saß perfekt. Bis auf die, bei denen Bassist Henke seinen Mikroständer von übermotivierten und übergewichtigen Stagedivern in die
Fresse getreten bekam. Kein Wunder, dass er zur der dritten Zugabe "Revolution Reprise" keine Lust mehr hatte und verweigerte...

Fazit: Intensiver, außergewöhnlicher Gig trotz Soundproblemen!
(laetti)



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