Konzert:

Disfear, Attack Of The Mad Axeman

Konzert vom 09.05.2007

Wenigstens ein Faktor strahlt beruhigende Normalität aus: Ex-AT THE GATES-Sympath und DISFEAR Frontmann Tomas "Tompa" Lindberg steht hinter dem Merchandise-Stand und liest in sein Buch - und läßt sich auch durch T-Shirt-Verkäufe und Witzchen über die mißlungene Grotesque-Reunion nicht aus der Zeile bringen.


Um diese Szene herum tobt der Ausnahmezustand: Um 8 Uhr morgens an diesem Mittwoch hatten Sondereinsatztruppen die Rote Flora durchsucht und alle technische Infrastruktur mitgenommen (über das Für und Wider und warum ausgerechnet die PA hier geblieben ist, wird im Verlauf des Abends noch gewitzelt). Als DISFEAR gegen 16 Uhr mit ihrem Kleinbus in Hamburg ankommen, werden sie - so Uffe Cederlund, der deutlich skeptischer ist als sein Frontmann, ob das Konzert nun noch stattfindet - freundlich im Chaos empfangen: Flora-Plenums-Mitglieder schrauben ein neues Schloß an, die "Volxküche" schnippelt "was veganes mit Reis, voll lecker" - und genauso zuverlässig werden die Voraussetzungen für das Konzert improvisiert: Schon um 18 Uhr können Disfear aufbauen und soundchecken, starten soll der Gig jetzt aber erst nach der Soli-Demo, die sich ab 19 Uhr durch die Sternschanze zieht. "Dafür habt ihr doch Verständnis?" Haben DISFEAR und zucken mit der Schulter. Dennoch wird die Situation noch einmal kritisch, als etwa eine Viertelstunde nach dem Ende der Latschdemo die trotzige Stimmung auf dem spontanen Straßenfest vor der Flora umschlägt in Randale und die Polizei die Flora kurzzeitig abriegelt. Die Tränengas-Wolke vor der Flora verdampft rasch wieder, aber in dem alten Gebäude hält sich hartnäckig ein brennender Nachgeschmack.


Wahrscheinlich gurgelt deswegen der Sänger von ATTACK OF THE AXEMAN mit Bier - und spuckt es in hohem Bogen in die Menge, als der Gig endlich anfangen kann. Die Schnecke am Schlagzeug gibt den tighten und zackigen Beat zu dem Tonmassaker, das die Katze am Bass und die Fliege (oder der Käfer?) an der Gitarre da metzeln. Die Grenzen zwischen Crustcore und Grindcore zerschmirgeln an den Stimmbändern der Schildkröte, die wie ein Berserker von rechts nach links rennt - und das ganz schön fix für diese Leibesfülle. Wir ducken uns vor der nächsten Bierdusche und huldigen erneut dem Schlagzeuger dieser Band aus Hamburg, die zwar vor ihrer idyllischen Fototapete einen Ticken zu schnell sind, als dass man dazu abgehen könnte, aber eine Menge Entertainment liefern.

 


Ach, Entertainment. Die Situation ist, wie bereits beschrieben, eine ganz andere als noch vor zwei Jahren im Hafenklang. Kein Salon-Bolschewismus mit freundlichen Parolen, hier im Saal haben die meisten echte Wut im Bauch. Und Tompa, Björn, Frykman und Uffe wissen die zu kanalisieren: Nicht lange fackeln, Schlagzeuger Gu zählt an und der Volvo läuft. Misanthropic und A Thousand Reasons werden in einem durchgespielt, Publikum und Tompa laufen sich weiter warm ? und verstehen sich: "A Brutal Sight Of War" braucht heute keine großen Erklärungen und wird Zeile für Zeile mitgebrüllt. "An Arrogant Breed" wird der Polizei und Polizei-Verwaltung gewidmet. Kurz verbeugt sich Tompa for dem "fantastic" Hamburger Publikum und was für eine Ehre es sei, hier endlich wieder zu spielen. Der kleinere Saal in der Flora ist inzwischen zum Bersten gefüllt und das Tresenteam macht die Seitentüren auf, damit einige Nachzügler überhaupt sehen können. Tompa hält mit seiner politischen Meinung heute nicht hinter dem Berg, "Live The Storm" ist heute mehr als ein leeres Plädoyer und wird allein für das "tolle, tolle Publikum in Hamburg" gespielt. Und die lassen nicht locker, obwohl die meisten von ihnen seit dem frühen Morgen auf den Beinen sind. Die ersten Reihen im Moshpit haben sich schon am Anfang einige Frauen erkämpft, die dort bis zum Schluß durchhalten. Nach "Phantom" bedankt sich Tompa noch einmal bei den "Beautiful People of Hamburg" - und läßt sich nicht lange für "Det Sista Kriget" und das ZEKE-Cover "Revolution Reprise" bitten. Selten passte das alles besser als heute!



Setlist DISFEAR

Misanthropic Generation

A Thousand Reasons

A Brutal Sight of War

In Exodus /Fiery Father

Failure /Furnace/Deadweight

Powerload

An Arrogant Breed

No Hope Of Survival

To Hell And Back

Live The Storm

Totalitarian Control

The Horns

Phantom

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Det Sista Kriget

Revolution Reprise

 


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