Konzert:

Disbelief, Rasheed, Desperado - Salzgitter, Forellenhof

Konzert vom 12.12.2003Der Forellenhof: klein, niedlich, überschaubar. Der Opener an diesem Abend hieß FATE und spielte eine reichlich unspektakuläre Mischung aus hip-hoppigem Nu Metal und New York-Hardcore. Der Sänger stand die ganze Zeit halb gekrümmt auf der Bühne, als wolle er gerade eine Darmentleerung vornehmen, fraß das Mikro fast auf und nahm zu guter Letzt noch ein Megaphon, um seine Hasstiraden möglichst pseudo-asozial ins Publikum zu brüllen. Na ja, die gut 20 Zuschauer hielten sich dann auch diskret zurück…



Die Zweiten an der Reihe nannten sich DESPERADO und hätten sich die 330 Kilometer lange Anfahrt ruhig schenken können, denn die Zuschauerzahl von stattlichen 20 Leuten hatte sich nicht nennenswert erhöht. Eigentlich schade, denn der zwar nicht sonderlich spektakuläre, aber fett vorgetragene Groove Metal (ähnlich mit dem von FATE) rockte deutlich heftiger als bei dem Vorgänger. Mit überdeutlichen Statements gegen "Superstars" legte die Combo einen wirklich soliden bis guten Set hin und wirkte sowohl vom Gesang, von der Dynamik und den Riffs her deutlich professioneller als mancher Konkurrent.



Mit "mancher Konkurrent" war auch der letzte Support des Abends, RASHEED, gemeint. Meine Fresse… besoffen sind ja viele Sänger, aber der Klappspaten, der hier das Mikro schwang, war schlicht peinlich anzusehen, - und hören mit seiner Weinpulle, die er professioneller schwang als das Mikro. "Wir sind die Band mit den Scheißfrisuren" war noch das Harmloseste. Kultig hingegen war ein etwa 16-17-jähriger Fan, der vom Gitarristen ein Solo forderte, nur um dann selbst auf die Bühne zu klettern und diesen Part mit dessen Gitarre selbst zu übernehmen. "Was kostest Du die Stunde? Dann kannst du mal zu uns kommen und dem noch was beibringen." war das Statement des Sängers dazu. Ach so, die Mucke der Jungs war nicht sonderlich prall, aber kann es auch daran liegen, dass ich Musikern mit Skaterhosen auf Kniekehle generell skeptisch gegenüberstehe? Und das sollte es dann auch sein: der Stil der Jungs beschränkte sich in etwa auf das, was die beiden Bands zuvor ablieferten, nur scheinbar viel dilettantischer, auch wenn man mit einem uralten SUICIDAL TENDENCIES-Song echte Roots-Treue bewies. Dennoch war außer ein paar jungen Hüpfern (im wahrsten Sinne des Wortes) niemand da, der die Truppe abfeiern wollte.



Als dann nach einer halben Stunde Umbaupause das Intro des neuen Albums, "The Beginning Of Doubt", inklusive Nebelschwaden erklang, füllte sich die kleine Halle auf gut und gerne 50 Leute. Mit den beiden (zumindest live) stark an das Todesbritenflaggschiff BOLT THROWER erinnernden Openern "To The Sky" und "Ethic Instinct" stiegen DISBELIEF in ihren gut eineinhalbstündigen Set ein und sorgten damit nicht nur bei mir für eine hochbeanspruchte Nackenmuskulatur. Ehrlich: das oftmals schon doomartige, ultrafiese Midtempobrett von Karsten "Jagger" Jäger und co. ist aggressiver und böser als jeder Hardcore-Brüll-Kram. Ganz selten wagt sich diese Band an Highspeed-Orgien heran, aber wenn doch, dann fliegt die Kuh. Hin und wieder gelingt es den Jungs leider nicht so ganz, genügend Abwechslung in den fiesen Lava-Sound zu bringen und einige Strecken klingen dadurch sehr monoton und gleichförmig. Das ist aber letztendlich Erbsenzählerei, denn das Gesamtniveau bewegt sich oberhalb dessen, was viele andere Bands der Krach-Genres zu bieten haben. Schade war allerdings, dass man die Ansagen von Jagger nicht immer richtig verstehen konnte, da entweder der Sound zu schlecht abgemischt oder der Fronter, der stimmlich alles aus sich herausholte (das Grunzgekreische wurde oft von cleanen, gefühlvollen Passagen abgelöst), nicht mehr ganz alleine war. Trotzdem kann man jedem Fan, der sich halbwegs für Aggro-Sounds begeistern kann, nur empfehlen, sich noch eine Karte für die laufende Tour zu besorgen. Denn nicht nur aufgrund ihres überragenden neuen Albums "Spreading The Rage" (das gleich mit sieben Songs –inklusive Intro- vertreten war) gehören die fünf aus "South Of Hessen" (Copyright Memme) zur absoluten Spitze der nationalen Krach-Combos. Spitze!



Setlist:


Intro: The Beginning Of Doubt

To The Sky

Ethic Instinct

Misery

No Control

Death Will Score

Drown

All Or Nothing

Walk

Addiction

God Master

The Decline

Spreading The Rage

God Given

Believer

Me And My World

Infected