Konzert:

Death Is Not Glamorous, Ritual, Screwed Up, The Realness, Sick Times - Hamburg, Hafenklang Exil

Konzert vom 01.06.2008An einem strahlend schönen Sommertag kann es kaum etwas Besseres geben, als in den Katakomben des Hafenklang-Gebäudes zu stehen und einer schönen Matinee-Show beizuwohnen. Nach einigen Verkehrsbehinderungen durch Selbstmörder und Stromausfälle waren SICK TIMES bereits vorbei, als wir in Altona ankamen.



THE REALNESS legten ziemlich direkt nach unser Ankunft los und boten eine knapp zwanzigminütige Show, bei der sie reichlich hüftlahm wirkten. Einzig der Sänger flitzte im mit Teppich auslegten (!) Showroom hin und her, während seine Sidekicks zusammen auf zwei Meter Aktionsradius kamen. Dabei war ihr old schooliger HC durchaus zu rhythmischen Bewegungen zu gebrauchen – ein Gedanke, der sich aber auch beim Publikum nicht durchsetzen konnte, von gelegentlichem Kopfnicken mal abgesehen. THE REALNESS konnten da keinen Blumentopf gewinnen, zumal auch die Kommunikation zwischen den Songs eher spärlich war.



SCREWED UP sind ja von ganz anderem Kaliber und haben besonders in Sänger Alex einen Showmäßigen Aktivposten erster Güte. Der kugelt sich über den Boden (Teppich, remember?), läuft wie ein Irrer die Wände hoch, kabbelt sich mit Bandmaskottchen Keith oder haut einen Song direkt im Publikum raus. Derweil geben seine drei Mitstreiter alles und haben ebenfalls eine Menge Spaß, was bei thrashigem Hardcore auch nicht schwer ist. Die kurzen, knackigen Songs funktionieren Live hervorragend und animierem zum Bewegen der alten Knochen. Mit der mega-symphatischen Ausstrahlung aller Musiker (und Keith) war es da nur logisch, dass SCREWED UP auf viel Liebe beim Hamburger Mob stießen und mindestens der heimliche Gewinner des Abends waren.



Direkt aus dem Pott kamen RITUAL, die sich in der letzten Zeit Show-technisch rar gemacht hatten, um ihr neues Werk „Wolves“ zu schreiben. Verlernt haben sie ihr Handwerk aber nicht, wie dieser (frühe) Abend bewies – die Pottler waren gewohnt souverän und symphatisch während ihres Sets. In dem fanden sich natürlich auch einige neue Songs wieder, die sich im typisch-melodischen RITUAL-Sound sehr wohl fühlten und beim Publikum gut ankamen. Das hatte den Hamburger Graben derweil geschlossen und kam in Wallung, so dass am Ende eine gute Show stand.



DEATH IS NOT GLAMOROUS machten in Hamburg den Anfang ihrer Europa-Tour und waren dementsprechend motiviert. Gleichzeitig aber auch etwas ungeordnet, einige der neue Songs saßen noch nicht so richtig, was die Norweger aber mit selbst-ironischen Kommentaren souverän meisterten. Mit viel Einsatz und Charisma ballerten sich die Band durch ihren Set und konnten mehr und mehr Bewegung bei den Anwesenden auslösen, gerade bei den älteren Knallern gab es bei den vorderen Reihen kein Halten mehr. Und endlich, endlich gab es auch die ersten Crowdsurfer. Schweißtreibende vierzig Minuten später war alles vorbei und DEATH IS NOT GLAMOROUS konnten auf einen gelungenen Tourauftakt blicken. Danach noch fleißig Merch verkaufen (mit fairen 2-for-1-Angebot) und weiter ging’s, zur nächsten Show. Der geneigte Fan ging derweil zufrieden nach Hause, in der Gewissheit, am Montag Morgen fit zu sein. Matinee-Shows sind halt super...