Konzert:

Death Angel, Sacred Reich, Angelus Apatrida - Saarbrücken, Garage

Konzert vom 12.11.2023

Ein sehr cooles Package hatte sich für diesen Sonntagabend in Saarbrücken angekündigt. Trotzdem war die Garage nicht gerade brechend voll. Nur circa 400 Nasen wollten sich die Gehörgänge mit hochwertigem Thrash Metal durchpusten lassen. Aus der saarländischen Landeshauptstadt wird in diesem Jahrtausend sicher keine Metal-Hochburg mehr.

Die Anwesenden waren nichtsdestotrotz bester Stimmung. Der Support-Act ANGELUS APATRIDA war nicht allen bekannt, wie man Gesprächen vor Konzertbeginn entnehmen konnte. Das verwundert schon etwas, da die Truppe bereits mehr als zwanzig Jahre aktiv ist und spätestens seit dem Album "Hidden Evolution" von 2015 zur Speerspitze der europäischen Thrash-Szene gehört. Das Quartett aus Spanien zog dann jedoch mit den ersten Takten von "Bleed the Crown" allen Zweiflern ohne Umwege den Stecker. Die Jungs sind fantastisch aufeinander eingespielt. Victor Valera an den Drums ist ein echtes Tier und zimmerte sich punktgenau durch das Set. Seine drei Vorderleute machten auf eingeschränktem Raum so viel Alarm wie möglich und überzeugten das Publikum mit jedem Song weiter von den Qualitäten der Truppe. Beim Rausschmeißer "You Are Next" war richtig Action vor der Bühne. Profitieren konnten Band und Publikum auch vom guten Sound - das ist in der Saarbrücker Garage ja immer so eine Sache und geht leider öfter in die Hose. Jedenfalls ein bärenstarker Auftritt von ANGELUS APATRIDA, denen nach Ende ihres Gigs das Merch förmlich aus den Händen gerissen wurde, so dass die Shirts sogar ausverkauft waren, lange bevor der Konzertabend endete. 

Danach enterten die Recken von SACRED REICH die Bühne und schon wurde der Sound schlechter, bewegte sich aber noch im akzeptablen Rahmen. Als Opener wählten die Texaner mit "Divide & Conquer" einen Song ihres letzten Albums "Awakening". Anhand der Mitgröl-Quote konnte man feststellen, dass auch diese "neuen" Songs mittlerweile voll beim Publikum angekommen sind. Noch intensiver kam das grandiose "Manifest Destiny" später im Set rüber. Darüber hinaus gönnten uns Phil Rind und seine Bande natürlich jede Menge Klassiker von "Ignorance" über "The American Way" und "Surf Nicaragua" bis zu "Independent". Im Publikum war ordentlich Bewegung und der gute Phil hat einfach einen Draht zu den Leuten. Er ist bei seinen Ansagen vielleicht einen Tick zu redselig, aber dafür heben diese sich angenehm von dem 08/15-Bullshit-Bingo anderer Frontleute hab. Die Bewegungsfreude auf der Bühne war zwar bei Weitem nicht so ausgeprägt wie bei ANGELUS APATRIDA, aber SACRED REICH leben einfach von ihren tollen Songs und dem absolut außergewöhnlichen Drumming von Dave McClain. Starker Auftritt.

Als Dritte im Bunde kamen dann gegen 21:45 Uhr DEATH ANGEL zum Zuge und - hey! - was soll da schon schief gehen?! Die Band gehört zu den besten und beständigsten Live-Acts der letzten Jahrzehnte. Aber hier wurde die Rechnung ohne den Sound-Teufel der Garage gemacht. Keine Ahnung was plötzlich schief ging, aber der Klang war undifferenziert, viel zu laut und einfach unangenehm. Schlagzeug war gut zu hören, Gesang zumindest in den hohen Lagen, Riffs waren jedoch schwer zu erkennen und Soli nur zu erahnen. Ein Basser stand auf der Bühne, gehört hat man ihn nur schwerlich. Sehr, sehr ärgerlich. Denn die Band war motiviert und hatte eine schöne Setlist mit mindestens einem Titel aus jedem (!) ihrer neun Studioalben zusammengestellt. So gab es dann von uralten Schoten wie "Voracious Souls" bis zu "Humanicide" eine bunte Palette zu hören. Wobei es schon ziemlich frech ist so einen Song wie "Thrashers" nicht zu spielen. Vielleicht hätte man ihn bei dem Katastrophen-Sound allerdings auch nicht erkannt. 

So ging der eigentlich gelungene Konzertabend doch mit einem Wermutstropfen zu Ende. Gewinner waren ganz klar ANGELUS APATRIDA, die mehr Erfolg und Anerkennung verdient hätten. 



Mehr Infos:Death Angel
Sacred Reich
Angelus Apatrida