Konzert:

Danko Jones, Quit Your Dayjob, Gutbucket - Hamburg, Fabrik

Konzert vom 10.03.2005Vor beinahe exakt elf Monaten haben die Kanadier DANKO JONES zum letzten Mal in der Hamburger Fabrik gespielt. Die Zeit dazwischen war fast komplett mit Touren ausgefüllt, und als die Band im November zwei Wochen frei hatte, organisierte Danko spontan eine kleine Spoken Words-Tour, weil er wohl befürchtete, ihm könne langweilig werden. Bevor die Band zur derzeitigen Europa-Tournee aufbrach, gab es noch mal eine Unterbrechung von zehn Tagen, in denen dann das neue Album, das im Mai erscheinen wird, fast komplett eingespielt wurde, und im Mai geht es dann direkt in die USA, um dort ausgiebig mit dem dieser Tage dort erscheinenden "We Sweat Blood"-Album zu touren. Erstaunlicherweise waren aber an diesem Abend in Hamburg keinerlei Ermüdungserscheinungen zu bemerken. Ganz im Gegenteil: Die gesamte Band wirkte druckvoller und agiler denn je. Doch dazu später mehr, erst mal gab es ja noch ein Vorprogramm.



Den Anfang machten die Kieler GUTBUCKET (nicht zu verwechseln mit den New Yorker Jazz-Punks gleichen Namens), die aber offensichtlich vor dem offiziellen Konzertbeginn zu spielen begonnen hatten, denn wer pünktlich um neun die bereits zum Bersten volle Markthalle betrat, bekam grade noch die letzten beiden Stücke mit. Schade - denn die Mischung aus Punkrock und dreckigem 70´s Hardrock kickte ordentlich das Hinterteil und erinnerte stark an GLUECIFER und Konsorten (hierzu sei der Vollständigkeit halber zu bemerken, dass mein Kumpel Heiko letzteren Vergleich überhaupt nicht nachvollziehen konnte, aber aufgrund von grade mal zwei Stücken fängt man ja keinen Streit an...).



Nach etwa 20-minütiger Umbaupause kamen dann die Schweden QUIT YOUR DAYJOB auf die Bühne, und schon an ihrem Äußeren konnte man sehen, dass es ziemlich abgefahren zugehen würde: Der Gitarrist und Sänger irgendwo zwischen Grunger und Garagen-Rocker, der Keyboarder ein großer, schlaksiger Glatzkopf im Wollpulli, der einen kleinen Bass-Synthesizer bediente und der Drummer mit Vollbart, Hornbrille, Polohemd und kurzen Hosen, der auf einem extrem hohen Drum-Hocker von oben herab die Felle bearbeitete und nach jedem Song aufsprang und völlig irre ins Publikum starrte. Die Musik des Trios muss man sich als eine Art Anfang ´80er Punkrock auf der Schwelle zur Neuen Deutschen Welle vorstellen: Simple, treibende Beats, ein wummernder, latent aggressiver Synthie-Bass à la DAF und dazu ein Garagen-punkiger, leicht hallig-surfiger Gitarren-Sound (den Kollege Heiko äußerst treffend als "From-Dusk-Till-Dawn-Eigentlich-komm-ich-aus-Mexiko-Sound" beschrieb). Lustigerweise hatte der Sänger zwei Mikros für sich alleine, zwischen denen er hin- und herwechselte. Das eine benutzte er zum "richtigen" Singen, das andere für reines Gebrüll. Trotz des also etwas experimentellen Charakters ging die Musik ordentlich ab und in die Beine bzw. in den Nacken. Würde ich mir zu hause wohl nicht anhören, machte live aber durchaus Spaß.



Um viertel nach zehn war es dann endlich soweit: Danko und seine Mannen enterten die Bühne und rockten mit "We Sweat Blood" vom gleichnamigen Album direkt los. Was darauf folgte, war eine Stunde energiegeladener, dreckiger und schweißtreibender Rock, wie ihn die Welt zur Zeit von keiner anderen Band zu hören bekommt. Live wie immer noch einen Zacken härter und straighter als auf Platte, wurde ein Best-Of-Programm ins Publikum abgefeuert, das wirklich nichts vermissen ließ: Rock-Hammer wie "I´m Alive And On Fire" und "Mango Kid" vom "I´m Alive And On Fire"-Album, "Play The Blues" und "Lovercall" von "Born A Lion" und "Forget My Name" und "Dance" von "We Sweat Blood" ließen keine Wünsche offen. Bezeichnenderweise wurde die HIVES-mäßige Single "I Want You" (zum Glück) wie immer ausgelassen. Alle drei Musiker wirkten noch beweglicher und spielten noch gnadenloser nach vorne, als man sie eh schon kennt, und das Publikum dankte es ihnen, indem bis in die hintersten Reihen getanzt, gepogt und gebangt wurde, was das Zeug hielt und immer wieder Leute auf Händen durch die Halle getragen wurden. Danko selbst - wie immer im schicken, schwarzen Hemd - war nach zwei Songs bereits komplett durchgeschwitzt, so dass bei jeder Kopfbewegung der Schweiß nach allen Seiten spritzte. Natürlich fehlten auch die programmatischen Ansagen nicht, wie z. B. die traditionelle Huldigung seiner verstorbenen Vorbilder im letzten Song (und da in jüngster Vergangenheit ausreichend Ramones gestorben sind, kannte man dieses Mal sogar alle Namen...), wie sie eben nur jemand wie Danko Jones überzeugend und mitreißend rüberbringen kann. Zwischendurch wurde dann auch mal das Publikum auf der Gallerie augenzwinkernd als "lazy people" gedisst und dann noch - weniger augenzwinkernd - gefragt, ob sie vielleicht noch gerne Stühle hätten. Hierzu - aller guten Dinge sind ja schließlich drei - sei noch mal ein Kommentar von Heiko angeführt: "Is schon schön zu sehen, dass er sich einfach überhaupt nicht beim Publikum anbiedert." Insgesamt war das also mal wieder ein großartiger Abend mit DANKO JONES, der nur leider viel zu schnell zu Ende ging: Nach 60 Minuten inklusive zweier Zugaben war schon Schluss. Man kann den Jungs aber beileibe nicht vorwerfen, sie hätten sich nicht völlig verausgabt oder irgendwelche Reserven aufgespart - nach diesem Konzert waren sie einfach komplett durch. Der frühe Feierabend sei ihnen also gegönnt...