Konzert:

Chris Thompson - Aschaffenburg, Colos-Saal

Konzert vom 19.12.2019

CHRIS THOMPSON ist am 19.10.2019 im Aschaffenburger Colos-Saal weihnachtlich gestimmt. So eröffnet der u.a. ex-MANFRED MANN und ALAN PARSON Sänger sein Konzert mit einem kleinen Medley an Weihnachtssongs, bei dem er allerdings teilweise textliche Unterstützung beim Aschaffenburger Publikum sucht und auch erhält. Ohne Vorgruppe bietet der Neuseeländer rund zwei Stunden Unterhaltung und 22 Songs aus seiner über 40-jährigen Karriere. Seine Begleitband ist routiniert und gut eingespielt, wobei der Keyboarder nicht annähernd an Chris früheren Arbeitgeber heranreicht (MANFRED MANN), weder vom Spiel noch vom Sound des Tasteninstruments her, und ich den schwarzen Hut des Musikers gar ein wenig anmaßend und als Majestätsbeleidigung empfinde. Dahingegen ist sein junger, aus Norwegen stammender Gitarrist, der ebenfalls mit Kopfbedeckung (hier eine Mütze, die an U2-Gitarrist The Edge denken lässt) gekleidet ist, unfassbar präzise und flink in seinem beeindruckenden Spiel, das neben CHRIS THOMPSON oft im Mittelpunkt der Darbietung steht.

CHRIS THOMPSON hört man seine 71 Jahre an. Seine Stimme hat an Elastizität und Kraft eingebüßt und ist Lichtjahre entfernt von seiner glorreichen Vergangenheit. Mich stört dabei insbesondere, dass er das noch nicht wirklich verinnerlicht hat. So wird teilweise manche Nummer nahezu akapella performed, also die Vokals unbekleidet in den Fokus ("Blinded by the Light" , "For you" ) gestellt. Die Krux bzw. das Gute bei der Sache ist, dass das niemanden so wirklich zu stören scheint. Und das ist im Kern auch gut so. Das ordentlich gefüllte Colos-Saal trägt den gealterten Musiker, der mal mit, mal ohne Gitarre, mal mit, mal ohne Nikolausmütze bestens gelaunt unsterbliche Klassiker nacheinander raushaut. Es wird lautstark mitgesungen, geklatscht, gejohlt und gefeiert, als ob die Zeit ihm wie auch den Songs nichts anhaben kann. Auch wenn ich das eine Spur realistischer beurteile, erkenne ich doch, dass das Publikum hier alles richtig macht. So denke ich, bis auf ein, zwei Kritiker und den Rezensienten hatte niemand hier im Aschaffenburger Kultschuppen etwas zu bemängeln, und der überwiegende Teil genoss einen Abend mit einer leidenschaftlichen und gut eingespielten Band sowie einer der prägenden Stimmen des Classic Rock.

Text: Marco Berghammer   Bilder: Michael Berghammer

 



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