Konzert:

Celtic Frost - Zürich, Mascotte

Konzert vom 06.03.2007Als CELTIC FROST am vergangenen Dienstag Abend zum Auftakt ihrer Europa-Tour in Zürich auf der Bühne standen, hatten sie seit ziemlich genau 20 Jahren nicht mehr in der Limmat-Stadt gespielt. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass die Band ausgerechnet in ihrem Heimatland nie die ihr gebührende Anerkennung erhalten hat, wohingegen sie weltweit schon seit langem als ein Vorreiter des extremen Metal gilt und von Bands und Musikern wie NIRVANA, METALLICA, SEPULTURA oder Marilyn Manson als Einfluss genannt wird.



Warum als Location für ein solches Ereignis ausgerechnet das Mascotte ausgewählt wurde, ist mir jedoch schleierhaft. Der Club ist eher für seine Schicki-Micki-Partys bekannt als für Metal-Konzerte. Die mit dem Cover des "Morbid Tales"-Albums versehene Bühnendeko und das überlange, aus Teilen des "Triptych" zusammengesetzte, eingespielte Intro versetzten einen dann schließlich aber doch in die nötige düstere Stimmung. Um viertel nach neun war es dann soweit, und Tom Gabriel Fischer, Martin Eric Ain und Franco Sesa, der seit den Aufnahmen für das "Monotheist"-Album hinter den Drums sitzt, enterten zusammen mit dem zusätzlichen Tour-Gitarristen V Santura die Bühne. Was sich in den folgenden gut 90 Minuten abspielen sollte, war ein brachial böses Metal-Gewitter, wie ich es lange nicht mehr erlebt habe.



Von "Monotheist" wurden nur einige Stücke gespielt, wie "Ground" oder "Ain Elohim". Der überwiegende Teil des Sets war ein Best-Of-Programm der alten Alben, mit Songs wie "Morbid Tales", "Necromantical Screams" oder "Mesmerized". Die komplette Band präsentierte sich dabei in bester Spiellaune, war gleichzeitig locker und randvoll mit Energie und schuf auf der Bühne eine derartige Spannung, dass man glaubte, sie greifen zu können. Besonders Bassist Martin wirbelte in seinem bodenlangen Gewand über die Bühne und nahm immer wieder Kontakt mit dem Publikum auf, wogegen Tom sich bis auf ein paar Ansagen eher introvertiert gab. Franco prügelte wie ein Berserker, aber technisch perfekt in die Felle und hielt auch komplexeste Song-Strukturen scheinbar mühelos zusammen. Lediglich V Santura schien noch ein bisschen außen vor zu sein, was aber kein Wunder ist, da dies sein erstes Konzert mit CELTIC FROST war. Trotzdem gab er alles, ging ordentlich ab und überzeugte durch einige geniale Soli.



Trotz des fetten Sounds, der intensiven Atmosphäre und der beeindruckenden Performance blieb es im Publikum aber relativ ruhig. Bei den schnelleren Passagen bildete sich ansatzweise ein kleiner Moshpit, direkt vor der Bühne wurde sich zum Teil das Hirn aus dem Kopf gebangt und schließlich wagte sogar ein Diver einen Sprung von der erhöhten Seite. Aber der überwiegende Teil der Konzertbesucher schien vor allem zum Zuhören da zu sein. So fragte ich mich dann doch des Öfteren, ob die Leute sich dessen bewusst waren, wer da vor ihnen auf der Bühne stand und was da grade abging. Vielleicht lag es an der abschreckend wirkenden und zahlreich vertretenen Security, vielleicht aber auch an der Mischung des Publikums. Zwar hatten sich viele Fans der ersten Stunde eingefunden, aber doch weniger als ich erwartet hätte. Dafür war auch eine ganze Reihe Kids da, von denen vor allem ein paar tussig anmutende Teenie-Gothic-Metal-Chicks auffielen. Und dann waren noch einige Leute anwesend, die irgendwie gar nicht hierher passten und die entweder alte Fans hätten sein können, die mittlerweile gesetzt und bürgerlich geworden sind oder geladene VIP-Gäste.



Zum Glück boten CELTIC FROST aber eine so intensive Show, dass man das alles ignorieren und ohne Kompromisse in ihre düsteren Sound-Landschaften eintauchen konnte. Was für ein Comeback! Hatten die Schweizer im vergangenen Jahr mit "Monotheist" ein geniales Album veröffentlicht, das Fans wie Kritiker in Euphorie versetzte, setzten sie hier noch einen drauf, indem sie zeigten, dass sie nicht nur immer noch eine grandiose Live-Band, sondern wahrscheinlich sogar besser denn je sind. Alters- oder Ermüdungserscheinungen waren nicht festzustellen. Die Jungs spielen immer noch jede auf böse machende, halb so alte Metalcore-Band an die Wand.