Konzert:

Captain Murphy - Stockholm, Debaser Slussen

Konzert vom 14.02.2007?Kommt bloß pünktlich! Sonst gilt die Gästeliste nicht mehr, der Eintritt ist dann aber doppelt so hoch wie zum Konzert.? Versteh einer die Schweden! Um pünktlich zu sein, eilen wir also fast direkt aus dem Ryanair-Flieger über den roten Teppich am Eingang in den Club Debaser, der in Schwedens Hauptstadt Stockholm am Übergang zwischen Södermalm und Gamla Stan etwas versteckt zwischen der Autobrücke und einer alter Schleuse liegt. Ihr habt richtig gelesen, roter Teppich: CAPTAIN MURPHY bitten sehr stilsicher zur Release-Party für ihr neues Album ?Human Cannonball?, der Türsteher wartet am Ende einer Reihe von vergoldeten Ständern, zwischen denen ein Seil gespannt ist.

Im Debaser-Club drin fühlt man sich dagegen wie mit einem Fingerschnipsen 35 Jahre in die Vergangenheit gebeamt: CAPTAIN MURPHY spielen ekstatischen Retro-Rock, und genauso sehen sie auch aus. Außer den Jeans-Beinkleidern ist kein einziges Kleidungsstück auf der Bühne nicht vom Second-Hand-Laden oder aus Papas Kleiderschrank. Genauso alt sind Technik und Instrumente, es geht halt nichts über den warmen Klang eines Röhrenverstärkers, oder? Keine Frage, Sound und Look der Seventies sind gerade in Stockholm der heißeste Scheiß: Etwa 80 Prozent der Gäste sind noch viel zu jung, um auch nur eins ihrer Kleidungsstücke an Mami oder Papi in Action zu gesehen zu haben und haben wahrscheinlich eine Menge Geld im Edel-Vintage-Laden gelassen.

Aber zurück zur Musik, auf der Bühne wummert nämlich gerade zum xten Mal die Orgel, und an den Songstrukturen merkt man, dass die Jungs um Sonny Boy Gustavsson und die Background-Sängerinnen am Bühnenrand im Vergleich zu den anderen Stockholmer Retro-Rockern die freundlichen Blumenkinder sind, die lieber noch zwei hippieske Melodien dazutun und von Frauen und Liebe singen, während die Hellacopters trotz aller Opulenz eher auf den Punkt kommen als die Stones zu "Sympathy for The Devil". Ausgewhimpt? Ein Song wie "I Belong To The Girls" ist das bestimmt. Aber Captain Murphy können auch zackig wie den "Sioux Rocker". Auch dieser Song ist eher Beat als Rock, aber auf jeden Fall mitreißend, und die Mädels im Publikum schwingen Hüften und die Herren die Haare und halten ihre Getränke-Gläser fest. Apropos Hellacopters: Nicke Andersson war eigentlich als Aftershow-DJ angekündigt - aber irgendwie hat das wohl nicht geklappt, jedenfalls stiefelt er uns schon gegen Hälfte des Release-Gigs nach draußen entgegen. Keyboard-Kollege Boba dagegen bleibt den ganzen Set über mit Skinny (dem Bassisten der Deathstars) mitten im Publikum stehen und feuert die Kollegen auf der Bühne ordentlich an.