Konzert:

Bring Me The Horizon, Architects, The Devil Wears Prada, Tek-One - Frankfurt, Batschkapp

Konzert vom 04.02.2011Nachdem die neue CD von BRING ME THE HORIZON für mich zu einer der besten Scheiben des Jahres 2010 zählt, wollte ich wissen, ob die Gerüchte wahr sind, dass BMTH live dann doch eher Durchschnitt sind. Ausgesuchter Veranstaltungsort für die mit den ARCHTICTS, DEVIL WEARS PRADA und TEK-ONE durchgeführte Europatournee war die seit 1976 betrieben "Batschkapp" in Frankfurt. 1976 war ich gerade stubenrein und an die spätere Existenz der Bandmitglieder des Headliners hat wohl noch keiner gedacht. Blutjung war auch das von mir so erwartete Publikum, das gegen 18:00 Uhr an der Eingangspforte wartete. Es ist sicher nicht schlecht geschätzt, wenn man das Durchschnittsalter so um die 16-17 Jahre verortet, so dass die älteren Personen um das Gebäude wohl überwiegend "wartende Erziehungsberechtige" gewesen sein müssen. Nach einem raschen Interview mit dem Sänger der ARCHITECTS, das es hier an anderer Stelle zu lesen gibt, legte die 3-Mann Band TEK-ONE überraschend früh um 18:30 Uhr los.




TEK-ONE aus England irritieren mich von Anfang an, da die Band nur aus einem Sänger, einem Schlagzeuger und einem Mann an einem großen Synthesizer besteht. Noch ungewöhnlicher ist der Sound, der dann aus den Boxen hämmert: Eine fast unbeschreibliche Mischung aus Techno, wilden Samples, Soundfetzen aller Art und einer Prise Industrial. Bei dieser würzigen Zusammensetzung hat es mich überrascht, dass die Band live überzeugen konnte. Zur kleinen Überraschung zeigte sich zwischendurch für eine kurze Einlage ARCHITECTS Frontmann Sam Carter auf der Bühne am Schlagzeug. Die Mischung aus hartem Schlagzeugbeat mit vielen Breaks und Elektroniksamples sowie dem Gesang von Tonn Piper hat etwas so Eigenständiges, dass man einfach fasziniert zuhören muss. Sicherlich ist die Band so experimentell, dass sie polarisiert. In der Batschkapp kam sie jedoch sehr gut an, da das Publikum direkt mitging und jeden Song gebührend feierte.





Nach einer kurzen Umbauphase kamen DEVIL WEARS PRADA aus Daytona/USA auf die Bühne. Die Band hatte ich in der Vergangenheit nicht richtig wahrgenommen, wobei sich nun herausstellen sollte, dass dies ein großer Fehler war. Mit 6 Mann Besetzung stellte sich auf der eh schon kleinen Bühne doch leichte Platznot ein, was die Band jedoch nicht daran hinderte, eine überzeugende Performance zu bieten. Ich war überrascht, dass die Songs live besonders intensiv wirken. Die Kombination der brachialen Gitarrenwand mit dem Keyboard und den sich immer wieder in den Songs findenden harmonischen Passagen funktioniert perfekt. Der schwerst tätowierte Sänger Mike Hranica, war dabei kaum zu fotografieren, da er wie an Starkstrom angeschlossen über die Bühne zappelte und eine Hektik verbreitete, die man eher in der Moshpit vor der Bühne erwartete. Insgesamt ein sehr starker Auftritt. Zwei Songs von der "Zombie EP" und einige ausgesuchte ältere Nummern stellten das gelungene Set dar. Man darf sehr auf den Longplayer (und die sich daran bestimmt anschließende Tour) gespannt sein, den die Band im Sommer 2011 veröffentlichen will.





Setlist (wie immer ohne Gewähr):



1. Danger: Wildman

2. Escape

3. Dez Moines

4. Hey John, What's Your Name Again?

5. Dogs Can Grow Beards All Over

6. Outnumbered


7. Assistant To The Regional Manager





Nun ging es ins Baugewerbe. Es folgten die ARCHITECTS aus England, die um Frontmann Sam Carter direkt nach dem Intro mit "Follow The Water" vom vorletzten Longplayer "Hollow Crown" loslegten. Als hätte der Headliner die Bühne betreten, gab es nun für das Publikum kein Halten mehr. Vor der Bühne wurde es unerträglich eng und heiss. Wer bis jetzt noch nicht ausgerastet war, für den war nun die Zeit gekommen. Die Security verbot mir dann leider auch im "Fotografengraben" zu knipsen, da die Anzahl der "Crowdsurfer" einfach zu hoch sei, was ich letztlich auch einsehen musste. Nach "Follow The Water" folgte der Titeltrack der neuen im Januar 2011 erschienen Scheibe "The Here And Now" namens "Day In Day Out", der vom Publikum so frenetisch aufgenommen wurde, als kenne man ihn schon seit Jahren. Die neue Scheibe zeigt einen Wechsel der Band zu mehr harmonischen Passagen, was sich live sicherlich als die richtige Entscheidung zeigen sollte. Da die Band nur acht Songs spielte, gab man bei jedem Lied absolut Vollgas. Sam Carter schrie sich die Lunge aus dem Leib und der Rest der Akteure zeigte sich auch ständig in Bewegung, was gerade bei den komplizierten Songs der Band keine Selbstverständlichkeit sein muss. Insgesamt ein sehr überzeugender Auftritt, der bewies, dass das neue Material nicht nur auf der CD, sondern auch live zu überzeugen weiß.





Die Setliste meiner Erinnerung entsprechend schaute so aus:

1. Follow The Water


2. Day In Day Out


3. Learn To Live


4. In Elegance


5. Dethroned


6. Delete, Rewind


7. Hollow Crown


8. Early Grave





Gegen 20:45 Uhr – also zu verboten früher Uhrzeit – war es dann soweit. Oliver Sykes nebst seiner jungen Spießgesellen aus England betraten die Bühne. Als sei Jesus erschienen kreischte nun jeder und wollte den Meister berühren. Während die Band die aggressiv-melancholische erste Single-Auskopplung "It Never Ends" anstimmte und die Bühnenbeleuchtung epileptische Anfälle bei den Zuschauern provozierte, genoss Sykes in der Jesuspose vor den Fans die Energie, die der Auftritt der Band in der Batschkapp auslöste. Die Band spielte von Anfang an äußerst konzentriert und genau. Der Sound in der Batschkapp war perfekt und ließ mich vergessen, dass ich mittlerweile völlig durchgeschwitzt vor der Bühne neben Teenies hing. Nach dem starkem Opener machte die Band keine Experimente und setzte mit der erfolgreichen Single des vorangegangenen Longplayers "Chelsea Smile" den nächsten gezielten epischen Höhepunkt im Konzert schon direkt zu Beginn. Die Musik von BRING ME THE HORIZON ist vereinzelt durchwürzt mit Samples und Synthesizer Klängen, die man auch live abspielt, so dass der Charakter der Songs nicht verloren ging. Egal wie kritisch man zu Oliver Sykes steht. In der Batschkapp hat er mit der Band eine perfekte Show geboten. Ob er über den Zuschauern hing, um diese Songpassagen mitsingen zu lassen, auf der Bühne aggressiv shoutete oder auf dem Boden vor dem Schlagzeug am Leben verzweifelte, stets ist er äußerst präsent und vermittelt das Gefühl, dass die Band nicht nur einen von vielen Gigs absolviert, sondern ihr Letztes gibt. Zu "The Sadness Will Never End" stürmte ARCHITECTS-Sam Carter die Bühne, der auch schon auf der CD Gesangslinien eingesungen hatte und sang mit Sykes den Song. Der Song "Football Season Is Over" wurde in einer elektronischen Version mit Tonn Piper von TEK-ONE geboten, der schon auf dem Remix Album "Suicide Season – Cut Up" mit seiner Band einen Song von BMTH remixte. Jona Weinhofen, Ex-BLEEDING THROUGH Gitarrist und seit 2010 bei BMTH dabei, scheint sich übrigens hervorragend in die Band intergriert zu haben. Man merkte ihm an, wieviel Spaß ihm der Auftritt bereitete. Die Setlist stellte sich an dem Abend meiner Erinnerung nach wie folgt dar:





1. It Never Ends


2. Chelsea Smile


3. Alligator Blood


4. Fuck


5. The Sadness Will Never End


6. Crucify Me


7. Football Season Is Over


8. Blessed With A Curse


9. Anthem



Zugabe:


10. Diamonds Aren't Forever





Pünktlich um 22:00 Uhr war dann – böse Zungen werden behaupten "dem Jugend- und Kinderschutz entsprechend" – schon Schluss und ich trottete mit der Masse aus der Batschkapp hinaus, vorbei an wartenden Eltern, die ihre verschwitzten Kids herausfischten.





Die Erkenntnis des Abends ist jedoch nicht, dass man alt geworden ist, sondern dass BMTH live eine erstklassige Performance hinlegen können. Die musikalische Brutalität des ganzen Abends kann ich dabei nicht hoch genug loben. Wer sich von meinen Ausführungen zum Durchschnittsalter etwas abgeschreckt fühlt, dem muss ich sagen, dass derzeit in Sachen Death-/Metalcore kein Weg an diesem Billing vorbeigeht, wenn man hier mitreden will. Ich habe selten eine so energiegeladene Show von allen Bands gesehen, die zu Recht von den Zuschauern aufs Heftigste abgefeiert wurden. Man darf hoffen, alle Bands noch in 2011 wieder in Deutschland auf Tour sehen zu können.


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