Konzert:

Bretthart Festival 2005 - Freitag

Konzert vom 17.06.2005Pünktlich zur ersten Band des Tages DARK RAIN, die die etwas undankbare Aufgabe des Openers hatten, waren meine holde Begleitung und ich am Start. Etwas verwunderlich war, dass der großzügig angelegte Parkplatz bis auf eine Handvoll Autos noch mehr als verwaist aussah. Der schön im grünen gelegene Austragungsort des diesjährigen Bretthart Festivals ist jedenfalls um einiges einladender als der normalerweise betonierte Boden manch anderer Festivals. Aber zurück zu DARK RAIN… man merkt der jungen Band die mangelnde Erfahrung an. Und obwohl sich Sängerin Sarah und ihre Crew mächtig Mühe geben, will der Funke zu dem auf dem Boden flaggenden Publikum nicht wirklich überspringen. Da helfen auch ihre übermotivierten, quietschigen Ansagen nicht viel weiter. Vielleicht würde es der Band gut tun, noch ein paar extra Stunden im Proberaum zu verbringen. Jedoch liefert Katja, die vor drei Monaten zum ersten Mal einen Bass in die Hand genommen hat, eine respektable Leistung. Ansonsten sei noch zu erwähnen, dass sich die Band für Straßenkinder einsetzt, was sie auch in dem einen oder anderen Song umsetzen.


Die folgenden MIGHTY D. stellten einen qualitativen Quantensprung zu DARK RAIN dar. Solider Death Metal mit Gothiceinschlag bieten uns die Schwaben. Sie wirkten zwar bisweilen noch ein wenig untight und unsicher, was aber wohl an der wenigen Liveerfahrung liegt. Dennoch gibt sich die Band um den Sänger und Gitarrero Claudio sehr sympathisch. Etwas seltsam waren aber die Bewegungen der Bandeigenen Trällerelse, die sie mit ihrer guten Gesangsleistung wieder vergessen machen konnte. Am besten gefiel mir der Song "Break The Silence", bei dem die Band auch am meisten abging.


Danach wurde der Altersdurchschnitt auf der Bühne drastisch gesenkt und mit DAWN OF DISEASE eine neue, hoffnungsvolle Death Metal Combo aus Osnabrück ins Rennen geschickt, die mit ihrem harschen Geknüppel im old-schooligen Ami-Style am frühen Nachmittag zeigen, wo der Hammer hängt. Tröpfchenweise wurden auch die Zuschauer langsam mehr und die ersten Rüben werden geschüttelt. Der MI-Kollege mit dem Fotopass trudelte jetzt auch ein. Songs wie "Sadistic Ejaculation" oder auch "Rape The Unborn" werden technisch solide dargeboten und der Sound geht auch in Ordnung. Bei den Soli vermisse ich aber eine zweite Gitarre, die das Ganze noch fetter erscheinen lassen würde. Den verhauenen Anfang von "Fried Genitals" wird uns von Sänger Thomas professionell als Intro verkauft und auch sonst hat es richtig Laune gemacht den Youngsters zuzuschauen.


BURDEN OF GRIEF begrüßten uns mit einem amtlichen "Hallo Wacken!!!" und legten einen routinierten Gig auf die harten Bretter. Mit Dirk am Bass und Mike am Mikro haben die Melodic Deather aus Hessen zwei absolute Rampensäue am Start, die für alle übrigen Bandmitglieder gleich mit rumturnen und eine geile Show machen. Außer, dass die Snare ein wenig blechern klang, war der Sound auch in Ordnung. "The Silent Killing" und "Slowly Pass Out" vom aktuellen Album "Fields Of Salvation" kamen hammergut nur das etwas lahme Publikum war wohl eher "The Nightmare Within". Die immer noch nicht viel mehr gewordene Zuschauerzahl verlief sich etwas im Gelände und gab sich den flüssigen Genüssen hin, die zu fairen Preisen feilgeboten wurden. BURDEN OF GRIEF legten sich dennoch ins Zeug und schafften es mit dem IRON MAIDEN-Cover "Aces High" und den eigenen Songs "Reborn", sowie "Frozen Pain", doch noch ein paar Fans auf ihre Seite zu ziehen. Da gab es richtig toll Applaus.


Die schwedischen Rotz’n’Roller PSYCHOPUNCH kamen mit einem wuchtigen Brett auf die Bühne - mit was auch sonst sollten sie nach BURDEN OF GRIEF punkten. Der erste Song litt allerdings erst mal unter Soundproblemen - das hatte man dann aber bald im Griff. PSYCHOPUNCH stellten auf dem Bretthart zwischen all den Death, Thrash und Goth-Tönen eine Ausnahme da - mit ihrer harten Mischung aus Punk und Rock’n’Roll. War aber kein Problem - tendierten sie Live doch mehr Richtung Motörhead & Co. Damit konnten die anwesenden Fans dann auch richtig was anfangen. Der Spaßfaktor der Musik, die anzüglichen Ansagen und Songtitel und die augenscheinlich gute Stimmung der Band taten dann ein übriges um einen echten gute Laune Nachmittagsgig zu liefern. "Nothing Ever Dies" und "I’m The One” ließen die Köpfe kreisen, dazu eine geile Liveperformance von "The Gun Cries Justice" oder auch "Make Up Your Mind" - das Bretthart Open Air wurde auch dazu benutzt die Livetauglichkeit einiger neuer Songs vom nächsten Album "Kamikaze To Reduce" zu testen. Bei dem Songmaterial und dem fetten knarzigen Gitarrensound kann man nur Sagen: Test bestanden. Mit "Hard To Belong" (samt "Born To Be Wild"-Einlage) endete ein Set der um einigen räudiger rüberkam als sich PSYCHOPUNCH auf ihren Alben geben.


Die süddeutschen Gothic Metal-Hopefuls DARKSEED präsentieren sich quasi runderneuert und energiegeladener als je zuvor. Mit neuen Leuten am Keyboard und Schlagzeug starten die alten Hasen noch mal richtig durch und bringen die Songs ihres aktuellen Longplayers "Ultimate Darkness" auf die Bühnen des Landes. Auf eben diesem lag auch der Schwerpunkt des Sets der in edles schwarz gehüllten Düsterrocker. Los ging es mit "Ultimate Darkness", darauf folgte "Biting Cold". Dabei wurde auch immer deutlicher, dass sich DARKSEED vor Bands wie MOONSPELL nicht mehr zu verstecken brauchen. "Save Me" ist einer der stärksten neuen Songs und kommt auch live sehr gut rüber. Auch "The Fall" wird souverän als geschlossene Einheit präsentiert. Das deutsch-englische "My Burden" kommt live sogar besser als aus der Konserve und nach "Endless Night" nimmt sich Sänger Stefan auch mal die Zeit mit einem Fan anzustoßen. Mit "Speak Silence" neigte sich der Gig dann auch schon so langsam dem Ende zu. Zuvor ließen sie aber noch den Kracher "Sleep Sleep Sweetheart" und das ältere Stück " Forever Darkness" auf die zwar wenigen, jedoch dafür umso lauteren Fans niedergehen.


Mit MIRROR OF DECEPTION wurde es dann zwar nicht weniger heavy - aber trotzdem ruhiger. Die Band aus Stuttgart bietet Doom aus deutschen Lande - der war so doomig, das auch hier zu Beginn die Boxen den Basssound fast nicht überlebten. Trotzdem waren MIRROR OF DECEPTION ein echtes Highlight - ihre ins epische gehende, langsame riffbetonte Mucke ging recht schnell ins Ohr - die kleine Stonerschlagseite passte bei der Hitze des Tages sowieso wie die Faust aufs Auge. Angenehm auch, dass die Band nicht wie die x-te Black Sabbath Kopie klingt, sonder eine gehörige eigenen Note hat, vom wohltuenden Gesang (keine Ozzy-Kopie) bis hin zu den einen oder anderen Song mit deutschsprachigen Lyrics. Ein Auftritt der zwar eine melancholische Grundstimmung verbreitet, aber trotzdem kurzweilig war - und ganz groß dann der Abschluss mit "Ship Of Fools" - MIRROR OF DECEPTION haben sich auf dem Bretthart mit Sicherheit ein paar neue Fans erspielt.


Die Frankfurter "Applewoi"-Thrasher von TANKARD waren für Tag 1 wohl so was wie der inoffizielle Headliner - den vor der Bühne war es jetzt endlich mal richtig voll. Vom Programm her lieferten die Herren um den wieder mal über alles schwebenden Sänger Gerre eine Mischung von Tracks des letzten Album "Beast Of Bourbon" und alten Klassikern ab - einschließlich Gerres Bauchspeckeinlage. Richtig los ging es dann mit dem vierten Song "Slipping From Reality" - Mosh-Pit, fliegende Bierbecher und gar Crowd-Surfer - na ja, und immer wieder die "Wampe". Apropos "Wampe" - der Grund warum die Band so besoffen sei, nannte Gere auch gleich "die mehrstündige Landfahrt zum Festivalgelände". Dann kamen mit dem Hammerharten "Maniac Forces" und dem Kulttitel "Die With A Beer In Your Hand" die Highlights des Auftrittes der Old-School-Alko-Thrasher. Weiter ging es mit der Ankündigung der einzigsten Ballade welche TANKARD je geschrieben haben - "Space Beer". Während des Songs suchte die Band vergebens nach den sonst bei TANKARD-Konzerten 500 vollbusigen Frauen in der zweiten Reihe. Nichts da, also kam erst mal "Rectifier" und eine Bierdusche - sowie eine gute Idee wie man Rockfreaks zum Toben bringt "Wer nicht hüpft ist Hip-Hop-Fan". Spaß hatten die Jungs augenscheinlich, so in Vollform schienen TANKARD an diesem Tag allerdings nicht gewesen zu sein - dafür war manches doch etwas zu unsauber gespielt. Trotzdem gab es nach 75 Minuten den abgefeierten Schluss mit "Freibier" und "(Empty) Tankard".


Was soll man noch zu ENTOMBED schreiben? Entweder man liebt sie, oder man hasst sie. Wer ihnen ihre Stiländerung übel nimmt, wird wohl eher zu letzterem neigen. Vom Sonnenstich gebeutelt bibberte ich im Auto vor mich hin und lauschte den Klängen von "Sinners Bleed", ein Song von der "Clandestine"-Scheibe, eine Zeit, wo noch alles in Ordnung war und man sich nicht dem Rock’n’Roll im ausschweifenden Maße hingab. Mit "Revel In Flesh" packten sie sogar noch einen Kracher aus NIHILIST-Tagen aus, der später für "Left Hand Path" neu aufgenommen wurde. Songs wie "The Hollowman" und "Demon" rissen mich jedoch aus meinem Retroschwelgen und brachten mich zurück in die bittere Realität. "Danke, meine deutschen Freunde…!", meint L.G. zum begeisterten Publikum. Ich fands nicht so prickelnd…, das sahen aber wohl nicht alle so. Den Fanreaktion vor der Bühne folgend gaben ENTOMBED noch zwei Zugaben zum Besten - vor der Bühne war es endlich voll, und tobenden Beifall gab es für den Auftritt auch.


LACRIMAS PROFUNDERE cancelten überraschend ihre Show ohne nähere Angabe von Gründen. Nicht sehr professionell, muss ich sagen. Stattdessen sprangen COMMANDER ein, die mit ihrem soliden Death Metal eigentlich den nächsten Tag hätten eröffnen sollen. Ein würdiger Rausschmeißer der es schaffte zahlreiche Fans trotz zunehmender Kälte vor der Bühne zu halten. Die Berliner machten einen mehr als sympathischen Eindruck, die blonde Bassistin kam vor allem bei den vielen männlichen Fans gut an. COMMANDER lockerten ihren Death-Sound durch zahlreiche Thrash-Einschübe auf, die ausgezeichneten Vocals und Gitarrenarbeit des vom Stageacting an einen Hetfield erinnerten Frontmannes taten den Rest, um einen würdigen Abschluss des Festivaltages zu gestalten.


(Chris/Hardy)


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