Konzert:

Bon Jovi, Gianna Nannini - Stuttgart, Gottlieb-Daimler-Stadion

Konzert vom 29.05.2008Er bzw. Sie kamen, spielten und siegten souverän - nee es geht nicht um Fußball sondern die Rede ist von BON JOVI. Die vier Herren lieferten eine so absolut überzeugende Vorstellung, wie es sich die meisten der Anwesenden letztlich auch erhofft hatten und vielleicht noch ein wenig besser sogar. Und dann gab es sogar noch ein paar richtige Überraschungen u.a. bei bei der Setlist an diesem Abend, doch dazu später etwas mehr. Über 40.000 enthusiastisch mitgehende Fans feierten also fast 2 3/4 Stunden lang bei bestem Grillwetter zusammen mit den US-Rockern von BON JOVI im Stuttgarter Gottlieb-Daimler-Stadion eine riesengroße Party mit natürlich ganz ganz viel Retroflair.



Die äußeren Bedingungen passten also bestens, die Anreise klappte bei den meisten Zuschauern ebenfalls ohne größere Staus, insbesondere wer die öffentlichen Verkehrsmittel nutzte war klar im Vorteil, an den Verpflegungsständen gab es auch keine größeren Wartezeiten und der Sound von der opulenten Bühne war insgesamt solide bis in die hintersten Ränge.




Zum Auftakt des Konzerts kam die, für einen Großteil der Fans doch etwas überraschend ausgewählte, 80er Jahre Rockröhre GIANNA NANNINI mit Band als Anheizer zum Zuge. Trotz anfänglich noch deutlicher Zurückhaltung gelang es ihr zunehmend das Eis zu brechen und somit wurde der Abgang nach einer knappen Stunde mehr als nur mit einem anerkennenden Schlussapplaus belohnt. Völlig zu recht, denn die Italienerin hat immer noch ein tolles Organ und kämpfte sich mit ihrer solide spielenden Band, ohne eigene Bühnendekoration und ohne jegliche Übertragung auf die noch schwarzen Videoleinwände durch ihr Best-Of Programm. Sie probierte alles um die mit großer Inbrunst vorgetragenen Songs optimal klingen zu lassen, versuchte ständig mit großen Gesten die Fans zu animieren - und die sympathische Sängerin hatte Erfolg damit. Zumindest ein Großteil des Stuttgarter Publikums war nach anfänglichen Schwierigkeiten überzeugt, die ehrlich sowie natürlich wirkende Ausstrahlung sowie das präsentierte Songmaterial kamen ganz gut an.



Die rein optisch recht dünn wirkende Lady mit der großen, manchmal leicht krächzig-rauchigen und dann wieder weich und ungeheuer kraftvollen Stimme holte neben ein paar neuen Songs fast nur Klassiker aus der aktuellen Zusammenstellung "GiannaBest" aus dem Repertoir. Natürlich vorwiegend aus den 80'ern stammend, wurden bekannte Songs wie "Bello E impossibile", "Latin Lover", Fotoromanza" "I maschi" oder den WM Hit von 1990 "Un Estate Italiana " sogar von so manchem Besucher auf den Tribünen mit irgendwelchen wilden Fantasietexte mitgeträllert.




Dann kamen BON JOVI. Dank einer technisch bestens ausgefeilten Show und klasse visueller Umsetzung mit mehreren variablen Videoscreens hatten Frontmann John Francis Bongiovi alias John Bon Jovi und Band mit ihrem typisch fetten, hochmelodischen Ami-Stadionrock die Massen ab der ersten Minute voll im Griff. Mit dem gelungen ausgeklügelten Mix aus bekannten Gassenhauern und schmachtvoll-pathetische Balladen war man jederzeit Herr der Stimmungslage. Zum Glück lag an diesem lauen Sommerabend die Betonung deutlich mehr auf Rock und so kamen nur relativ wenige Stücke aus der doch sehr ruhigen und mir persönlich etwas zu countrylastigen neuen Scheibe „Lost Highway“ zum Einsatz. Gegenüber den Vorkonzerten in Gelsenkirchen und München gab es erneut eine veränderte Setlist. Der Start erfolgte leider kurz vor 20 Uhr, eigentlich etwa zu früh bzw. zu hell für diese imposante Lichtanlage. Aber egal, schnell vom Bierstand weggestürmt und los ging die Party. Ein dumpfer Herzschlag schallt durch die Boxen, ein dunkelrotes glühendes Herz flackert riesig über die Schirme, eine nette Explosion - so wird die treue Fangemeinde von BON JOVI auf das nun folgend opulente Bühnengeschehen eingestimmt.




Eigentlich wollten die meisten Fans sowieso "nur" mehr oder weniger die bekannten Knaller bzw. die guten alten Schoten hören und die gab es dann auch und zwar reichlich. Es ist schon erstaunlich, was sich so in den letzten 25 Jahren bei BON JOVI so alles angesammelt hat, da waren wirklich eine ganze Menge große Hits. „Lost Highway“ war als Opener und solider Einsteig für dieses Open Air ganz in Ordnung. Aber dann: Die Herren lassen es richtig krachen, nur keine Experimente: "Born To Be My Baby", und dann gleich "You Give Love Bad Name" und nachfolgend quasi als Motto des Abends „Raise Your Hands". Die aufgeputschte Menge ging ab wie Hausmeister Krause’s Rasenmäher und folgt nicht nur hier bedingungslos – und hinterher dann noch der erste Singlehit aus dem Jahr 1983 "Runaway" – ja so muss dass einfach sein. Auf den Videowänden gab es dazu stets passend die richtige Bebilderung, mal in Schwarzweiß dann wieder farbig. Links und rechts neben der Bühne werden über ein paar Aufgänge die Edelfans auf Sofortkontakt an die Band herangeführt - für 800 EUR kann man dies auch verlangen. Später dann das gleiche Spiel nochmal für kurze Zeit.




Dann machen die Jungs weiter so richtig auf Party. Es tönt "Rockin’ All Over The World" von STATUS QUO aus den Boxen, zwar schon tausendfach (tod)gehört aber in einer fetteren Version immer noch ein absoluter Bringer, da muß man einfach mitgehen. Jetzt folgen ein paar Takte des eher unspektakulären "Sleep". Aber plötzlich stimmt Mister Bon Jovi "Mercy" von Duffy aus den aktuellen Charts ein, um dann in ein wirklich fulminantes "Start Me Up" Cover von den STONES zu münden. Dass kann sicher nicht jede Band so passend rüberbringen. Und auch bei "Bad Medicine", bei dem sich auf den riesigen Video-Leinwänden Striptease-Tänzerinnen räkeln (lechz, oder was), wird dies nochmal mit einem anderen Song verwebt, hier hängt man den Soul-Klassiker "Shout" geschickt hintendran. Dazwischen, dass muß bei BON JOVI natürlich auch sein, herzergreifende Balladen. Wobei von vielen bedauert wurde, das weder „Bed Of Roses“ noch „Always“ bei diesem Gig gespielt wurde, stattdessen von der neuen Scheibe das grässlich kitschige "(You Want to) Make A Memory", hätte nicht sein müssen. Egal, d afür entschädigt eine fantastisch rockige Version von „I’ll Be There for You“, nur gesungen von Klampfenmann Richie SAMBORA - und der Mann kann ebenfalls gut singen. Überhaupt war der leider oftmals etwas unterschätze „Zweite“ Mann und sein prägnantes Gitarrenspiel wieder einmal erste Sahne. "Who Said You Can’ t Go Home?" kam erstaunlich gut rüber, trotz Countryflair und ein paar langsameren Takten, aber dann Kracher wie „It’s My Life" und „Have A Nice Day“ sind halt nicht zu toppen, da singen alle den Chorus mit und die Hände recken sich gen Himmel in massentrunkener Glückseeligkeit. Ein weiters Highlight ist eine klasse groovig-soulige "Keep the Faith“-Version und zum Abschluss des regulären Teils noch die Hymne schlechthin "Livin’ On A Prayer".



Dann die Zugaben, aber was kann da noch groß kommen? Zunächst mal kam John sehr zur Freude des Publikums im Trikot der deutschen Fußball- Nationalmannschaft (Nummer 8, Thorsten Frings, als Fußballer eher der Typ ehrlicher Arbeiter - passt also bestens) auf die Bühne zurück und dann wird neben dem selten gespielten „Wild Is The Wind“ natürlich noch "Wanted Dead Or Alive" intoniert, ebenfalls ein Klassiker mit authentischem Westernfeeling. Insgesamt war’s ein Klassekonzert, da gibt’s nichts zu meckern auch wenn mich beim anschließenden Burgerkehraus eine Lady belehren wollte, „awwer nch ä paar älteri Sache hätte se schon noch schpiele känne ooder?“ als wüsste ich nicht, dass etwas Wesentliches gefehlt hätte, Daumen hoch Punkt und Schluss!





Setlist:

LOST HIGHWAY

BORN TO BE MY BABY

YOU GIVE LOVE A BAD NAME

RAISE YOUR HANDS

RUNAWAY

ROCKIN' ALL OVER THE WORLD

SLEEP w/ Mercy & Start Me Up

LAST NIGHT

WHOLE LOT OF LEAVIN'

IN THESE ARMS

(YOU WANT TO) MAKE A MEMORY

CAPT. CRASH

WE GOT IT GOIN' ON

IT'S MY LIFE

FAITH

I'LL BE THERE FOR YOU

BOUNCE

HAVE A NICE DAY

WHO SAYS YOU CAN'T GO HOME

BAD MEDICINE w/ Shout

DRIFT AWAY

LIVIN’ ON PRAYER



Zugabe:

LIVING IN SIN

WILD IS THE WIND

WANTED DEAD OR ALIVE

ANY OTHER DAY