Blood Duster, Yacöpsae, Irate Architect - Fundbureau, Hamburg
IRATE ARCHITECT hatten die Ehre, für die australischen Asis zu eröffnen und legten mit einem unmenschlich lautem Sound los. Leider ging das zu Lasten der Gitarre, die man die ganze Show über nicht hörte - dafür gab’s aber ordentlich Basswummern. So konnte ein großer Teil der Leute im gut gefüllten Konzertraum des Ladens nur erahnen, was das Quartett genau vorhatte. Death/ Grind Marke DYING FETUS würde ich mal sagen und von dem, was zu hören war, ging es in Ordnung. Sehr breaklastiges Material, das trotzdem nachvollziehbar wurde und nie abgehackt wirkte. Dazu ein Sänger, der sich wirklich alle Mühe gab, das Publikum zu animieren, aber dank des Sounds bemerkenswert erfolglos blieb. Seinen eigentlich Job am Mikro machte er da schon deutlich besser.
Kollegin Lattwesen meinte einmal, dass eine ATG-Reunion musikalisch wünschenswert, aber kein optischer Genuss wäre. Die YACÖPSAE sind noch nicht so alt wie die Herren Schweden und optisch auch ansprechender, gehen aber in die Beamten-Ecke, vor allem der Drummer. Würde mich nicht wundern, wenn er tagsüber Versicherungen verkaufen würde - womit er der coolste Versicherungsmensch Hamburgs wäre… Von der Split mit SANITYS DAWN wusste ich, was mich für ein heftiges Geprügel erwarten würde und wurde von den drei Herren auch nicht enttäuscht. Power Violence nennen sie ihre Mucke und ordentlich Power steckt da wahrlich drin. Man kann’s auch Grind oder so nennen, das ist egal. Laut (aber diesmal mit hörbaren Gitarren), dreckig und schnell. Den anwesenden Punks gefiel und wurde durch ordentlich Pogo gewürdigt, was einem Fan direkt vor der Bühne aber mächtig auf den Zeiger ging und er eine Pause nutzte, um sich bei den ???aggressiv tanzenden" Kerlen mal zu beschweren. Nicht, dass es was genützt hätte. Aber wer sich bei einer solchen Krachtruppe direkt vor die Bühne stellt, müsste eigentlich wissen, was ihn erwartet. Die YACÖPSAE ließen sich von den Schwierigkeiten vor der Bühne nicht irritieren, sondern hatten selbst genug, der Drummer hätte fast das Schlagzeug durch die Gegend gepfeffert, weil die Snare nicht nach seinen Wünschen festbleiben wollte. Das führte dazu, dass er von Song zu Song aggressiver wurde, was für die YACÖPSAE kein Nachteil war. Eine routinierte brutale Show war dann leider irgendwann zu Ende und die Punks gingen nach Hause.
Umgedrehte Kreuze können auch cool aussehen. Jason P.C., mit Kunstblut besudelter Sänger von BLOOD DUSTER, kombinierte ein überdimensioniertes Kreuz mit Biker-Sonnenbrille und Bandana und war damit definitiv der coolste Kerl im Laden. Kunstblut hatten seine Kollegen auch vorzuweisen, aber leider war’s das mit persönlichen Gimmicks. Nach zwanzig gespielten Shows der Tour hatten BLOOD DUSTER eine anständige Routine entwickelt und rockten sich tight durch ihren knapp einstündigen Set, der alle Schaffensphasen abdeckte. Der Schwerpunkt lag zwar zu gleichen Teilen auf ???Cunt" und ???Blöd Düster", aber auch ein paar ältere Sachen kamen zum Zug und passten sich nahtlos in den Set ein. Wie zu erwarten glänzte Jason P.C. mit Ansagen Marke ???nicht nett" und beschimpfte die Anwesenden permanent, aber immer mit einem Augenzwinkern. BLOOD DUSTER bewiesen, dass sie auch live ihre Kombination aus MOTÖRHEAD und Grind ohne Abstriche rüberbringen können und waren das, was man unter grandios im Wörterbuch findet. Der Mob vor der Bühne tobte und trotzte den Aussies noch zwei Zugaben ab. Dann war Ende, leider ohne ???Dis-Organ-Ized". War trotzdem schön, auch wenn kein Koala auf der Bühne geopfert wurde.