Konzert:

BLIND GUARDIAN - Ulm, Ulmer Zelt

Konzert vom 08.07.2023

Da werden ausnahmsweise nach einigen Jahren der Abstinenz wieder größere Metalbands in Ulm angekündigt, und was passiert?! SAXON und RAGE im Roxy fallen aufgrund von Krankheit ins Wasser, und VOIVOD spielen im Roxy auch nicht, weil… siehe einen Satz weiter. BLIND GUARDIAN jedenfalls sagen nicht ab, auch nicht zwei Tage vorher, und parallel findet auch kein Festival statt, das sie dem Ulmer Zelt „klauen“ könnte. So begibt es sich, dass das Zelt bei bester Laune und sommerlich-heißen Temperaturen in letzter Minute ausverkauft ist und man bereits auf der Straßenbahnfahrt in die wunderschöne Friedrichsau diverse Herren (viel mehr) und Damen (leider viel weniger) unterschiedlichsten Alters und in bunte BLIND GUARDIAN-Gewänder gehüllt vorfindet.

Eine Supportband gibt es heute leider nicht, und so startet das Krefelder Quartett, auf der Bühne verstärkt von Keyboarder Michael Schüren und Johan van Stratum am Bass (der sich aus Sicht des Publikums ganz schüchtern in der hinteren rechten Ecke versteckt), eine sehr starke Zeitreise durch seine inzwischen 35-jährige Diskografie. Meine persönliche Befürchtung, die Hauptlast der Setlist primär auf das neue Album „The God Machine“ zu legen und nur am Ende des Gigs ein paar Klassiker auszupacken, erfüllt sich glücklicherweise nicht. Und als es mit dem grandiosen „Imaginations From The Other Side“ losgeht, kommt selbst beim ansonsten allgemein gerne sehr verhaltenen Ulmer Publikum so etwas wie Stimmung auf, die im Laufe des Sets noch weiter an Fahrt aufnimmt. Das liegt zum allergrößten Teil an der famosen Setlist, die gerade einmal drei Songs aus dem neuen Jahrtausend (!) offenbart („Deliver Us From Evil“ und „Violent Shadows“ vom neuen Album sowie „Sacred Worlds“ von „At The Edge Of Time“) und ansonsten ausschließlich Material der 80er- und 90er-Jahre preisgibt. Sänger Hansi Kürsch ist mit seinen rund 40 Jahren Bühnenerfahrung ein ausgezeichneter Entertainer, der sich zwar anfangs ein wenig über das „Zirkuszelt“ lustig macht, die gesamte Show aber trotz gefühlter 80 Grad Celsius (die Seitenverkleidungen des Zelts werden im Laufe des Konzerts nach oben geklappt, damit das Publikum nicht nach unten klappt) souverän und nach eigener Aussage als „Zirkusdirektor“ dirigiert. Und auch heute sind BLIND GUARDIAN - nicht nur angesichts der Hitze - keine über die Bühne fegenden Derwische, das waren sie auch früher nie, sondern leben von ihren grandiosen Mitsinghymnen, von denen vor allem „Nightfall“, „Lord Of The Rings“, „Ashes To Ashes“, der unvermeidliche und wie immer fast alleine vom Publikum getragene „The Bard’s Song“ (ich persönlich könnte auf die Nummer verzichten, aber ohne wird es wohl in diesem Leben keine Show der „Blinden Gardinen“ mehr geben!) und das im Zugabenteil ausgepackte „Valhalla“ mächtig zünden und die Temperatur im Zelt noch weiter in die Höhe treiben.

Lediglich das zwar auf der Setlist ausgewiesene, aber letztlich doch nicht gespielte „Traveler In Time“ wäre das Sahnehäubchen an diesem Abend gewesen, aber am Ende ist nach knapp zwei Stunden mit allergrößter Wahrscheinlichkeit kein BLIND GUARDIAN-Fan enttäuscht nach Hause gegangen, zumal es der letzte Abend dieser Saison im Ulmer Zelt ist, an dessen Ende das obligatorische „Austrinken“ steht. Aber das ist eine andere Geschichte…

 

Setlist:

  • Imaginations From The Other Side
  • Welcome To Dying
  • Nightfall
  • Script For My Requiem
  • The Quest For Tanelorn
  • Lord Of The Rings
  • Time Stands Still (At The Iron Hill)
  • Deliver Us From Evil
  • Ashes To Ashes
  • Violent Shadows
  • The Bard’s Song - In The Forest
  • The Bard’s Song - The Hobbit
  • Majesty
  • Sacred Worlds
  • Valhalla
  • Mirror Mirror


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