Konzert:

Baroness und Vitamin X - Berlin, SO 36

Konzert vom 22.06.2017

Während der BARONESS-Tour zum neuen Album „Purple“ musste der Auftritt in Berlin eine Woche nach hinten verschoben werden – ins gute alte SO 36. Und wie auch sonst bot der Club ein tolles Ambiente für die Bands des Abends.

 

Den Anfang machen Vitamin X mit ihrer Kombination aus (Hardcore-) Punk mit hier und da immer wieder hervortretenden Thrash-Einflüssen zum Besten. Die Lieder sind selten länger als 90 Sekunden, sodass insgesamt ein richtiges Oldschool-feeling durchkommt. Da schmeckt das Bier gleich besser. Zusätzlich gibt es nach jedem Song (!) mehr oder weniger (meist weniger) ernste Ansagen, die das Publikum anheizen sollen oder zeigen, dass die Bandmitglieder sich selbst nicht allzu ernst nehmen und so für Stimmung sorgen. Die Performance selbst ist so Energiegeladen wie die Songs kurz sind. Vor allem der Sänger ist permanent damit beschäftigt, durch die Gegend zu springen und zu rennen. Und wenn das Publikum sich auf gewöhnlichem Wege nicht zum Circle Pit motivieren lassen will, nimmt dieser es schon mal selbst in die Hand, stellt sich vor die Bühne und versucht, so etwas in Bewegung zu bringen. Dass es dennoch nicht geklappt hat mag wohl daran liegen, dass der typische BARONESS-Fan weniger Circle-Pit-affin ist als es Hardcore-Punker gern hätten. Nichtsdestotrotz bleibt gebührender Applaus nicht aus. Apropos BARONESS: als Gastmusiker kommt dann noch John Baizley auf die Bühne und spielt einen Song mit – wohl gemerkt: er kann anscheinend nicht anders, als den ganzen Song (also ca. 70 Sekunden) vor sich hinzugrinsen, während er die Riffs runter schreddert. Leider endet der Auftritt bereits nach 30 Minuten. Der Sänger entschuldigt sich, dass der Soundcheck ebenfalls als halber Song gelte und man deshalb nun fertig sei. Immerhin in ihrer Haltung sind sie konsequent, doch beim nächsten Mal dürfen es gern auch 35 Minuten sein.

 

 

Zum Klang eines epischen Intros betreten BARONESS sodann die Bühne und werden vom Publikum gebührend empfangen. Schon witzig, wenn man bedenkt dass die Band für einen Grammy nominiert wurde und dann in einem doch recht kleinen Club spielt. Am Spirit fehlt es aber nicht – alle Mitglieder von BARONESS zeigen rege Spielfreude und halten diese Attitüde den kompletten Abend aufrecht. Mit an Bord ist natürlich auch die noch sehr neue Gitarristin Gina Gleason, die mit BARONESS das erste Mal in Berlin spielt. Und was soll man sagen – die Frau macht ihren Job wirklich vorbildlich. Ihr passioniertes Gitarrenspiel verbindet sich mit äußerster Präzision. was hier für sie besonders hervorgehoben wird, gilt gleichermaßen für die gesamte Band – jeder Ton, jede Note sitzt. Oder um es mit den Worten eines anderes Zuschauers zu sagen: „Spot on, fucking brilliant!“. Besonders auffällig ist dabei das konstant hohe Niveau des Schlagzeugspiels. Auch am Sound finde ich beim besten Willen nichts zu meckern. Die Lieder klingen beinah exakt wie auf den Alben und sind ebenso gut abgemischt. Als kleiner Zusatz passt die Farbe der Bühnenbeleuchtung zur Farbe entsprechender Alben, denen das jeweilige Lied entstammt. Die Setlist selbst besteht ungefähr zur Hälfte aus Liedern vom aktuellen Album „Purple“, der Rest besteht fast ausschließlich aus Stücken von „Yellow & Green“. Doch zum Ende hin (sowie während der Zugabe) werden immerhin noch „The Gnashing“ und „Isak“ gespielt, womit wohl einige Fans vertröstet wurden. Dies könnte natürlich dem/der ein oder anderen aufstoßen, auch wenn die Songauswahl nichtsdestotrotz keine schwachen Songs enthielt - im Gegenteil.

 

Alles in allem war es also ein gelungener Konzertabend, der nicht nur mit einer stylischen Location, sondern auch mit zwei Bands aufwarten konnte, die den Abend durch ihre Verschiedenheit spannender gemacht haben und jeweils eine wirklich gute Performance hingelegt haben.

 



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