Baroness, Nebra - Hamburg, Hafenklang
War das Hafenklang am Tag vorher noch von Bier, Männerschweiß und Kutten erfüllt, regierte beim BARONESS-Gastspiel im (erneut ausverkauften) Laden das Hornbrillen tragende Visions-Leser-Publikum plus Freundin, erweitert um eine Handvoll Stoner-Typen. Keine Überraschung, wurde „Blue Record“ doch zum Metalalbum des Jahres in besagter Postille gekürt.
NEBRA hatten es nicht leicht, das Publikum auf seine Seite zu ziehen, dafür war die Bühnenperformance der Band zu ruhig und die rein instrumentalen Songs zu sperrig. Auch wenn die Musiker recht sympathisch wirkten, waren sie zu ruhig und zurückhaltend, um zu mehr als Höflichkeitsapplaus zu animieren.
BARONESS hatten generell erstmal Bock auf die Show und bauten flott ihr Drumkit auf, stöpselten die Gitarren ein und legten los. Allen voran der langmähnige, ohne Pick spielende Bassist tobte über die Bühne und riss seine Saitenkollegen mit, es ihm gleich zu tun. Die ließen sich nicht lange bitten und posten ordentlich, wobei Shouter John zusätzlich mit seinem ausgehakt wirkenden Kiefer beeindrucken konnte. BARONESS zockten sich durch ihre Historie, bei der schnell klar wurde, dass auch „Red Album“ genau wie die EPs feinsten rotzigen Metal bieten, der Live hervorragend funktioniert – aber was macht das Publikum? Von ein, zwei Ausnahmen abgesehen wird nur gefällig der Kopf genickt und zum Ende eines Songs hin (mehr oder weniger frenetisch) applaudiert. Das passte nur so halb zusammen, zumal alle Anwesenden ziemlich angetan vom 70-minütigen Set der Band zu sein schienen. Merkwürdig. Ob es an den eh schon subtropischen Temperaturen im Hafenklang lag? Immerhin schien es noch einen Ticken vollen und deutlich schwüler als am Tag zuvor bei MUNICIPAL WASTE gewesen zu sein. Wie dem auch sei, BARONESS hatten ihren Spaß, präsentierten ihre Tattoos und ließen sich zu einer Zugabe überreden, schien ihnen also genauso gefallen zu haben wie dem Publikum.
Nebra