Balzac, Shadow Reichenstein - Hamburg, Logo
SHADOW REICHENSTEIN machten pünktlich den Anfang und kamen mit Uniform-mäßigem Outfit auf die Bühne. Der Drummer mit Pickelhaube und Gasmake stahl dem Sänger beinahe die Show – der hatte, Narzist wie jeder gute Sänger, sich nicht völlig dem Uniformitätsgedanken unterworfen und die Ärmel seines Hemdes abgeschnitten. Wäre sonst ja auch zu einfach… Hochmotiviert legten die Amis los und konnten vom Start weg auf einen großen tobenden Mob vor der Bühne schauen, der sich den ganzen Gig über hielt. Es fiel nicht schwer, sich zu dem eingängig-charismatischen Horrorpunk der Band zu bewegen, so dass niemand wirklich stillstand. Die Stimmung wurde mit jeder Ansage und mit jedem Songtitel besser („Dracual Built My Hotrod“), das Publikum erwies sich dabei als sehr textsicher und ließ sich bereitwillig für die Ansage-Spielchen einspannen. Auf der Bühne hatte sich der Drummer nach drei Sons seines Kopfschmucks entledigt und den Sänger somit in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt. Der heimliche Star war aber der Bassist, der abwechselnd wie irre ins Publikum stierte und in bester Glenn Danzig-Manier poste. Es gab also genug zu sehen, zu hören und zu tanzen, um die 45 Minuten wie im Flug vergehen zu lassen. Nach der mehr als verdienten Zugabe war Schluss und die Bühne frei für BALZAC.
Die kamen uneinheitlich gekleidet auf die Bühne und legten ebenso motiviert wie SHADOW REICHENSTEIN los, womit sie genau so gute Reaktionen einfahren konnten, besonders der Mob direkt vor der Bühne ließ sich vom in die Beine gehenden Sound der Japaner einfangen und legte einen Zahn zu. Da flogen nicht nur die Körper (auch wenn ein Crowdsurfer derbs unsanft auf den Boden knallte), nach und nach standen immer mehr Kerle mit nacktem Oberkörper rum und brachten den Punk in Horrorpunk zum Vorschein. In den hinteren Reihen war das Interesse derweil aber etwas weniger ausgeprägt als bei den Amis, vielen schien die Musik auf Dauer zu eintönig zu sein (wie ja Kollege Jan bei Review des letzten BALZAC-Albums anmerkte). Klar machte die Musik Laune und die putzigen Ansagen in Japano-Englisch allein waren das Eintrittsgeld wert, aber etwas mehr Abwechslung in den Songs wäre toll gewesen. So zog sich der Set ein wenig und die Reihen leerten sich dezent. Trotzdem hatten BALZAC Spaß, hatten der Mob Spaß und gab es eine Zugabe. Also doch ein guter Konzertabend.