Axxis, Vanden Plas, Alev in Walldürn - Arena
Die äußeren Voraussetzungen in der Halle selbst waren hervorragend, die Getränkepreise zivil und so stand einem gelungenen Konzert nichts mehr im Wege. Nachdem sich Kollege Hardy bereits Stunden vorher mit AXXIS-Röhre Bernhard Weiss in einem äußerst ergiebigen Frage -und Antwortenclinch begeben hatte (siehe unser aktuelles Interview!) und auch der ausgiebige Soundcheck zur Zufriedenheit aller abgeschlossen war, konnten bereits die ersten Fans eingelassen werden. Etwas schade war leider die insgesamt relativ schwache Zuschauerresonanz von nur rund 400 Fans, die sich zum Besuch dieses Konzerts entschlossen hatten - eines gleich vorneweg, sie sollten aber ihr Kommen nicht bereuen.
Um ca. 20 Minuten nach Acht enterte dann die Münchner Nachwuchsband ALEV die Walldürner Bühne und legte gleich los wie die Feuerwehr. Die Gruppe hat sich nach ihrer noch recht jungen Sängerin benannt und präsentierte insgesamt gesehen einen durchaus gelungenen Mix aus Rock und Metal, der sich zur Orientierung irgendwie ganz grob als die "CRANBERRIES meets Metal" beschreiben läßt.
Natürlich stach die erst 20jährige Frontfrau mit ihrem ausdruckstarken Organ aus der Band deutlich heraus, denn diese glasklare, Wahnsinns Stimme mit viel Volumen und Ausdruckstärke setzte immer wieder tolle Akzente. Egal ob bei den schnelleren oder auch bei den langsameren, teilweise recht melancholisch angehauchte Tracks, die Musik kam einfach an und die Zuschauer quittierten es mit viel Beifall. Auch die Instrumentenfraktion der "Restgruppe" unterstützte "ihre" Stimme immer wieder tatkräftig mit abwechslungsreichen Gitarren, Bass, Schlagzeug und Keyboardspiel, wenn auch der Sound wie bei Vorgruppen so üblich, nicht gerade berauschend war. Die Band selbst beschreibt ihre Songs als wild, jung und erfrischend und dies kann man nach diesem Gig durchaus bestätigen, ALEV haben sicher viel musikalisches Potential, bin schon auf den ersten Silberling gespannt. Alles in allem eine überzeugende 30-minütige Vorstellung mit viel Energie, professionell Vorgetragen und es hat richtig gerockt!
Nach einer kleineren Umbaupause kamen dann nach einem längeren mystischen "Dracula-Intro" die Pfälzer Progmetalformation VANDEN PLAS, die mit ihrem letzten wirklich genialen Album "Beyound Daylight" entgültig den Durchbruch an die internationale Spitze dieses Genres geschafft haben. Eigentlich "nur" als Ersatz für die kurzfristig ausgefallenen JADED HEART zu diesem Auftritt gekommen, waren besonders die beiden anwesenden Redakteure schon sehr gespannte darauf, ob die Band ihren vorauseilenden Ruf eine herausragenden Liveband zu sein, würde bestätigen können - und sie taten es durchaus eindrucksvoll.
Ich hatte die Jungs zum erstenmal vor ein paar Jahren mal als Vorgruppe von DREAM THEATRE bewundern dürfen (wobei sie mir da fast besser gefielen als DT selbst!) und auch diesesmal blieben musikalisch keinerlei Wünsche offen. VANDEN PLAS boten gewohnt anspruchsvollen progressiven Metal mit einem guten Gesamtsound und einem nicht alltäglichen hervorragendem mehrstimmigen Livegesang. In den knapp 60 Minuten Spielzeit wurden in der Mehrzahl die Songs aus dem aktuellen "Beyond Daylight" präsentiert und hierbei kamen die Stärken dieser Formation überdeutlich zum Tragen: Tolle Melodien, exquisiter Instrumentalpassagen und intelligente Arrangements - alles zusammen mit einem guten Schuß Härte. Ein Highlight des Programms war sicherlich die kraftvollen Ballade "The Healing Tree" aber auch "I can see", "Free the Fire" oder "Into the Sun" bestachen durch tolle, episch-hymnische Refrains kombiniert mit virtuos-technischer Passagen. Immer wieder versuchen Vanden Plas auch die Zuhörer mitzuziehen und vor allem der Ausnahmesänger Andy Kuntz ließ nie locker, um die Menge zum mitgehen, klatschen und bangen animieren.
Allein das an diesem Abend anwesende Publikum konnte mit dieser, bei aller Eingängigkeit, doch recht anspruchvollen Musik nicht ganz so viel anfangen und war halt mehr auf AXXIS fixiert. Die Band lies sich jedoch nicht aus dem Konzept bringen und bot trotzdem ein musikalisch hochwertiges Konzert. Letztlich viel wohl auch mangels Begeisterung der Fans dann die geplante Zugabe "Rainmaker" aus - schade hätte ich sehr gerne noch gehört.
Und dann kamen sie endlich, von den Fans bereits sehnlichst gefordert - kurz nach 23.00 Uhr startete ein magisches Keyboardintro und dann stürmte auch schon Sänger Bernhard Weiss mit wehenden Haaren voraus, ganz in Schwarz mit seinen Mannen auf die Bühne. Das kleine Handicap, mit Stefan Jeske einen Ersatz für den bis Ende des Jahres leider kranken Stammdrummers Ritchie Michalski einsetzen zu müssen, merkte man AXXIS übrigens in keiner Minute des Sets an.
Mit einem klaren und druckvollen Livesound, der zum Glück etwas rauer als auf den teilweise recht glattpolierten Studiowerken rüberkam, überzeugten die Mannen um Berny von Beginn an hundertprozentig. Auch der hammoundorgelmäßige Sound von Haarspraywunder Harry Oellers kam richtig gut aus den Boxen gewummert. Egal ob die aktuellen Songs von der letzten Axxisscheibe Eyes of Darkness wie "Sun goes down", "Brother Moon" oder auch altbewährtes wie "Save me" oder "Little Look back", die Jungs aus dem Pott zeigten allen Anwesenden, was eine richtige Harke ist und daß diese Band noch längst nicht zum alten Eisen gehört. NuMetal hin oder her. Im Gegensatz dazu wirkte auf mich ein BONFIRE-Gig vor ca. drei Wochen bei einem Bikertreffen schon ein wenig wie eine "Altherrenvorstellung", zumindestens was die Dynamik und das Tempo anging.
Das Publikum war auch sofort Feuer und Flamme, ging immer wieder so richtig toll mit ihren Heroen ab und bildete beinahe schon obligatorisch bei fast jedem Track den vielstimmigen Backgroundchor für die typischen AXXIS Hymnen.
Äußerst bemerkenswert wie cool und lässig Sirene Frontman Bernhard "sein" Publikum jederzeit voll im Griff hatte, egal ob es um das heimische Distelhäuser Bier ging, das angeblich für die kurzen Haare bei der Mehrzahl der Fans verantwortlich sei, ständige Aufforderungen aus dem Saal nach "ausziehen!" oder zwischendurch diverse Mitsingspäße von Fans auf der Bühne mit einem Heliumluftballon (gibt diese tolle Mickeymausestimme!) - dieser Mann hatte immer die passende Antwort auf Lager und bewies einfach richtige Entertainerqualitäten. Stets mit einem lockeren Spruch und in ständigem Kontakt mit dem Publikum, gab es massenweise lockere Sprüche mit vielen "Wat´s" und Bemerkungen im Stile von "Wir haben ja heute ein bisschen Zeit und sind ganz unter uns" (eine Anspielung auf die etwas spärliche Kulisse). Neben der klasse Mucke wurde es den Fans so auch verbal betrachtet, nie langweilig über den Abend, das ganze hatte stellenweise schon etwas Comedycharakter.
Zurück zur Musik - auch hier gaben sich AXXIS keinerlei Blöße, es wurde während des Konzertes mehr oder weniger ein aktualisiertes "Best of"-Programm dargeboten bei dem natürlich Knaller "Heaven in Black", "Little War" oder der Song schlechthin "Living in a World" nicht fehlen durften. Von den unrühmlichen Veröffentlichungen "Matters of Survival" und das 1997er viel zu experimentell ausgefallene "Voodoo Vibes" wurde "Gott sei Dank" nichts gespielt. Besonders gelungen auch das Instrumental "Trash in Tibet" das live einfach noch um Längen besser funktionierte und die Band in bester Spielfreude zeigte.
Gegen kurz nach 1.00 Uhr verabschiedeten sich die Jungs klatschnass und nach diversen zugaben diesmal endgültig von der Bühne - zwei Stunden AXXIS live waren wie im Fluge vorüber gegangen. Die Fans hatten eine richtig geilen Metalabend erlebt und wer jetzt immer noch nicht genug hatte, konnte beim Metal Inside Stand noch ein paar Autogramme der Jungs ergattern. Übrigens wurde auf unseren auf unseren aktuellen Newsflyern geschrieben, die Autogrammkarten waren in der Hektik irgendwie vergessen worden ... *g*
Setlist AXXIS:
Intro
Eyes of Darkness
When the Sun goes Down
Brother Moon
My Little Princess
Stay don´t leave me
The four Horsemen
Angel
Little War
Heaven in Black
Save me
Trash in Tibet (instrumental)
Touch the Rainbow
Living in a World
Little look back
Kingdom of the Night
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Waterdrop
Shadowman
Flashback Radio
Na na na hey hey Goodbye