Audrey Horne, Karma To Burn, Gold - Hamburg, The Rock Café

Den Anfang machten GOLD. Reden ist Silber, Schweigen ist...? Die Band kommt zwar aus Holland, aber da es dort bekanntlich auch gute Rauchwaren gibt, inszenieren die Herren ihre Sängerin Milena Eva als Wüstenprinzessin. Im weiten Hemd (das enge Top kommt drunter auch noch zum Vorschein, aber später) steht das Mädel mit quietschig-rotem Lippenstift auf der Bühne und - quietscht. Die Stimmfarbe der Dame ähnelt Heather Nova - aber leider nur in den wenigen Abschnitten, wenn sie auch säuselt. Laut gesungen, scheidet die Stimme Anhänger und Gegner. Leute, die das ausblenden können, wundern sich über die extrem jungen männlichen Bandmitglieder, die um sie herum abgehen wie der Wind - während eben dieser imaginär nur zwischen ihren Armen hindurch ...säuselt. Da waren wir wieder. Wer nachvollziehen möchte, was ich meine, kann in das Album "Interbellum" reinhören.
Weiter geht es mit KARMA TO BURN. Das Stonerrock-Urgestein ist keins mehr. Vom ursprünglichen Line-Up ist nur noch Gitarrist William Mecum dabei. Der immer unterhaltsame Sänger und Zweit-Gitarrist Daniel Davies hat die Band ebenso verlassen wie Rich Mullins, dieses Schätzchen am Bass. Und statt Rob Oswald sitzt nun Evan Devine am Schlagzeug. Dass er das ohne T-Shirt und mit kurzer Buchse tut, führt zu kleinen Witzeleien über das Feine Sahne Fischfilet-Konzert im AJZ Bielefeld. Aber zurück in die Silbersackstraße auf St. Pauli: Auch ohne Vokalisten dröhnt sich das Trio durch 45 Minuten Stonerrock. Zum Bier wird im Takt mit dem Kopf gewippt, und obwohl der Bassist es wohl offensichtlich immer noch nicht fassen kann, dass er jetzt mit seiner Lieblingsband auf Tour ist und deswegen den ganzen Set über schief grinst, werden die meisten Fans in Trance gewippt. Kann man machen - wenn man sich nicht zu sehr an früher erinnert...
Und dann wird das Intro der "Muppet Show" gespielt, und nur noch ein T-Shirt erinnert an die Vorbands: AUDREY HORNEs Sänger Toschie ist ganz offensichtlich auf dieser Tour ein Fan von GOLD geworden. Aber das lenkte nur um Sekunden ab, denn hier wollte heute jeder mitsingen. So bekam diese Show anschließénd auf Facebook den Orden "am lautesten bei "Redemption Blues" mitgesungener Chor". Kein Wunder, "I'm going nowhere today" kann man zwischen 0 und 3 Promille aus vollem Herzen mitsingen, so lange die Band spielt, bewegen einen keine zehn Pferde von der Bühne weg. Die Gitarristen Icedale und Thomas Tofthagen lassen mehr als einmal synchron am Bühnenrand die Melodieläufe auf ihren Gibson-Gitarren hoch und runterschnurren. AUDREY HORNE gehen ab wie die Zäpfchen, und das Wunder ist, dass diese Mikro-Bühne dabei wirkt wie eine Mainstage. Gegen Ende des Sets verlängern gerade Bassist Espen und immer wieder Toschie die Bühnenkante weit nach vorne und machen Ausflüge ins Publikum. Beide tanzen und singen Fans direkt an - die Band nimmt jeden einzelnen Fan im Raum an die Hand und läd ihn oder sie zum Abgehen ein. Gleich viermal machen sie dem Publikum die Endlichkeit deutlich. Bei "The King Is Dead" und "This Ends Here" denkt man die erste beiden Mal "Schade, das war's schon?" - und beide Male geht es noch mal mit Schmackes weiter. Nach "Threshold" bereitet man sich auf das furiose Finale mit "Blaze of Ashes" vor, und dann kommt noch mal "Straight Into Your Grave" als Rausschmeißer. Großartiges Konzert!
Setlist AUDREY HORNE
Redemption Blues
Bridges and Anchors
Youngblood
Show and Tell
Cards With The Devil
Pretty Little Sunshine
There Goes A Lady
The King Is Dead
This Ends Here
Firehose
Threshold
Blaze of Ashes
Straight Into Your Grave