Konzert:
Arch Enemy, Warbringer, Cthonic - Saabrücken, Garage
by Wolfgang M.

Die "Garage" in Saarbrücken ist ein gut organisierter Veranstaltungsort, von der Raumgestaltung an ein großes Zirkuszelt erinnernd und an diesem Abend zu ca. 3/4 gefüllt gewesen. Interessant war die Mischung der Zuschauer. Es lassen sich einige Fans aus den 90er Jahren, die Michael Amott bestimmt auch noch aus seinen anfänglichen CARCASS Zeiten kennen, finden, aber auch neue junge Fans, die noch keine 20 Jahre alt waren und so mit der Geschichte der Band nicht aufgewachsen sein können.
Als gegen 20:15 Uhr WARBRINGER die Bühne enterten, hatte sich bereits ein Großteil der anwesenden Metalheads vor selbiger versammelt. Hinsichtlich WARBRINGER war ich im Hinblick auf das etwas geteilte Echo ihrer letzten CD "Worlds Torn Asunder" etwas gespalten. Umso mehr war ich verwundert, dass die Band live mit ihren Songs an dem Abend vollends zu überzeugen wusste. Auch wenn klassischer Thrashmetal bereits in die Jahre gekommen ist, so bewiesen WARBRINGER mit ihrer energiegeladenen Stageperformance, dass die "Neo-Thrash"-Bewegung aus Kalifornieren auch heute noch zu überzeugen weiß. Frontmann John Kevill war dabei auf der Bühne ein ständiger Unruheherd, der sich an allen Ecken der Stage zeigte und das Publikum immer wieder mit wilden Gesten zu Moshpits animierte. Die Sound der Band ist live unheimlich tight und druckvoll, was nicht zuletzt der Gitarrenarbeit von John Laux und Adam Carroll zu verdanken ist, die einem die Songs in die Eingeweide meißelten. Well done.
Nach einer Umbauphase kamen schließlich gegen 21:30 Uhr ARCH ENEMY auf die Bühne. Diese hatten nicht einen, sondern während der kompletten Show direkt 2 Beamer mit auf die einzelnen Songs abgestimmten Videos links und rechts auf der Bühne eingesetzt. Auch wenn das bombastisch wirkte und sicherlich so manchen Song unterstützte, empfand ich die Technikspielerei, die man eigentlich nur von größeren Liveevents, bei denen man weit hinten stehend schon nicht mehr die Akteure auf der Bühne erkennen kann, etwas überflüssig. ARCH ENEMY haben nämlich eine Vielzahl von Songs in ihrer 15jährigen Karriere geschrieben, die ein Konzert ohne Ausfälle oder Durchhänger, garantieren. Frontfrau Angela Gossow schien an dem Abend auch in bester Stimmung, war sie doch, wie man bei ihrer ersten Ansage erfahren konnte, zuvor noch kurz auf dem Saarbrücker Weihnachtsmarkt gewesen und hat sich dort entsprechend angeheitert. ARCH ENEMY sind keine Band, die die wildesten Mosh- oder Circlepits hervorrufen, dafür sind die Songs der Band oft zu melodisch und verspielt, trotzdem bewies das Quintett an dem Abend, dass man trotz langjähriger Bandgeschichte noch nicht satt ist und den Saal zum kochen bringen kann. So gab es immer wieder Crowd Surfer, die von der Security in den Bühnengraben gezogen wurden. Gitarrenlegende Michael Amott ist mit seinem jüngeren Bruder Chris Amott, der 2007 nach einer zweijährigen Pause wieder zur Band zurückkam, perfekt eingespielt. Beide prägen den Sound der Band und geben live eine Gitarrenwand ab, die klarer und druckvoller nicht sein kann. Der Sound an dem Abend ließ zudem keine Wünsche offen, so dass man nichts zu meckern hatte.
Ein paar Worte zur Sängerin dürfen natürlich nicht fehlen: Angela Gossow ist in der Männercombo nicht nur eine Frontfrau, die optisch, sondern auch gesanglich live zu überzeugen weiß. Die Power auf den Alben bringt sie auf der Bühne ebenso rüber. Frauen, die eine taugliche Death-Metal Stimme haben und internationale Bekanntheit haben, sind bekanntlich rar gesät oder bzgl. der Alben im Studio schönfärbend abgemischt. Gossow hingegen ist Death-Metal durch und durch. Auch wenn sie als Vegetarierin wider Erwarten kein rohes Fleisch isst, was man bei ihrem Gesangstil aber hätte vermuten können. Wenn sie singt, vergisst man, dass eine Frau hinter dem Mikro steht, ohne dass dies allerdings als Pluspunkt angesehen werden muss. Neben den gesanglichen Qualitäten fegt Gossow ständig über die Bühne, animiert die Zuschauer und ist schwierig zu fotografieren, weil sie ständig bangt oder in die wildesten Posen übergeht. Hingegen sind die beiden Gitarristen eher statisch, da sie sich auf das Spielen der Songs konzentrieren, was aber bei einer derartigen Frontfrau nicht ins Gewicht fällt.
Die Setliste des Abends, dieses Mal mit Gewähr (!):
Yesterday Is Dead And Gone
Revolution Begins
Ravenous
Enemy Within
My Apocalypse
Bloodstained Cross
Tacking Back My Soul
Drum Solo
Under Black Flags We March
Dead Eyes See No Future
Chris Amott Gitarrensolo
Michael Amott Gitarrensolo
Diva Satantica
Dead Bury Their Dead
We Will Rise
Zugabe
Snow Bound
Nemesis
Fields (Outro)
"Bloodstained Cross" wurde von Angela Gossow dem vor 10 Jahren an einem Gehirntumor verstorbenen und unvergesslichen Chuck Schuldiner (DEATH) gewidmet. Dass das schon 10 Jahre her ist, wurde mir auch erst an dem Abend bewusst.
Die Band engagiert sich auch für Anmesty International. In einer Zwischenansage bat Angela Gossow den Verband zu unterstützen, da auch in 2011 wieder zahlreich Menschenrechte verletzt wurden und jeder einzelne durch einen nicht notwendig finanziellen Beitrag hiergegen was unternehmen könne.
Wie der Setliste zu entnehmen ist, gab es gleich 2 Gitarrensoli und ein Drumsolo. Klingt etwas überladen, war aber durchaus unterhaltsam, weil überzeugend vorgetragen.
Kurz vor 23 Uhr war die Show dann mit zahlreichen Highlight wie "We Will Rise" oder "Dead Eyes See No Future" vorbei. Für 2012 hat die Band zahlreiche entfernte internationale Auftritte geplant, so dass zu hoffen bleibt, dass man trotzdem wieder bald die Combo in Deutschland begrüßen kann.






