Konzert:

Amulet, Justice, Dean Dirg, The Brats - Bremen, Magazinkeller

Konzert vom 17.10.2004Juhu, Matinee-Zeit in Bremen! Sonntag nachmittags zu einem Konzert gehen, mit der Gewissheit nach ein paar Stunden guter Mucke trotzdem noch vor Mitternacht zu Hause sein, das hat schon was. Wenn dann noch eine so cool rockende Band wie AMULET ansteht, ist die Vorfreude umso größer - und man kann die betrunkenen Horden auf dem Freimarkt besser ertragen. Der Freimarkt schließ das Gelände vom Magazinkeller leider ein, also bleibt einem nicht viel übrig, als sich durch die Massen an Besuchern zu drängen.



THE BRATS machten sich dann auf, den zahlreichen (ich schätz’ mal so 100 Leute) Anwesenden old-schooligen HC/ Punk um die Ohren zu ballern, wie er Anfang der 80er gezockt wurde und von NAPALM DEATH erst kürzlich gewürdigt wurde. THE BRATS waren bis vor Kurzem noch als SURF NAZIS MUST DIE unterwegs und haben sich eine beachtliche Fanbasis erspielt, so dass auch heute eine Menge Leute zu ihren Klängen diverse Körperteile bewegten. Wer aber auch so einen durchgeknallten Sänger/Entertainer hat und einen Basser, der im knallengen Matrosenhemd und mit Kapitänsmütze TURBONEGRO Lügen straft, der kann nur gewinnen. Eben jeder Bassmann hatte die coolsten Posen und irrten Gesichtsausdrücke drauf, während der Sänger das Publikum mit Gummi-Baseballkeulen "schlug" und seine Textzeilen herauskotzen. Roher, simpler, dreckiger als THE BRATS kann man HC kaum noch spielen - einfach geil!



Wenn ein Typ mit verunglücktem Afro, Schnauzbart und in 80er Klamotten bei einem Konzert rumläuft, auf dem 90% der Leute hippe Studenten sind, dann muss es sich um einen Mucker handeln. So auch in diesem Fall: der Kerl, das Relikt der modetechnisch gesehen grausamen Dekade, war Sänger von DEAN DIRG - und als er die Bühne enterte, ging es gleich richtig ab. High Energy Rock’n’Roll, der in die Beine, in’s Hirn, ins Blut geht und keinen, einfach keinen der Anwesenden kalt ließ Ok, ein paar Hardcore-Poser waren wohl zu cool und true HC, um sich derartig respektlosem Punkrock hinzugeben, aber egal. Die zählen nicht. Dem Ohre schmeichelnd, rockend und intensiv rübergebracht, waren DEAN DIRG cooler Punkrock, wie er im Buche steht. Jeder der Band ging bis zum Äußersten und poste sich den Arsch ab, während sie immer noch Rocksongs voller Leben und Energie abfeuern konnten. Ganz großes Tennis!



Die coolen HC-Heinis konnten sich dann bei JUSTICE austoben - da gab’s ordentlich angepissten HC der alten MADBALL-Schule. Wer hier nach Metalcore verlangt hätte, wäre wahrscheinlich ohne Zähne nach Hause gegangen. Obwohl die Belgier anfangs mit viel zu leisem Gesang dabei waren, gab’s von der ersten Sekunde an einen ordentlich Pit, in dem die Kerle flogen. JUSTICE legten eine ordentliche Show hin (machten nur ein wenig zu penetrant Werbung für ihr Merch), aber mir war eher nach einer weiteren Ladung Punkrock.



Und die bekam ich. Nachdem das Schlagzeug umgebaut war (Poser!), kamen AMULET auf die Bühne und die vier Vertreter verschiedener Turbojugend-Ableger (die schon DEAN DIRG ohne Ende geil fanden), bewegten sich vor die Bühne, um die Osloer vom ersten Ton an zu feiern. Mit einem Frontmann, der ähnlich post wie Henk (TURBONEGRO), kann man nicht viel falsch machen, vor allem nicht, wenn der Rest der Band ebenfalls Spass inne Backen hat und mitpost, was das Zeug hält. Wenn man dazu in Sachen Rotzigkeit einen Großteil der skandinavischen Konkurrenz locker in die Tasche stecken kann, sinnfreie lustige Ansagen en masse hat und einfach geile Punkrocknummern, dann kann der Abend nur erfolgreich werden. So war’s es dann auch und AMULET konnten all’ eben aufgezählte Dinge vorweisen. Mittlerweile war es zwar deutlich leerer geworden, aber das störte weder die rockenden Norweger noch die restliche Meute. Hier wurde Rock’n’Roll zelebriert und gemeinsam gefeiert, das es eine Pracht war!